Castrop Rauxel – Weiterentwicklung Europaplatz

371168_FCR_Perspektive

Der Europaplatz am Stadtmittelpunkt Castrop-Rauxel soll als eine Maßnahme des ISEKs Stadtmittelpunkt behutsam weiterentwickelt werden. Der Stadtmittelpunkt zählt zu den zentralen Entwicklungsschwerpunkten der Stadt. Im Zuge des Wettbewerbs sollten freiraumplanerische Gestaltungsmaßnahmen getroffen werden, um die Forumsfläche wieder attraktiver, nutzerfreundlicher und zukunftsfähig zu machen. Zentrale Themen, die hierbei Berücksichtigung finden mussten, sind zum einen der Denkmalschutz des gesamten Ensembles sowie die Barrierefreiheit und die Klimaanpassung.

Das heutige Forum am Europaplatz wurde 1975 fertiggestellt und bis 1984 weiter ergänzt. Das Ensemble bestehend aus dem Rathaus, der Europahalle, der Stadthalle, der verbindenden Freifläche und der darunterliegenden Tiefgarage, wurde von dem dänischen Architekten Arne Jacobsen und seinem Büropartner Otto Weitling entworfen.

Zur Findung einer zukunftsfähigen Lösung für den Forumsplatz am Stadtmittelpunkt lobte die Stadt Castrop-Rauxel einen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb gemäß der Richtlinie für Planungswettbewerbe (RPW) 2013 aus.

Ziel des Wettbewerbs war eine zukunftsfähige und zugleich denkmalgerechte Weiterentwicklung der Platzfläche, unter Berücksichtigung aktueller Bedürfnisse und Herausforderungen. Das gesamte Ensemble sollte sich den Bürgerinnen und Bürgern öffnen und eine einladende Wirkung übernehmen. Dazu wurden bereits Bürgerbeteiligungen durchgeführt. Es sollte eine gesamtheitliche Idee entstehen, welche sich in die Umgebung einbindet und auch den Platz als wahrnehmbaren Teil der Grünverbindung Castrop-Rauxels hinausstellt. Der heute größtenteils ungenutzte Platz soll in Zukunft mehr Aufenthaltsqualität bieten.

 

1. Preis | capattistaubach urbane landschaften Landschaftsarchitekt und Architekt PartGmbB | Berlin

Erläuterungstext (Auszug):

Ziel des vorgeschlagenen Gestaltungskonzeptes ist die Neubestimmung der prominenten städtebaulichen Situation im Kontext denkmalgerechter Weiterentwicklung und nachhaltiger Gestaltung. Die Umgestaltung soll den Stadtraum als lebendigen Treffpunkt und kulturellen Mittelpunkt reaktivieren, der sowohl den Bedürfnissen der Nutzer als auch den Anforderungen an Nachhaltigkeit und Klimaschutz gerecht wird. Als alltags- und festtagstauglicher Ort soll er den Handlungsrahmen für Austausch und Kommunikation, Aktion und Entertainment, Entspannung und Regeneration darstellen. Ein Platz, im Sinne „einer für die ganze Bevölkerung einladenden und vielfältig gestalteten Parkanlage“.

 

Zwischen Gräserband und den reaktivierten Wassebecken werden die kulissenhaft konzipierten Heckenkörper als „Rathausgärten“ weiterentwickelt. Dazu werden lineare Teilflächen entsiegelt und durch verschieden geprägte vegetative Sequenzen ersetzt, die als Retentionsstreifen und Wasser speicherndes Refugium stadtklimatische Erfordernisse bedienen und von einer starken Biodiversität und Artenvielfalt geprägt sind. Als Pionier- und Boskett-Streifen charakterisiert, ergänzen sie die formale Strenge der Heckenstrukturen durch natürliche Wildheit und generieren eine dynamische und lebendige Raumwirkung. Während die Pionier-Streifen niveaugleich in die Bodentextur eingebunden sind, erhalten die Boskett-Streifen einen höheren Aufbau und sind dazu seitlich gefasst.

An ausgewählten Stellen sind Sitzmöbel als Ruhezonen unter kleinkronigen Laubbäumen eingestreut. Ergänzt werden die Vegetationsstrukturen von einem kleinen Spielbereich mit Hüpf- und Kletterspiel sowie drei, als Sitz-Liege- und Spielobjekt konzipierte Holzdecks, die mit Strom und Wifi ausgestattet sind und insofern auch für mobiles Arbeiten genutzt werden können.

Der gegenüberliegende Saumbereich wird von einem weiteren Baumhain ergänzt. Die hoch aufgeasteten Bäume stehen mit Aufenthaltsangeboten ergänzt, in einer Tennenfläche und bieten im Winter einen angenehm besetzten und im Sommer einen angenehm schattierten Ort. Seitlich schließt sich ein für das Wassermanagement der gesamten Anlage konzipierter, von hölzernen Stegen durchzogener Regengarten an, der als Staudenmischpflanzung mit vereinzelten Bäumen und Sträuchern angelegt ist. Das Spiel von Licht und Schatten unter dem Blätter-Baldachin sichert eine hochqualitative Nutzung.

Die temporäre zur Verfügung stehende Fläche schlagen wir im Footprint des künftigen Gebäudes vor, als Gemeinschaftsgarten zu nutzen.

Perspektive, capattistaubach

Lageplan_500, capattistaubach

Lageplan_200, capattistaubach

Schnitt_100, capattistaubach

Schnitt_200, capattistaubach

2. Preis | bbz landschaftsarchitekten berlin gmbh | Berlin

Erläuterungstext (Auszug):

Der Forumsplatz wurde als Aufenthalts- und Veranstaltungsfläche zwischen Rathaus, Stadt- und Europahalle konzipiert. Um diese Funktion weiterhin zu erfüllen werden historisch prägende und den Aufenthaltswert steigernde Elemente wiederhergestellt und in Stand gesetzt. Darüber hinaus werden neue Elemente behutsam in das historische Ensemble eingefügt. Weitere, deutliche Verbesserungen bewirken eine Aufwertung der Aufenthaltsqualität, des Mikroklimas und der Nachhaltigkeit für den Stadtmittelpunkt Castrop-Rauxels .

Wasser wird zukünftig als Gestaltungselement auf dem Platz wieder, wie ursprünglich vorgesehen, eine wichtigere Rolle spielen. Neben dem, den Ratssaal umspielenden Wasserbecken sollen auch das lineare Wasserbecken entlang der Pergola sowie die vier runden Wasserbecken vor der Stadthalle reaktiviert werden.

Der vorhandene Belag aus Waschbetonplatten wird gereinigt und entsprechend der historischen Planung neu verlegt. Beschädigte Platten werden ausgetauscht. Im Bereich der Fahrspur, die momentan mit Systempflaster ausgebildet ist, werden neue Waschbetonplatten verlegt, die jedoch ein deutlich kleineres Format als die historischen Platten aufweisen, um den Druck- und Scheer-Belastungen in diesem Bereich standzuhalten. Sie fügen sich in das grundlegende Plattenraster ein.

In einem breiten Streifen parallel zum Rathaus werden die Belagsplatten entfernt und durch ein großzügiges grünes Band ersetzt, das zum Erhalt der Wegebeziehungen im Rhythmus der Treppenhäuser des Rathauses und der Belagslinien unterbrochen ist. Das mit einer extensiven Gräser- und Staudenpflanzung versehene Band schafft mit seiner leichten topografischen Modellierung innerhalb der Platzfläche eine differenzierte Zonierung, die sowohl dem Rathaus, als auch der Stadt- und der Europahalle eigene Bereiche zuordnet. Zur Platzmitte hin werden die vegetativen Bereiche durch eine Sitzeinfassung gefasst. Die mit einer Betonaufkantung gefassten Heckenstreifen, die bereits im Bestand den Platz rhythmisieren werden in das Band integriert und schaffen hier spannende räumliche Beziehungen. Die Heckenkörper bekommen mit ihrem Wurzelraum Anschluss an die entsiegelte Fläche und damit eine bessere Wasser- und Nährstoffversorgung. Ebenso werden die historischen Pflanzgefäße in das Band integriert und ein Anschluss des Wurzelraums an das umgebende Substrat hergestellt.

Im Bereich des potenziellen Baufeldes im Südwesten des Platzes wird die in diesem Bereich fehlende Raumkante durch eine Baumpflanzung hergestellt, die sich an der durch Jacobsen projektierten Bebauung orientiert. Ein vorgelagertes Wiesen- und Staudenband mit Sitzkante fasst diesen Bereich zur Platzmitte.

Die Platzmitte wird entsprechend des Bestandes weitestgehend offen gehalten um Raum für Veranstaltungen  zu ermöglichen. Mit Baum- und Strauchpflanzungen kombinierte Sitzinseln werden als neue Elemente scheinbar frei auf der Fläche platziert, um weitere Aufenthalts- und Schattenbereiche auf dem Platz zu schaffen.

Perspektive, bbz landschaftsarchitekten

Lageplan_500, bbz landschaftsarchitekten

Lageplan_200, bbz landschaftsarchitekten

Schnitt_100, bbz landschaftsarchitekten

Schnitt_200, bbz landschaftsarchitekten

3. Preis | Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH | Berlin

Erläuterungstext (Auszug):

Bei der Sanierung des Platzes werden folgende Ziele relevant: Die historisch-eigenständige Gestaltung des Orts soll erhalten bleiben, neue Angebote für Aufenthaltsqualität sollen entstehen, die mikroklimatische Situation soll verbessert werden und eine allgemeine Sanierung mit hohen technischen Anforderungen (u.a. TG-Dach, Regenwasser) soll durchgeführt werden.

Die Anbindungen an den Platz von Osten und Westen werden aufgewertet. Die westliche Rampe wird begrünt und barrierefrei umgebaut, neben der Rampe erreicht man nun auch über bequeme Treppenstufen den Platz. Von Osten entsteht ein grünes Entrée, das zu der bestehenden großzügigen Treppe führt. Daneben ermöglicht eine kompakte Rampe den barrierefreien Zugang.

Auf den Grünflächen im Osten und Westen des Europaplatzes werden Mulden für Regewasser der Dächer und des Platzes angelegt. Der Bäume bilden einen grünen Filter zwischen dem Gebäudeensemble und den angrenzenden Straßen.

Der Platz wird als rechteckige Fläche aufgefasst, die durch die großen Platten bestimmt ist und die durch „Reifung“ der historisch angelegten Komposition unterschiedlich gegliedert wird. Die Eingangsbereiche der Gebäude werden akzentuiert: Die Querverbindungen, die mit schmaleren helleren Platten angelegt sind, gliedern den langgezogenen Platzraum und verbinden die gegenüberliegenden Gebäudeteile. Die West-Ost Durchquerung von West nach Ost verläuft ganz selbstverständlich entlang der Wiesenflächen.

„Wiesen-Teppiche“ mit Wildblumen, Kräutern und einigen Gräsern werden wie „Jalousien“ zwischen den Gliederungslinien des Belags in die Platzfläche gezogen. Die denkmalrelevanten Heckenelemente bleiben in ihrer Lage erhalten. Sie werden niedriger geschnitten, um Sichtbeziehungen zu allen Ein- und Ausgängen gewährleisten und das Sicherheitsgefühl erhöhen. Im südlichen Teil ergänzen die „Schattenhaine“ eine ganz andere Aufenthaltsqualität.

Die „Wiesen-Teppiche“ reduzieren die heute sehr große befestigte Fläche und sind ein wichtiger Beitrag zur mikroklimatischen Verbesserung (weniger Aufheizung und mehr Verdunstungs-Kühle).

Die lokale Mischung bestehend aus Wildblumen, Kräutern und Gräsern ist an den Ort angepasst. Mit klugen Pflegemaßnahmen: Entfernung invasiver Arten und Schnitt wird sich eine auf den Ort und das lokale Klima bezogene Vegetationsstruktur entwickeln, die einen wichtigen Beitrag für Biodiversität der Flora und Fauna leistet.

Der bestehende Platanenhain bietet Platz für eine schattige Außengastronomie zwischen den großen Veranstaltungssälen. Ein neuer Hain, als wichtige Raumkante, entsteht westlich der Europahalle. So wird dringend benötigter Schatten angeboten. Sitzgelegenheiten und Tische ermöglichen ruhigen Aufenthalt für Arbeiten im Freien und als Treffpunkt. Beete mit Bodendeckern und Schattenstauden gliedern den Hain und schaffen einen Schattengarten als Kontrast zur Weite des sonnigen Platzes.

Vor dem Rathaus wird ein gärtnerisch gestalteter Eingangsplatz mit sonnenliebenden Staudenpflanzungen angelegt, der die Heckenelemente, Fahnenmasten, TG-Ausgang und Sitzgelegenheiten zusammenbindet.

Perspektive, Weidinger Landschaftsarchitekten

Lageplan_500, Weidinger Landschaftsarchitekten

Lageplan_200, Weidinger Landschaftsarchitekten

Schnitt_100, Weidinger Landschaftsarchitekten

Schnitt_200, Weidinger Landschaftsarchitekten

Nach oben scrollen