Düsseldorf – Integration Schallschutz

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Der interdisziplinäre Gestaltungswettbewerb zur Integration des Schallschutzes in den Stadtraum von Düsseldorf im Rahmen des Infrastrukturausbaus zum Rhein-Ruhr-Express wurde am 10.03.2023 unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Pesch entschieden. Am Gestaltungswettbewerb haben insgesamt zwölf Teams aus den Disziplinen Kunst, Stadtplanung, Architektur, Landschaftsarchitektur, Ingenieurwesen, Ökologie und Forschung teilgenommen um geeignete Lösungen zu finden.
Da drei Entwürfe gleichermaßen überzeugten, wurde keine weitere Preisplatzierung vorgenommen, sondern eine Preisgruppe gebildet sowie zwei Anerkennungen vergeben.
Im Weiterem gilt es nun, die Siegerentwürfe detaillierter auszuarbeiten, weiterzuentwickeln und letztlich umsetzbar zu machen. Diesen Prozess gehen Deutsche Bahn und der Stadt Düsseldorf gemeinsam an.

Preisgruppe: LEHM gefaltete Erde

Zentrum für Peripherie (Ute Reeh), Düsseldorf mit haascookzemmrich STUDIO 2050 (Martin Haas), Lehm Ton Erde Baukunst GmbH (Martin Rauch), knippershelbig GmbH (Dr. Matthias Oppe), Lehmbau Lovis UG (Christian Hansel), Bosch & Partner GmbH (Dr. Dieter Günnewieg), Institut für Ökologie, Fachgebiet Ökosystemkunde / Pflanzenökologie, TU Berlin (Anika K. Gasthof), SnW Ingenieure (Dr. Jan Mittelstädt)

Auszug Juryprotokoll:
Die vorgetragene Idee, die neuen Lärmschutzwände in Düsseldorf aus Lehm aufzuschichten, entdeckt archaische Techniken für die städtebauliche Integration emittierender Verkehrstrassen. Mit der Wellerlehmtechnik gelingt es, die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft konsequent auf heutige Infrastrukturmaßnahmen zu übertragen. Die Formbarkeit des Materials garantiert Vielfalt, seine poröse Oberfläche bringt Natur in die Stadt, Textur und Ästhetik werden zum optischen Ereignis und haptischen Erlebnis. Die Anwendung des Konzepts fördert die lokale Wirtschaft und bietet die Chance zur Einbindung kleiner und mittlerer Unternehmen aus der Region. Auch wenn die vorgeschlagene Technik keine Zulassung für Bahnstrecken aufweist und aufgrund des Gewichts und Flächenbedarf sicherlich nicht durchgehend der RRX-Trasse Verwendung finden kann, wird sie im Ideenwettbewerb als wichtige Inspiration wahrgenommen, die als punktuelle Lösung an der Trasse weiterverfolgt werden sollte. (…)

Isometrie, LEHM gefaltete Erde

Perspektive, LEHM gefaltete Erde

Preisgruppe: FERALcatalyst

Ingo Vetter, Bremen mit EiSat GmbH (Karen Eisenloffel), constructconcept Architecture & Consulting (Michelle Howard), studio erde – office for anthropocene landscapes (Marcel Troeger), Fachgebiet Landschaftsarchitektur, Fakultät 6, BTU Cottbus (Prof. Anna Lundqvist), Francisco Mondaca Molina, Berlin, Ingo Kowarik, Gaurav Manoj Kaduskar

Auszug Juryprotokoll:
Das Konzept zeigt eine sehr aktuelle, weil zugleich partizipative und pragmatische Idee von Gegenwartskunst. Im Sinn von Nachhaltigkeit, Ökonomie und Ökologie, wird eine bereits durch ein Unternehmen angebotene – und im Sinne der Entwerfer*innen hoffentlich bald zertifizierte – begrünbare Lärmschutzwand gewählt. Das Konzept konzentriert sich auf „den Umgang damit“, d.h. einen Gestaltungs- und Entwicklungsprozess, der in intensiver Kommunikation mit den Anrainer*innen der Lärmschutzwand geschehen soll. Das Konzept erfordert eine intensive Anwesenheit und Interaktion der Planungsgruppe mit der Stadtbevölkerung. Infolgedessen entsteht eine starke Präsenz als „künstlerisches Stadtprojekt“. Die Ernsthaftigkeit der Ansprache wird aus dem Regiebuch ersichtlich. Bemerkenswert ist zudem die farbige Innenseite der Lärmschutzwand. Durch eine typografische Begleitung – namentlich die Chromatik von Farben und Benennung der Orte – erhalten die Fahrgäste Informationen über ihre Wegstrecke. Die Jury misst diesem visuellen und inhaltlichen Außen-Innenbezug großen Wert zu. (…)

Farbpalette, FERALcatalyst

Perspektive, FERALcatalyst

Preisgruppe: KON TAKT ZONE

green noise (Ursula Damm), Berlin mit Dr. Klaus Fritze, Station C23 – Arch. und Landschaftsarch. Part. MBB (Rudolph Langner, Prof. Dr. Sigrun Langner, M. Rudolph), F.A. Finger-Institut für Baustoffkunde (Andreas Hecker), Felix Bonowski

Auszug Juryprotokoll:
Der Entwurf KON TAKT ZONE überrascht durch seinen Zugang zum Thema. Besonders fällt die künstlerisch stringente Auseinandersetzung mit den Schallschutzwänden als Ort für experimentelle Versuchsreihen zu kryptogamen Bewuchs in Verbindung mit Licht- und Klanginstallationen auf. Die Kombination von Fragen der Biodiversität mit innovativen Methoden des Wind-Harvesting erscheint feinsinnig und zeigt sich zudem als experimentell forschend. Beachtet werden muss, dass sowohl die Licht- als auch Klanginstallation nicht zu einer Belastung für die Anwohnenden führt und die durch die Züge entstehende Taktung als visuelle und auditive Verstärkung empfunden wird. (…)

Bepflanzung, KON TAKT ZONE

Perspektive, KON TAKT ZONE

Anerkennung: Sound(t)rack

MVRDV B.V. (Sven Thorissen), Rotterdam mit Tilo Schulz, WH-P Ingenieure (Florian Kaim), Mingzhu Nerval Landschaftsarchitektur (Antoine Nerval)

Auszug Juryprotokoll:
Der Entwurf stellt mit seinen rasterförmig aufbauten Stadtregalen Möglichkeitsräume im klassischen Sinne her, die von der Bevölkerung in verschiedenen Formen und Formaten nutzbar sind. Die von den Verfassenden vorgeschlagenen, begehbaren und begrünten Konstruktionen unter Verwendung des schnell nachwachsendem Baustoffs Bambus verstärken das Bild eines Möglichkeitsraums. Das modular aufgebaute System ist dabei so variabel, dass es auf verschiedene räumliche Voraussetzungen reagieren kann. Es ist geeignet, um differenziert gestaltete und Identität stiftende Orte entlang der Gleisanlagen hervorzubringen. (…)

Identitäten, Sound(t)rack

Perspektive, Sound(t)rack

Anerkennung: Just Stop Noise

fabulism (Giulia Pozzi, Mirko Andolina), Berlin mit Philippe Rahm architectes (Philippe Rahm), Studio Fabian Knecht (Fabian Knecht), Bollinger und Grohmann GmbH

Auszug Juryprotokoll:
Unter dem Titel „Just Stop Noise“ wird mit einer effizienten und preisgünstigen Lärmschutzwand experimentiert, die zudem den geringsten CO2-Ausstoß mit sich bringt. Auf der Innenseite der Bahnseite soll der Überhitzung mit weißen Oberflächen begegnet werden. Auf der Stadtseite wiederum soll ein grüner Korridor entstehen, der auf dem Hintergrund des Klimanotstands eine Entsiegelung der Flächen, Wildgärten u.ä. vorsieht. Darüber hinaus werden alle am Wettbewerb teilnehmenden Teams eingeladen, an einer Gestaltung mitzuwirken. Der Entwurf ist radikal, einfach und komplex zugleich. Er nimmt sich den dringlichen Problemen unserer Zeit angesichts des Klimawandels an und geht auf diese konsequent ein, ohne partizipative Momente des Zusammenlebens außer Acht zu lassen.

Isometrie, Just Stop Noise

Perspektive, Just Stop Noise

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