Essen – Literaturquartier
Die Revitalisierung des ehemaligen Areals der Funke Mediengruppe soll ein lebendiges, urbanes Stadtquartier qualifizieren. Ein besonderes Augenmerk liegt in solchen städtischen Agglomerationen auf der vielfältigen und flexiblen Bespielbarkeit des öffentlichen Raumes. Hier entsteht Stadtleben, hier entsteht Nachbarschaft und Gemeinschaft.
Um den hohen Anspruch an Aufenthaltsqualität und Nutzungsflexibität zu sichern, die diese gewünschte urbane Mischung des Gebietes erfordern, führten die OFB Projektentwicklung GmbH als Ausloberin zusammen mit der Stadt Essen einen Wettbewerb durch.
Der freiraumplanerische Wettbewerb sollte für das neu enstehende Literatur Quartier in Essen eine adäquate freiraumplanerische Gestaltung entwickeln. Die Ausloberin hat dem Projekt den Namen „Literatur-Quartier“ gegeben. Es wurde gewünscht, dass sich der Name in der Entwurfsidee widerspiegelt und eine Beziehung hiermit hergestellt wird. Der Begriff Literatur-Quartier sollte mit dem Wettbewerb gestärkt werden.
Die gewünschte urbane Mischung des Gebietes ist verbunden mit einem hohen Anspruch an Nutzungsflexibilität. Dieser Anspruch sollte sich auch in den räumlichen Strukturen des Freiraumkonzeptes klar erkennen lassen. Der neuentstehende öffentliche Raum, sollte zukünftig auch dazu beitragen, die bislang monostrukturelle Ausrichtung des angrenzenden Umfeldes als Bürostandort ein Stück weit städtisch aufzulösen. Die Freiflächen sollen für alle Bewohner und die Öffentlichkeit zugänglich sein. Die Notwendigkeit einer Barrierefreiheit bestand als oberstes Grundprinzip bei der Planung öffentlich zugänglicher Freiflächen. Alle Freiräume außerhalb der Blockinnenbereiche gelten als öffentlich wirksame Flächen, die entsprechend zu gestalten waren. Die Freiraumgestaltung des Quartiers sollte einen gefälligen Übergang zu den angrenzenden bestehenden und geplanten öffentlichen Verkehrsflächen ausformulieren. Die Anbindung an die umliegenden öffentlichen Flächen sollte entsprechend aufgezeigt werden.
Der gesamte Freiraum im Quartier wird als zusammenhängender, multifunktionaler fließender Raum betrachtet. Eine dem vielfältigen Bedarf angemessene Nutzungsmischung war planerisch vorzudenken. Bei der Gestaltung der Freiräume war ein hohes Augenmerk sowohl auf Proportion als auch Gestaltung zu legen. Die öffentlich wirksamen Grün- und Freiflächen sollten klar zugeordnet und von den jeweiligen Gebäuden einsehbar sein, so dass keine Bereiche ohne soziale Kontrolle entstehen.
Neben dem Aufenthalt und der Erholung sollten die Freibereiche auch eine Spielfunktion übernehmen. Diese konnten als freies Spiel oder auch in Spielbereichen vorgesehen werden.
Hier finden Sie die Dokumentation zum Verfahren: Dokumentation Essen Literaturquartier
1. Preis club L94 Landschaftsarchitekten, Köln
Das Freiraumkonzept nutzt zur Identitätsbildung des Quartiers das geschriebene Wort, also das Alphabet und deren Buchstaben als Übersetzung des Themas Literatur. Der Entwurf besteht aus einem ‚Buchstabenteppich‘, der den städtischen Platz der Poesie mit dem Hain der Literaten im Zentrum des Quartiers bildet und grünen Gärten der Dramatik, der Lyrik und der Epik in den räumlichen Fugen des neuen Quartiers. Damit wird das Freiraumkonzept dem angrenzenden Nutzungsmix aus Gastronomie und Verwaltung im Bereich des Platzes sowie vorwiegend Wohnen in den städtischen Fugen gerecht.
‚Buchstabenteppich‘ Das gesamte neue Literaturquartier wird mit einem einheitlichen Stadtboden aus richtungslos verlegten Betonplatten mit Buchstabenintarsien versehen und verleiht damit dem Quartier eine eigene Identität. Wie eine ,Buchstabensuppe‘ verteilen sich die Intarsien und ziehen sich durch den Stadtraum , sodass ein hoher Wiedererkennungswert entsteht.
Der neue Platz der Poesie spannt sich im Zentrum des Quartiers auf und besteht aus dem ,Hain der Literaten‘ mit einer wassergebundenen Decke sowie einem Wasserspiel aus bodenbündigen Fontänen. Der ,Hain der Literaten‘ besteht aus unterschiedlichen Baumarten wie beispielsweise Kiefer, Birke, Kirsche, Lärche und Ahorn, stellvertretend für die unterschiedlichen menschlichen Charaktere in der Literatur. Unter den schattenspendenden Bäumen befinden sich frei verteilte Sitzbuchstaben aus Holz oder Beton. Sollte der Aufbau und die Statik der Tiefgarage für Gehölzpflanzungen nicht ausreichen, könnte der Hain in der Wassergebundenen Decke über ein umlaufendes Stufenpacket leicht erhöht mit einer entsprechenden barrierefreien Rampe angelegt werden. Ein Wasserspiel, unmittelbar neben dem Hain, im Herzen des Quartiersplatzes, sorgt für ein gutes Mikroklima und lädt in den Sommermonaten Jung und Alt zu einer Abkühlung ein. Rund um den Platz der Poesie wird parallel zur Fassade großzügiger Raum für außengastronomische Nutzungen bereitgestellt, die den Platz von den Rändern zusätzlich beleben werden.
Die Literaturgärten legen sich in die städtischen Fugen und sorgen hier für eine hohe Aufenthaltsqualität. Sie bestehen aus unterschiedlichen Pflanzungen im Wechsel mit kleinen Spielplätzen. Die formale Einteilung der Gärten basiert auf der bestmöglichen Zugänglichkeit und der Vernetzung mit den Blockinnenhöfen der einzelnen Gebäude. Die Gärten bestehen zum Teil aus Hochbeeten, sodass hier mehrstämmige und hochstämmige, klein- und mittelkronige Bäume wie z. B. Zierobstgehölze über der Tiefgarage wachsen können. Pflanzungen aus Gräsern, Stauden, Formgehölzen und Rosen charakterisieren den Garten der Epik, der Lyrik und der Dramatik. Die Spielplätze ordnen sich ebenfalls dem Thema der Literatur in Form von Spielbuchstaben unter. Diese zum Teil farbigen Buchstaben aus Beton oder Stahl können zu Rutschen, Schaukeln, Trampolinen, Kletterwänden, Höhlen und vielem mehr werden. Bänke an den Rändern der Gärten eröffnen immer neue Blickwinkel in das Quartier.
Perspektive, club L94 Landschaftsarchitekten
Schnitt, club L94 Landschaftsarchitekten
Lageplan, club L94 Landschaftsarchitekten
Detail, club L94 Landschaftsarchitekten
3. Preis GTL Michael Triebswetter, Kassel
Das neue Literaturquartier mit seiner zentralen Lage in der Stadt wird sowohl eine wichtige Funktion im städtebaulichen Kontext als auch im Freiraumgefüge der Stadt Essen einnehmen. Das städtebauliche Konzept nimmt wichtige Verbindungen auf und erzeugt eine bedeutende Vernetzung mit der Umgebung. Unser Entwurf sieht vor die, durch die Bebauungsstruktur entstehenden Freiräume in ihrer räumlichen Wirkung zu verstärken und unterschiedliche Atmosphären zu erzeugen, die vielseitige, qualitativ hochwertige Aufenthaltsorte entstehen lassen. Umgebende, bestehende Verbindungen werden mit unserem Entwurf aufgegriffen, wodurch eine starke Vernetzung entsteht. Das Konzept sieht eine Stärkung der Ost-West-Verbindung vor, die einen klaren und übersichtlichen Fußgänger- und Fahrradverkehrsfluss gewährleistet. Diese Verbindung besitzt einen stark urbanen, öffentlichen Charakter, welcher vielseitige Nutzungen und Funktionen zulässt. Der zentrale Platz des Quartiers, welcher Teil dieser Verbindung ist, gliedert durch seine Gestaltung den Nutzungsanspruch in belebte, offene Bereiche und ruhigere Rückzugsbereiche. Dies wird mittels stark raumbildender Elemente in Form von gefalteten, teilweise begrünte Holzdecks erreicht. Diese sind so angeordnet, dass eine klare Verkehrsachse freigehalten wird, um den Durchgangsverkehr zu gewährleisten. Die drei Decks rücken von der Verkehrsachse ab und erzeugen so Aufenthaltsorte, die zentral auf dem Platz liegen, aber gleichzeitig eine gewisse Distanz zum stark frequentierten Bereich des Platzes besitzen. Zudem werden die, den Gebäuden zugeordnten Freiräume, für gewerbliche und gastronomische Nutzungen freigehalten. Es entsteht eine klare Zonierung des Platzes! Die Nord-Süd-Verbindung des Quartiers bildet mittels dichter, starker Begrünung einen kontrastierende Atmosphäre zu der offenen, urbanen Mitte und schafft, für die Wohnnutzung, ausreichende Vorzonen. Die Durchgrünung der Nord-Süd-Verbindung fließt in die privateren Höfe der Bebauung und erzeugt so eine großzügigere, parkähnliche Atmosphäre. Unterschiedliche, punktuell gesetzte Spielzonen werden in die Gestaltung der Grünräume integriert und lassen ein vielseitiges, gestalterisch ansprechendes Angebot entstehen.
Während auf der urbanen Ost-West-Achse hoch aufgeastete Bäume die Großzügigkeit des Freiraums unterstreichen, sind in der Nord-Süd-Verbindung kleinere, mehrstämmige Baumpflanzungen in Kombination mit wilden Staudenpflanzungen vorgesehen. Alle Bäume sitzen, aufgrund der darunterliegenden Tiefgarage, in hochgesetzten Pflanzflächen, die ausreichend Volumen für die Ansprüche der Bäume gewährleisten. Die Eingänge des Quartiers sind offen gestaltet. Die Zufahrten zu den Tiefgaragen sind je nach Standort in die Gestaltung integriert. Unsere Gestaltsprache ist einerseits von der städtebaulichen Struktur beeinflusst, als auch in abstrahierter Form vom Thema Literatur geprägt. Die gefalteten Holzdecks sind von dem Bild eines aufgeschlagenen Buches abgeleitet und transformiert. Sie sind vielseitig nutzbar, ob nun zum sitzen, liegen oder spielen. Man muss sie erkunden und entdecken… ähnlich wie einen guten Text. Die Entwässerung der Freiräume funktioniert über die Einleitung des Oberflächenwassers in die Pflanzflächen, wodurch die Bewässerung der Bäume und Stauden gewährleistet wird. Das Oberflächenwasser wird dabei in Unterflurwasserspeicher geleitet und dann, je nach Bedarf, den Bäumen und Pflanzen zugeführt. So soll ein nachhaltiger Kreislauf entstehen. Bei der Materialwahl, greifen wir auf Betonsteinpflaster in unterschiedlicher Verlegeart zurück. Das Platzinnere besitzt einen richtungslosen Pflasterverband, welcher das Bild einer homogenen, teppichartigen Fläche erzeugt. Die Randbereiche des Platzes und die Seitengassen besitzen einen liniearen Pflasterverband in einer dunkleren Farbe. Das Konzept ist variabel in Bezug auf die Bauabschnitte und kann problemlos im zweiten Bauabschnitt ergänzt werden. Unser Gestaltungskonzept hat das Ziel ein durchgüntes Quartier entstehen zu lassen, das den Nutzungsansprüchen entspricht, unterschiedliche Mikoklimazonen ausbildet, die Vernetzung mit der Umgebung gewährleistet und den Bewegungs- und Spieltrieb fördert. Die Gestaltung erzeugt klar strukturierte Freiräume mit unterschiedlichen Atmosphären, die sich überlagern und bedingen. Das Konzept soll die Lebendigkeit des Quartiers fördern und unterstützen!
Perspektive, GTL Michael Triebswetter
Perspektive, GTL Michael Triebswetter
Lageplan, GTL Michael Triebswetter
Schnitt, GTL Michael Triebswetter
3. Preis FSWLA Landschaftsarchitektur, Düsseldorf
In der Innenstadt von Essen entsteht mit dem Literatur Quartier ein neuer städtischer Raum in wirklich zentraler Lage. Ziel ist es, den in der städtebaulichen Planung gefunden Planungsansatz, eines urbanen Stadtquartiers im Freiraum konsequent fortzuführen. Um der Namensgebung des Projektes und seiner früheren Nutzung gerecht zu werden, wird der Freiraum vom dem Motto Literatur, Buch und Papier geprägt. Zentrum des Quartiers ist der neue „Platz der Literatur“ mit einem großen Buchregal mitten auf dem Platz. Hier wird gelesen, gespielt, kommuniziert, nachgedacht und sich erholt. Das Buchregal gibt diesem Ort eine Identität. In dem Regal können Bücher platziert, ausgeliehen und verschenkt werden, das Regal bietet verschiedene Spielmöglichkeiten rund um die Papierherstellung an und erklärt diese.
Es wird aus Corten-Stahl, dass als Reminiszenz an die Tradition der Stahlherstellung im Ruhrgebiet erinnert, hergestellt. Verschiedene Wasserfontänen und Nebeldüsen geben dem Platz einen zusätzlichen spielerischen Akzent und verbessern zudem merklich das Kleinklima. Kleinere Spielobjekte sind in den Platz integriert und nehmen durch ihre Art auch weitere Bezüge (Bagger, Rollen, Band, Druck) zur Papierherstellung auf. Großzügige Sitzbänke und Tische laden zum Verweilen ein. Für die Überwindung des Höhenunterschiedes und zur Markierung des in Ost-West Richtung notwendigen Fahrverkehrs (Sachsenstraße) wird eine Stufenanlage errichtet.
Von Nord nach Süden durchzieht das Gebiet ein Papierwald mit typischen Bäumen, die zur Papierherstellung genutzt werden, wie Pappel, Kiefer, Lärche, Buche und Birke. Die notwendigen Aufbauhöhen werden durch Hochbeete erzielt und bieten zugleich weitere vielfältige Sitz- und Verweilmöglichkeiten. Unter den Bäumen entstehen extensive Staudenmischpflanzungen, die die Biodiversität steigern und Insekten, besonders Bienen, einen ausgeprägten Lebensbereich bieten.
Der Fahrverkehr zur Anlieferung, Rettung und Entsorgung ist durch eine ausreichend dimensionierte befestigte „shared space“ Zone gewährleistet. Um den Aspekten des Klimawandels und der damit verbunden Starkregenereignisse gerecht zu werden, ist der Freiraum stark begrünt und für seine zentrale, urbane Lage möglichst „gering“ versiegelt. Alle Bäume sind entsprechend dem Lichtraumprofil für den Lieferverkehr aufgeastet. Die Fahrradständer sind dezentral an allen Eingängen sowie im Platzbereich angeordnet. Die kleine Mobilitätsstation wird zwischen den Pflanzbereichen des Papierwaldes vorgesehen. Alle befestigten Flächen werden mit gerompelten Betonwerksteinpflaster befestigt. Auf dem Platz der Literatur bildet eine ungebundene Decke den eigentlichen öffentlichen Aufenthaltsbereich. Alle Einbauten wie die Fahrradständer, Bänke und Papierkörbe sind in einem anthrazitfarbenen Ton gehalten.