Köln-Dellbrück – „Möhl-Areal“ mit Ideenteil

Perspektive_1

Die Stadt Köln möchte vor dem Hintergrund steigender Einwohnerzahlen dem Bedarf und der Nachfrage nach Wohnraum gerecht werden. Das sogenannte „Möhl-Areal“, das sich gut erschlossen im Siedlungszusammenhang des lebendigen Stadtteils Dellbrück befindet, bietet ein hervorragendes Potenzial für die wohnbauliche Entwicklung. Ein Großteil der Fläche ist im Flächennutzungsplan (FNP) der Stadt Köln bereits als Wohnbaufläche dargestellt.

Der von der Möhl GmbH & Co. KG angestrebte Wandel dieses Areals wurde daher von der Stadt Köln mit der Aufstellung eines Bebauungsplans unterstützt. Ziel war es, ein gemischt genutztes Quartier mit den Nutzungen Wohnen, Büro, Handwerk, Einzelhandel (Vollsortimenter und Drogeriemarkt) und Kultur in behutsamen Schritten zu entwickeln.

Da auf dem Areal unterschiedliche Mietverhältnisse bestehen, kann nur eine sukzessive Umsetzung der Entwicklung erfolgen. Von den am Wettbewerbsverfahren teilgenommenen Teams war dies entsprechend zu berücksichtigen.

Das Wettbewerbsergebnis für den Vertiefungsbereich dient als Grundlage für die Aufstellung des neuen Bebauungsplans. Flankierend zum Bebauungsplan wird ein städtebaulicher Vertrag zwischen der Stadt und der Möhl GmbH & Co. geschlossen. Hierin werden die angestrebten städtebaulichen und freiräumlichen Qualitäten des Vorhabens konkreter gesichert.

Das Möhl-Areal sollte aus städtebaulichen Gründen nicht isoliert betrachtet werden. Ausgehend vom Entwicklungsimpuls in diesem Bereich wird von der Stadt Köln langfristig auch ein schrittweisender Wandel für die östlich angrenzenden Gewerbeflächen angestrebt. Aus diesem Grund war im Wettbewerb der vertiefenden Betrachtung des Möhl Areals („Vertiefungsteil“, Phase 2) eine konzeptionelle Auseinandersetzung mit dem gesamten Gewerbebereich an der Bergisch Gladbacher Straße („Ideenteil“, Phase 1) vorgeschaltet.

1. Preis – Thomas Schüler Architekten und Stadtplaner, Düsseldorf mit faktorgruen, Freiburg

Das neue Stadtquartier vermittelt mit seinen offenen Wohnhöfen bautypologisch zwischen den unterschiedlichen Gebäudetypen in Dellbrück und ermöglicht so eine identitätsstiftende und zeitgemäße Weiterentwicklung des Stadtteils.

Das zukünftige Herzstück des Quartiers bildet eine zentrale Grünfläche an den sich die Baufelder anlehnen und worüber sie ihre Adresse erhalten. Sondernutzungen wie Gewerbe oder Quartiersgaragen markieren die Zugänge und öffnen das Quartier zur Bergischen Landstraße hin.

Der gesamte Innenbereich wird als zusammenhängender Stadtraum verstanden, in den die ankommenden Wegeachsen einmünden. Über diese neuen Freiräume wird neue stadträumliche Vernetzung geschaffen, die sich vom Bahnhof sowohl zum Dellbrücker Wald als auch zu den Wohngebieten südlich der Bergischen Landstraße entwickelt. Das neue Quartier bildet hierbei einen Trittstein und schafft eine wichtige allseitige Vernetzung im übergeordneten Fuß- und Radwegenetz der Stadt.

Das neue Quartier verknüpft Wohnen und Arbeiten, schafft Raum für neue Wohnformen und wird über ein Mobilitätskonzept verkehrsfrei ausgebildet. Hierbei wird über eine Mischung der unterschiedlichen Wohnytpologien ein belebter und attraktiver Stadtteil geschaffen.

Die Grüne Mitte wird als städtischer Anger mit urbanem Charakter ausgebildet. Er fügt sich als freiräumliches Element wie selbstverständlich in die örtliche Situation ein und bildet das „Grüne Herz“ des neuen Quartiers. Der gesamte Grünraum schafft kommunikative gemeinschaftliche Spiel- und Freizeitflächen und fördert die Identifikation mit dem Quartier. An den Rändern des Parks können neue Nutzungen, wie z.B. naturnahe Spiel- und Sportangebote für alle Alters- und Bevölkerungsgruppen, Mietergärten sowie informelle Sportangebote wie z.B. Calisthenics als Naherholungsflächen für die Bewohner des Stadtteils integriert werden.

Der Grünraum wird naturnah ausgebildet und nimmt erforderliche Ausgleichsflächen für das Gebiet auf. Gleichzeitig übernimmt er die Funktion eines Retentionsraumes für das anfallende Regenwasser und trägt durch seine Aufenthaltsqualität und ökologische Funktion als Regenwasserretentionsfläche zur Qualitätssteigerung des Quartiers bei.

Eine leichte Eintiefung des mittleren Feldes kann gleichzeitig die Funktion eines zentralen Retentionsraums übernehmen, der das Regenwasser aus den benachbarten Quartieren aufnimmt und möglichst lange auf dem Gebiet zurückhält. Die angelagerten Nutzungsangebote wie Spiel- und Sportflächen sowie Flächen für urban gardening können multifunktional gleichzeitig als Aufenthalts- und Überflutungsraum genutzt werden.

Über das freiräumliche Gerüst werden sowohl alle Quartiersbereiche, als auch alle öffentlichen Einrichtungen, innerhalb und außerhalb des Plangebietes angebunden. Die Kitastandorte liegen direkt am Grünzug und ermöglichen eine gefahrlose Erreichbarkeit.

Lageplan, Thomas Schüler Architekten mit faktorgruen

Lageplan, Thomas Schüler Architekten mit faktorgruen

Perspektive, Thomas Schüler Architekten mit faktorgruen

Perspektive, Thomas Schüler Architekten mit faktorgruen

2. Preis – 3pass Architekten Stadtplaner, Köln mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, Bonn

Wesentliche städtebauliche Idee ist, den Gedanken des Weiterbauens auf dem gewerblich geprägten Areal so umzusetzen, dass ein zukunftsfähiges nutzungsgemischtes Quartier entsteht und zugleich die Erinnerungen der Dellbrücker an die Besonderheiten eben dieses Areals gewürdigt und angemessen transformiert werden. Das „Gestreifte“ der vorhandenen Liegenschafts- und Gebäudestruktur ist bei der städtebaulichen Neuordnung für Proportion und Ausrichtung der Baufelder maßgeblich. Formale Strenge und Orthogonalität sind deswegen ebenso Motiv. Die Gesamtstruktur schafft räumlich klar und stark besetzte Kanten am nördlichen und südlichen Gebietsrand (parallel zur Bahntrasse und Bergisch-Gladbacher Straße), die auch dem Lärmschutz dienen. Von den äußeren klaren Rändern entwickeln sich senkrecht dazu schmale an die Bestandsstruktur angelehnte Baufelder kammartig ins Innere des Areals bis zum zentral in WO-Richtung verlaufenden „grünen Band“ hinein – dort enden sie weich in loserer Struktur und in der Kontur leicht variierend. Das „grüne Band“ stellt ein internes autofreies lineares Grün-System für Fußgänger und Radfahrer dar, das sowohl die benachbarten Bestandsquartiere einbindet als ein internes Erschließungssystem schafft. Von dem Band aus „klappen“ sich seitlich drei größere öffentliche Frei- und Aktionsflächen ab, die sowohl eine Verbindung zum Bahnhofsvorplatz herstellen als auch mit Frei- und Platzräumen Vorbereiche zu den beiden kulturellen Ankern darstellen, der „Zirkusfabrik“ und der „Marmorhalle“. Diese markieren am westlichen und östlichen Ende des grünen Bandes die „hotspots“ des Quartiers. Zusammen entsteht eine städtebauliche Struktur, die sich in das Gesamtareal sowohl einfügt als eine eigene Identität entfaltet. Es entsteht eine dem Projekt angemessene Balance zwischen Privatheit und Öffentlichkeit.

Die primäre Freiraumfläche zieht sich in Ost-West Richtung durch das Quartier und ist als öffentlich zugängliche Grünfläche für die nachbarschaftliche Gemeinschaft vorgesehen. Entlang dieser Achse befinden sich unterschiedliche Plätze als Raumabfolge. Den Beginn macht der neugestaltete Bahnhofsvorplatz, der nun Aufenthaltsqualitäten bietet. Durch den nördlichen Zugang zum Quartier gelangt man ins „Grüne Herz“ des Vertiefungsgebiets. Hier befindet sich auch die Freifläche für die neu verortete Zirkusfabrik sowie eine von zwei Spielplatzflächen.

Entlang des grünes Bandes werden einheimische Gehölze gepflanzt und die Fläche wird zusätzlich als Retentionsfläche zur Versickerung genutzt.

Dem Grünen Band folgend findet man eine weitere Spielplatzfläche, die an einen öffentlichen shared space grenzt. Rund um die Marmorhalle befindet sich der dritte der drei Hauptankerpunkte im Freiraum. Die Freifläche rund um die Marmorhalle wird als öffentlicher, multifunktional nutzbarer Platz gestaltet.

Sämtliche Dachflächen werden als begrünte Flachdächer und/oder Dachgärten ausgebildet.

Lageplan, 3pass Architekten Stadtplaner mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Lageplan, 3pass Architekten Stadtplaner mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Perspektive, 3pass Architekten Stadtplaner mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Perspektive, 3pass Architekten Stadtplaner mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

3. Preis – Pesch Partner Architekten Stadtplaner, Dortmund mit wbp Landschaftsarchitekten, Bochum

Die aktuelle gewerbliche Nutzung verstellt den Blick auf die besondere Lagequalität des Möhlareals. In einem schrittweisen Prozess kann der Standort seine Talente entfalten und sich zu einem Gelenk zwischen der urban geprägten Bergisch-Gladbacher Straße und den nördlichen Landschaftsräumen entwickeln. Getragen wird diese Transformation von attraktiven öffentlichen Räumen. Die zentrale Grünspange wirkt als Katalysator für die geplante Mischung von Wohnen, Arbeiten und Versorgung. Vor hier aus verwebt ein engmaschiges urbanes Wegenetz das Quartier mit dem Stadtteil und ein grünes U schließt es an die Landschaftsräume der Dellbrücker Heide und des Waldgebiets Thielenbruch an. Auf diese Weise entsteht aus dem grünen und urbanen Netz ein Mehrwert für das Quartiersleben und den gesamten Stadtteil Dellbrück.

Die Gliederung des Quartiers orientiert sich in Ausrichtung und Zuschnitt an der bestehenden Parzellierung. Auch nach abgeschlossener Transformation bleiben damit die historischen Schichten des Möhl-Areals sichtbar. Die Erhaltung und Umnutzung der historischen Backsteinhalle im Nordosten stärken zudem die Identität des neuen Quartiers. Auf der Südseite wird die historische Bauflucht an der Bergisch-Gladbacher Straße aufgegriffen. Mit überwiegend viergeschossigen Gebäuden fügt sich das neue Quartier in die Morphologie des Stadtteils ein. An den Gelenkpunkten der Höfe werden auf dreigeschossigen Gebäudeflügeln nachbarschaftlich genutzte Dachgärten angeboten. Das städtebauliche Konzept erlaubt die Verbindung unterschiedlicher Gebäudetypen und Haustiefen: Von 12 bis 14 Metern für das Wohnen (Zwei- und Dreispänner) bis hin zu 16 bis 20 Metern bei Gewerbe und Büros. Das exemplarisch entwickelte Kombihaus bietet die Möglichkeit, kleingewerbliche Flächen mit Wohnen zu verbinden. Eine mittig liegende, verglaste Galerie dient zur Erschließung sowie räumlichen Trennung der beiden Nutzungen und bildet gleichzeitig die Adresse des Gebäudes.

Den Auftakt zu einer Folge attraktiver Freiräume bildet der neue grüne Bahnhofsvorplatz im Nordwesten. Über ein breites baumüberstandenes Band führt der Weg in die Mitte des Quartiers und trifft hier auf den linearen zentralen Grünzug. Dieser kann mit dem Umbau des Quartiers bedarfsgerecht wachsen und erhält in Ost-West-Richtung unterschiedliche Prägungen. Im Westen spannt sich der Stadtgarten auf, der als Stadtteiltreff verschiedene Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten bietet. Der hereinragenden fünfgeschossige Baukörper schafft einen geschützten Bereich für Außengastronomie und ermöglicht auch vor der Realisierung des Ideenteils eine hochwertige städtebauliche Situation mit reduziertem Blick auf die östlich angrenzende Bestandsmauer. Im Osten positioniert sich die kulturwirtschaftliche umgenutzte Bestandshalle als End- bzw. Umlenkpunkt mit einem vorgelagerten Platz, bevor das Grüne U nach Nordosten weitergeführt wird. Der zentral gelegene Freiraum, die Grüne Mitte, gliedert sich in einen intensiv genutzten, baumüberstandenen Randbereich und ein extensives offenes Wiesenband. Die Ränder nehmen die intensiven Nutzungen auf – Treffpunkte, Regenwassermulden und Gartenprojekte der Quartiersbevölkerung sind hier möglich. Die Bepflanzung des nördlichen Randbereichs orientiert sich mit einer Mischung aus Gräsern, Sträuchern und locker verteilten Gehölzen am Bild der Dellbrücker Heide, die bis ins 19. Jahrhundert auch das Planungsgebiet prägte. Anziehungskraft erzeugt das lange, fast durchgehende Spielband. Lediglich an den Gebäuderücksprungen wird das Band durch großzügige Terrassen unterbrochen, sodass unter den Baumdächern robuste Verweilzonen entstehen. Zusätzlich zu den öffentlichen Grünflächen wird mit den Dachgärten eine weitere Freiraumebene für die Bewohnerinnen und Bewohner geschaffen. Mit attraktivem Blick über das Quartier bietet sich hier Raum für Urban Gardening in Hochbeeten und Gewächshäusern oder für Nachbarschaftsfeste.

Lageplan, Pesch Partner Architekten Stadtplaner mit wbp Landschaftsarchitekten

Lageplan, Pesch Partner Architekten Stadtplaner mit wbp Landschaftsarchitekten

Perspektive, Pesch Partner Architekten Stadtplaner mit wbp Landschaftsarchitekten

Perspektive, Pesch Partner Architekten Stadtplaner mit wbp Landschaftsarchitekten

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