Aachen – Luisenhöfe
Das Wettbewerbsgebiet liegt in unmittelbarer Nähe zum Aachener Stadtzentrum. Städtebaulich verorten lässt sich das Gebiet durch den Boxgraben im Norden, die Südstraße im Osten, die Reumontstraße im Süden sowie die Mariabrunnstraße im Westen.
Das Plangebiet befindet sich im Blockinnenbereich der oben genannten Straßenzüge und umfasst dessen wesentlichen Bestandteile. Neben den Gewerbestrukturen der Kaldefabrik befinden sich Garagen, ein Parkhaus und ein Hochbunker als großmaßstäbliche Solitärbauten im Quartiersblock.
Um die städtebauliche Qualität am Standort zu sichern, hatte sich die Ausloberin zusammen mit der Stadt Aachen dazu entschieden, den vorliegenden Wettbewerb durchzuführen. Ziel des Verfahrens war die städtebauliche Neuordnung und Aufwertung der Gesamtsituation unter Definition einer adäquaten und nachhaltigen urbanen Nutzungs¬mischung unter Berücksichtigung und Sicherung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse (Schallschutz, Besonnung und Klimaschutz).
1. Preis – hector3 architekten mit GTL Landschaftsarchitektur
Städtebauliches Konzept
In gerader Linie in West-Ost-Richtung wird die Verbindung von Mariabrunnstraße und Südstraße geschaffen. Sie bildet das Rückgrat der Planung. Nach Norden verbinden Werk-hof und Kastanienplatz, mal in direkter Linie durch das Werkstor, mal auf verschlungenem Weg durch den kleinen Park, mit dem Boxgraben. Nach Süden öffnet sich die „Magistrale“ zum Kunst-Werk-Hof. Kindertagesstätten, Kulturspot Bunker und Quartierstreff begleiten den Weg.
Diese öffentliche Freiraum- und Erschließungsstruktur wird durch eine Gebäudekonzeption umschlossen, die unter Wahrung der vorgegebenen Höhen auch einer quartierstypischen Maßstäblichkeit folgt. Die Bebauung ist IV-geschossig mit einem VI-geschossigen Hochpunkt (Studentenwohnen) angrenzend an das Parkhaus und III-geschossigen Manufakturhäusern an der Nordseite Werkhof. Die bestehende Geländeterrassierung wird für die Aus-bildung von Gartengeschossen genutzt.
Landschaftsplanerisches Konzept
Öffentliche und private Freiräume sind klar hierarchisiert. Das Plangebiet wird mit den angrenzenden Straßenräumen und dem Werk-Kunst-Hof sinnfällig vernetzt. Bestehende Hofstrukturen werden aufgenommen und transformiert. Jeder Hof zeichnet sich durch eine individuelle Prägung aus. Der Werkhof ist dem alten Charakter und gleichsam der neuen Nutzung folgend ein steinerner Hof. Der Kastanienplatz setzt die besonders schützenswerten Einzelbäume in den Mittelpunkt. Der Boxpark in seiner Fläche erweitert wird zum Re-generationsraum für Mensch und Natur.
3. Preis – KSG Kister Scheithauer Groß mit A24 Landschaft
Durch die Anlage der Luisenhöfe wird der Blockinnenbereich mit neuen Baukörpern nachverdichtet im Sinne einer Fortführung städtischer Typologien, die sich aus der Umgebung ableiten. Neue Raumkanten schaffen eine klare Zonierung in private, öffentliche und halböffentliche Teilbereiche. Das zentrale Element des Quartiers bildet die Quartierspromenade, die als Haupterschließungsachse eine direkte Durchwegung des Blockinnenbereichs zwischen Mariabrunnstraße und Südstraße herstellt.
Der Autoverkehr wird ausgehend von der Mariabrunnstraße über eine begrenzte Mischverkehrsfläche geführt, in der die Stellplätze und Flächen zur Andienung der Kindertagesstätte integriert sind. Sie dient als Zufahrt für das erweiterte Parkhaus, in dem der Stellplatzbedarf der neuen Wohnbebauung gedeckt wird. Auf diese Weise gelingt es, den Autoverkehr schon vor der Wohnbebauung abzuleiten und die Luisenhöfe autofrei zu halten. Gleichzeitig dient die Quartiespromenade als gut anfahrbarer Rettungsweg. Das neue Quartier ist geprägt von differenzierten und vernetzten Hofbereichen mit jeweils individuellem Charakter. Diese Aufweitungen entlang der Promenade erzeugen eine abwechslungsreiche Wirkung und bilden nutzungsgerechte Vorzonen zu den angrenzenden Gebäuden aus. Das Quartier Luisenhöfe gliedert sich in drei prägnante Hofbereiche, die untereinander vernetzt sind: Kastanienplatz, Boxpark und Gartenhof mit Aktivfläche.
Lageplan, konrath und wennemar
Vogelperspektive, konrath und wennemar
Fußgängerperspektive, konrath und wennemar
3. Preis – Konrath und Wennemar Architekten Ingenieure mit LAND Germany
Konzept
Die neue Gebäudestruktur soll den bestehenden Blockinnenbereich einerseits verdichten, um neuen Wohnraum zu schaffen, bringt aber auch die Chance qualitätsvolle neue Räume auch für die jetzigen Anwohner zu schaffen. Räume mit urbanen Qualitäten, wie dem Quartiersplatz, aber auch Räume mit grünen Qualitäten, wie dem Boxpark und dem Kastanienhof.
Der Entwurf arbeitet also zum einen mit verdichtenden Bereichen und öffnet sich dann aber wieder, um Freiräume zu schaffen. Dabei bindet er sich an die Bestandsbebauung an, erhält Teile der Bestandsbebauung und entwickelt sie weiter zu einer eigenständigen Struktur mit eigenem Charakter. Der wichtige Baumbestand, wie zum Beispiel die große Esskastanie, der Hochbunker und auch der Boxpark bleiben erhalten und werden in den Gebäudeentwurf integriert und durch diesen strukturiert.
Der Entwurf besteht aus einer Abfolge von Räumen unterschiedlicher Qualität. Vom Hauptzugang kommend gibt es im Innern einen Quartiersplatz, den Dreh- und Angelpunkt des neuen Quartiers. Der Quartiersplatz ist ein Ort der Begegnung und ein Gemeinschaftshof; in den angrenzenden Erdgeschossräumen können kleine ruhige Gewerbeeinheiten entstehen, so dass der Platz eine lebendige Qualität erhält, die sowohl von den neuen Bewohnern des Quartiers genutzt werden kann, als auch von den Anwohnern in der Nähe. Vom Quartiersplatz gelangt man weiter an dem grünen und privaten Kastanienhof vorbei, der von der wunderschönen Esskastanie dominiert wird. Dort ist durch den Urban Gardening-Bereich die Förderung des Zusammengehörigkeitsgefühls durch gemeinsame Aktivitäten, wie Gärtnern und Ernten denkbar.
Der dritte wichtige Raum ist der Boxpark, der bereits besteht, und zukünftig in das räumliche Konzept eingebunden wird.