Wuppertal – Erweiterungsneubau für das Finanzamt Wuppertal Barmen

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Das Finanzamt Wuppertal Barmen (FA Barmen) und das Finanzamt für Steuerstrafsachen Wuppertal (STRAFA), die sich aktuell in benachbarten Liegenschaften befinden, sollen zukünftig in einem zusammenhängenden Gebäudekomplex untergebracht werden, um so die Arbeitsorganisation zu erleichtern und die räumliche Trennung der Mitarbeiter zu überwinden. Die derzeitige Unterbringung wird den Nutzungsansprüchen des Finanzamtes nicht gerecht. Ziel ist eine langfristige und zeitgemäße Unterbringung des Raumbedarfs.
Aus diesem Grund soll das Nebengebäude („Zur Schafbrücke 5-7), welches einen hohen Instandhaltungsstau und eine PCB-Belastung aufweist, abgebrochen und angrenzend an das Hauptgebäude neu errichtet werden. Die Räume des neuen Erweiterungsbaus sollen gebäudeintern erreichbar und barrierefrei zugänglich sein. Auch das Hauptgebäude („Unterdörnen 92-96“) bedarf einiger Instandsetzungs- und Modernisierungsarbeiten. Im Zuge dessen soll die Fassade des Hochhauses nach neuem Energiestandard saniert werden. Um eine bestmögliche Arbeitsorganisation während der Umbau- und Sanierungsphase zu ermöglichen, soll zunächst der Erweiterungsneubau des Finanzamtes fertiggestellt werden. Nach anschließendem Umzug der Mitarbeiter in den Neubau kann dann mit den Sanierungsmaßnahmen des Hauptgebäudes begonnen werden. Bezüglich der Freiflächen sollen eine stärkere Durchgrünung, sowie Blickachsen zur Wupper angestrebt werden. Aufgrund der zentralen und exponierten Lage des Projektstandortes direkt an der Wupper, misst der Gestaltungsbeirat der Stadt Wuppertal dem Gebäudeentwurf, sowie der Gestaltung der Außenbereiche, eine hohe Bedeutung bei. Gestalterisches Ziel ist daher, mit dem Neubau und in Verbindung mit der Gesamtgestaltung der Liegenschaft, eine qualitativ anspruchsvolle Architektur zu realisieren.

Aufgabe des Wettbewerbs war der hochbauliche Entwurf eines Erweiterungsneubaus für das Finanzamt Barmen sowie der zugehörigen Freianlagen. Im Zuge der Freiraumplanung war die Gesamtbetrachtung des Grundstücks sowie dessen Anbindung an den öffentlichen Raum gefordert. Dabei konnten auch Ideen zur Umgestaltung der angrenzenden Straßenräume, besonders am Kreuzungspunkt Unterdörnen – Bleicherstraße aufgezeigt werden, wenn es dadurch gelang, die Erschließungs- und Anbindungssituation des Finanzamtes an den öffentlichen Raum qualitativ zu verbessern. Aufgabe und Ziel des Wettbewerbes war es, die grundsätzlich notwendige Ertüchtigung des Standortes architektonisch auszuformulieren sowie die Freianlagen und Parkflächen neu zu ordnen und zu gestalten. Die Lösungen mussten hinsichtlich Gestaltung, Funktion und Ökonomie und der Kriterien der Nachhaltigkeit überzeugen.

1. Preis - hecker architekten mit WKM Landschaftsarchitekten

Städtebauliche Bestandsaufnahme _Das Gebäudeensemble des Finanzamtes ist sich seiner Signifikanz und seiner städtebaulichen Bedeutung nicht oder nicht mehr bewusst. Der Platz, der sich aus der Einmündung der Bleicher Straße ergibt, gerät in den Sog des Parkplatzes, welcher sich direkt vor der mächtigen Fassade dunkel in das Grundstück senkt. Dieser ungefilterte Übergang von schierer Größe in die Nahbereiche erschwert die Akzeptanz der Architektur und ihres Maßstabs.

Am Platz_ Wir möchten, dass das Finanzamt der Stadt freundlich und leicht begegnet. Der selbstbewusste, flache, jedoch langgestreckt und schmal taillierte Baukörper fokussiert den städtischen Platz vor sich und vermittelt die Maßstäbe. Er stellt keine klassische Blockrandbebauung dar, sondern behauptet sich als autarker, leicht schwebend wirkender Baukörper. Er verjüngt sich beidseitig leicht zur Mitte hin um jeweils 1° Grad und um ein weiteres Grad schwenken die Auskragungen der Geschossdecken aus.

Distanz und Nähe _Das Gebäude wahrt eine seiner Funktion gerecht werdende Distanz, die dennoch Annäherung begrüßt. Es weicht von der Straßenkante zurück und ermöglicht einen öffentlichen Raum, welcher nicht funktionalisiert ist. Unter Bäumen führt eine sanft ansteigende Landschaftsrampe auf das großzügige, vorgelagerte Eingangsplateau. Die Fassadenstruktur wirkt einerseits sehr transparent, anderseits sind direkte Einblicke erschwert durch die vorgelagerten Stützverkleidungen, die Wetterschutzsegel und die mit Punkt-Raster bedruckten Glasbrüstungen.

Parkraum_ Politik und Gesellschaft arbeiten an der Mobilitätswende, wodurch in vlt. 2 Jahrzehnten Parkraumfläche zumindest z.T. redundant wird. In Hinblick darauf haben wir Baukosten und benötigte graue Energie für ein Parkdeck oder gar eine Tiefgarage infrage gestellt und die Autos auf einem ökologisch angelegten Parkplatz unter Bäumen untergebracht. Dies bietet hier positiv erlebbare Weite, denn Bebauungen rücken der Wupper in ihrem langen Verlauf zumeist sehr nahe.
Reduziert sich in Zukunft dann das PKW-Aufkommen, schlagen wir vor, frei werdenden Parkraum abschnittsweise zu renaturieren. Bei Notwendigkeit allerdings ständen frei werdende Flächen auch beispielsweise einer Erweiterung zur Verfügung.

Perspektive, hecker architekten mit WKM Landschaftsarchitekten

Lageplan, hecker architekten mit WKM Landschaftsarchitekten

2. Preis - Nattler Architekten mit Reinders Landschaftsarchitekten

Der geplante Erweiterungsneubau für das Finanzamt Wuppertal-Barmen versteht sich als ergänzender Baukörper in Flucht der Straße Unterdörnen. Er schließt damit die offene städtebauliche Kante in Fortsetzung des bereits vorhandenen straßenbegleitenden vier-geschossigen Bauteils in identischer Ebene und Höhe.
Zusammen mit dem Hochhaus des Finanzamtes, das um 90 Grad gedreht und leicht zurückversetzt andockt, entsteht ein im Grundriss T-förmiges Ensemble. Neubau und Bestand werden durch eine filigrane Fuge miteinander verbunden.
An der Nahtstelle zum Bestand ergibt sich eine einladende Entree-Situation („Wupperfenster“ genannt), die den gesamten Eingangsbereich gestalterisch umrahmt: Rechts die vorhandene Außentreppe mit markantem Vordach ins höher gelegene Erdgeschoss des Hochhauses, sie wird integriert und kann als Personalzugang weiterhin funktionieren. Auf der linken Seite, gegenüberliegend und vom Straßenniveau direkt barrierefrei erreichbar, befindet sich der neue Besuchereingang. Er ist wie der gesamte öffentlich zugängliche Bereich des Finanzamtes im Erdgeschoss des Neubaus äußerst transparent sowie einladend gestaltet und bietet eine gute Orientierung. Dazwischen führt die fußläufige Verbindung zum begrünten Innenhof, der in Richtung der Wupper erste Blickbeziehungen eröffnet.
Den Innenhof prägt der alte wertvolle Baumbestand, unter dessen Blätterdach grüne Pausenbereiche den Mitarbeitern einen qualitätsvollen Aufenthalt an der frischen Luft ermöglichen. Alle Parkplätze sind zudem als Pflasterrasen angelegt, um möglichst wenig Flächen zu versiegeln und ein angenehmes Microklima zu generieren.
Die Parkplätze im Innenhof bieten sich für eine Doppelnutzung an, wenn in einem zweiten Schritt ein Teil des Plangrundstücks abgetrennt und zusätzlich bebaut wird. So können beispielsweise in einem separaten Baukörper Zur Schafbrücke hin attraktive Wohnungen mit Orientierung zur Wupper entstehen. Die Bewohner nutzen dann außerhalb der Dienstzeiten des Finanzamtes die freiwerdenden Parkplätze. Zusätzliche gemeinschaftlich nutzbare Freiflächen entstehen, wenn weitere Pkw-Stellplätze des Finanzamtes vom Gartenhof in eine neue Parkpalette, anfahrbar aus der Straße Zur Dörner Brücke verlagert werden.

Perspektive, Nattler Architekten mit Reinders Landschaftsarchitekten

Lageplan, Nattler Architekten mit Reinders Landschaftsarchitekten

3. Preis - Cityförster mit EMMERIK garden design & research

Im Foyer des Hauptgebäudes hängt ein Foto des Finanzamtes aus dem Frühjahr 1960. Das Bild zeigt das gerade fertiggestellte Gebäude mit weitem Blick auf die Wupper. Vom Gebäude aus gewähren zwei kleine Treppen direkten Zugang zum Kai, wo einige Bänke entlang eines Gehwegs positioniert sind und einen Blick auf eine Böschung zum Fluss bieten. Die aktuelle Situation ist anders. Das Gebäude ist von großen Bäumen umgeben und ein Sicherheitszaun verhindern eine direkte Verbindung zwischen Kai und Gebäude. Die Freiflächen rund um das Gebäude dienen vor allem dem Auto. Im Rahmen eines Programms wurden einige Stufen und Terrassen entlang der Wupper hinzugefügt,
um eine bessere Verbindung zum Wasser herzustellen. Der Raum wird jedoch von den Mitarbeitern des Finanzamtes nicht wirklich genutzt.

Unser Vorschlag kombiniert eine klare und präzise architektonische Erweiterung mit einem begrünten Innenhof im Herzen. Der zweistöckige Annex wird aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen beibehalten und bildet einen interessanten Kristallisationspunkt für den in seiner Grundstruktur sehr rationalen und effizienten Erweiterungsbau. Das
Volumen wird durch eine Galerie mit Blick auf die Wupper erweitert. Dies ermöglicht es, die Erschließung des neuen Gebäudes doppelt an den Bestand anzubinden. Die U-förmige Erweiterung verbindet schließlich verschiedene vorhandene Volumen, repariert städtische Strukturen und definiert einen Garten. Seine Höhe ist zurückhaltend und
freundlich. Das elegante, einfache und saubere Volumen will nicht aufwändig scheinen oder sein. Im Gegenteil, es macht eine repräsentative und einladende Geste mit einem klaren und leicht erkennbaren Eingang. Das Foyer mit Rezeption, Wartezimmer und zwei SIST-Räumen befindet sich nur 2 Stufen über dem Bürgersteig und gewährleistet einen barrierefreien Zugang. Alle anderen Räume richten sich nach den Ebenen des vorhandenen Gebäudes. Das Büroprogramm ist auf zwei Etagen und einer Souterrain-Ebene organisiert, in der sich Archiv- und Technikräume befinden. Außerdem empfehlen wir, die Kreuzung von Bleicherstrasse und Unterdörnen zu ändern, was zu einem
ruhigeren öffentlichen Raum und einem größeren offenen Raum vor dem Gebäude führt. An dieser Stelle schlagen wir eine große, runde Bank vor, die eine Vorahnung auf den Garten und das Dahinter gibt. Felsen, Stauden und Bäume, schaffen einen freundlichen, einladenden Ort.

Perspektive, Cityförster mit EMMERIK garden design & research

Lageplan, Cityförster mit EMMERIK garden design & research

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