Düsseldorf – Schloss Benrath Westflügel
DÜSSELDORF Die Stiftung Schloss und Park Benrath hatte einen einphasigen anonymen Wettbewerb nach RPW „Schloss Benrath – Westflügel“ in Düsseldorf ausgelobt. Gegenstand des Wettbewerbs ist der Westflügel des Ensembles. Dieser soll zukünftig als Räumlichkeit der beiden Museen (derzeit Museum für Gartenkunst und Naturkundemuseum) dienen. Um den Flächenanforderungen zu entsprechen, ist es notwendig, den bisher ungenutzten Innenhof mit in die Planung einzubeziehen, um ihn zukünftig als wettergeschütztes Besucherzentrum zu nutzen. Durch die Einbindung des Innenhofs in die Planungen wird dieser zukünftig erstmalig für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden ab dem 25. Juli 2023 im Museumshop des Schloss Benraths ausgestellt.
1. Preis | Spital-Frenking + Schwarz, Dortmund
Der Westflügel von Schloss Benrath bleibt in seiner äußeren Wirksamkeit vollständig erhalten, minimalinvasive Eingriffe z. B. im westlichen Durchgang zum Schillergarten stärken das Haus und verankern es erneut mit seiner Geschichte und den ortsspezifischen Gegebenheiten. Das Wesen der Anlage, ein vom umlaufend homogenen Gebäude umschlossener Hof mit zentralem Zugang, bleibt erhalten.
Lediglich ein (reversibel ausgelegter) Pavillon wird in den Hof eingebaut – allseitig frei und somit alle bauzeitlichen Merkmale wie z.B. dem Laubengang, der den trockenen, geschützten Weg im Erdgeschoss ermöglicht, selbstverständlich auch weiterhin nutzbar, gleichsam in seiner historischen Funktion aufgenommen und in die Zukunft transformiert.
Der Pavillon für das Besucherzentrum wird mit asymmetrisch auskragender Dachplatte und vollständig transparenter Glasfassade leicht und durchsichtig geplant. Er nimmt die notwendigen Funktionen für Information, Ticketverkauf, kleines gastronomisches Angebot und einen Anteil für Garderoben sowie den Museumsshop auf. Er verzichtet auf größere technische Einbauten wie z. B. WC-Anlagen, um die Versorgung mit Medien durch den Hof auf ein Minimum reduzieren zu können. (…)
– Auszug Erläuterungsbericht –
Perspektive, Spital-Frenking + Schwarz
Fassadenschnitt, Spital-Frenking + Schwarz
Grundriss EG, Spital-Frenking + Schwarz
Dachaufsicht, Spital-Frenking + Schwarz
2. Preis | HPP Architekten GmbH, Düsseldorf
Als übergeordneter Entwurfsgedanke soll der Westflügel als Teil des Gesamtkunstwerks erhalten und sensibel ergänzt werden. Dabei werden zum einen die baulichen, historischen und kulturellen Besonderheiten des Gebäudes sowie deren räumlichen Qualitäten gewahrt. Gleichzeitig entsteht ein modernes Besucherzentrum und Museum, welches sich rücksichtsvoll in das Denkmal integriert und dabei den modernen museologischen und wirtschaftlichen Anforderungen entspricht. (…)
Der Entwurf des Atriumdachs vereint in ausgeglichener Art und Weise die Aspekte der Ästhetik, der Wirtschaftlichkeit und der Materialeffizienz. Das Atriumdach ist statisch losgelöst vom Bestandsgebäude. Der Innenraum des Atriums ist im Sinne einer flexiblen Nutzbarkeit, eines harmonischen Erscheinungsbildes und zur Wahrung der Raumwirkung des Innenhofs stützenfrei. Den Arkaden wird in angemessenen Abstand eine filigrane Stahlstütze gegenübergestellt, welche die bestehende Holzkonstruktion zitiert. Darauf ist ein umlaufender Randträger in Höhe der Traufe angeordnet. Das Tragwerk des Atriumdachs besteht aus einer Verglasung auf einer Unterkonstruktion aus Stahl mit Streifenfundamenten aus Stahlbeton. Die Form des Atriumdachs wurde mithilfe von digitalen und parametrischen Optimierungsprozessen entwickelt, welche durch verschiedene Kriterien definiert worden sind, u.a. der Minimierung des Materialeinsatzes, der Einhaltung des Mindestgefälles für die Entwässerung und einem möglichst hohen Anteil an ebenen Scheiben. Gleichzeitig bezieht sich das Raster des Dachs auf den Abstand der Arkaden und fügt sich harmonisch in den Bestand ein. (…)
– Auszug Erläuterungsbericht –
Perspektive, HPP Architekten GmbH
Fassadenschnitt, HPP Architekten GmbH
Grundriss EG, HPP Architekten GmbH
Dachaufsicht, HPP Architekten GmbH
3. Preis | VON M, Stuttgart
Unser Entwurfskonzept für das zukünftige Museumsgebäude wird von folgenden daraus resultierenden Überlegungen bestimmt:
Dem Herausarbeiten des zukünftigen Besucherzentrums als einen zentralen, öffentlichen Ort des Ankommens und des Austausches, sowie damit verbunden, die großzügige Öffnung des Innenhofes zum öffentlichen Raum. Der Konzeption des Innenhofs als multifunktionale Fläche, frei von festen Einbauten – lediglich mit flexiblen und beweglichen Möbeln bespielt, um dem ursprünglichen Raumeindruck des Hofes Rechnung zu tragen.
Dem weitestgehenden Erhalt der vorhandenen Bausubstanz unter der Prämisse, Eingriffe gezielt nur dort vorzunehmen, wo sie wesentlich das zukünftigen Nutzungskonzept funktional und architektonisch unterstützen. Einer eindeutigen räumlichen Verbindung der Ausstellungsgeschosse mit dem Zugang zum Corps de Logis im Untergeschoss, sowie eine mögliche Einbindung des Zugangs in den Ausstellungsrundgang. Einer Neustrukturierung der Ausstellungsräume in ein nutzungsneutrales und flexibel bespielbares Raumgefüge um in der Planung und im späteren Betrieb unterschiedliche Ausstellungskonzepte realisieren zu können. Einer Konstruktion für die neue Überdachung, die mit wenigen gelenkig gelagerten Stützen den Eingriff in das Bodendenkmal gering hält und trotzdem auf jegliche Krafteinleitung in die bestehende Tragstruktur verzichtet. Einem modular aufgebauten Technikkonzept das den Bereich des Kaltdachs und die vorhandenen Schächte zur Verteilung aller Medien nutzt, auf möglichst passive Maßnahmen im Betrieb setzt und damit einen schonenden Umgang mit der denkmalgeschützten Substanz ermöglicht. (…)
– Auszug Erläuterungsbericht –
Anerkennung | Staab Architekten, Berlin
Eine über die Jahrhunderte erhaltene, symmetrische angelegte Schlossanlage zu erweitern, verlangt Zurückhaltung und Sensibilität. Wir schlagen ein additives Vorgehen vor, das die bestehende Anlage weitestgehend unangetastet lässt und auch für die Besucher einen sichtbar reversiblen Charakter hat. Dafür setzen wir das Besucherzentrum wie ein Passstück in den Hof des Westflügels, das mit einer schmalen Fuge Abstand zum Bestand hält und sowohl statisch als auch thermisch von diesem unab-hängig ist. So bleiben der Charakter des Altbaus und die Funktion des umlaufenden Arkadengangs als Verteilerfläche um den Innenhof erhalten.
Das Besucherzentrum mit seiner ungeteilten, nur von wenigen Holzstützen gegliederten Fläche tritt in erster Linie als Innenhofüberdachung in Erscheinung. Dadurch bleibt die für die Anlage des Gebäudes charakteristische räumlich Verbindung zwischen dem Arkadengang und der Hoffläche erhalten. Im Winter kann das Forum von raumhoch verglasten Schiebeelementen, die mit Abstand zum Arkaden-gang verlaufen, eingehaust werden.
Der eigenständige Charakter des von Holzstützen getragenen und von runden Lichtkuppeln erhellten Daches erzeugt eine den Ort belebende Spannung zwischen dem Besucherzentrum und dem denkmalgeschützten Altbau. Der Reiz des vormals nicht betretbaren Innenhofs bleibt dabei in seiner historischen Anlage ablesbar und wird durch die neue Nutzung nun für alle Besucher erlebbar. (…)
– Auszug Erläuterungsbericht –