Frankfurt am Main – Quartierseingang Südost, Homburger Hohl
Einer der wichtigsten Quartierseingänge in der Siedlung Ben-Gurion-Ring ist der „Quartierseingang Südost, Homburger Hohl“, da dieser das Quartier über die Straße Homburger Hohl und die Station Bonames-Mitte an die U-Bahn-Linie 2 in Richtung Innenstadt anbindet. Der Quartierseingang wird derzeit von einer großen, privaten eingeschossigen Parkgarage mit Parkdeck, einem Parkplatz mit schrankenkontrollierter Zufahrt, einem Müllplatz und der umgebenden Wohnbebauung geprägt.
Für diese Flächen sollte ein architektonisches und freiraumplanerisches Konzept erarbeitet werden, welches die Vernetzung des Quartiers mit seiner Umgebung verbessert, das Quartier für neue Bewohner*innen öffnet und den Ort zu einem identitätsstiftenden, attraktiven Raum entwickelt. Dazu sollte anstelle des heutigen Parkplatzes und der Parkgarage ein oder mehrere Wohngebäude mit öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss entwickelt werden. Das Zusammenspiel mit den Freianlagen sollte dabei Berücksichtigung finden.
1. Preis: Gerber Architekten GmbH
Entlang der Straße Homburger Hohl wird ein langgestreckter, sechsgeschossiger Baukörper platziert und um ca. 20 Meter nach Westen eingerückt. Hierdurch entsteht ein großer Platz vor dem Gebäude, der als neuer, einladender Eingang in das Quartier erlebbar ist und auch über die direkte Nachbarschaft hinaus Strahlkraft entfaltet. Die Kubatur des Baukörpers orientiert sich in seiner Maßstäblichkeit an den vorhandenen Gebäuden des Areals und formt zum umliegenden Freiraum eine klare Raumkanten aus.
Der Entwurf wird in die bestehende Topografie situativ integriert, das Gefälle wird im Süden des Gebäudes durch eine Treppe mit Sitzstufen und Pflanzelementen überwunden, die sich bis in den Innenraum erstreckt und den hier vorhandenen Luftraum akzentuiert.
Im Norden des Platzes wird die ansteigende Topografie entlang des Ben-Gurion-Rings durch eine in die Landschaft integrierte Treppe gestaltet.
An der nördlichen Gebäudekante wird das Volumen im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss diagonal eingeschnitten, wodurch die Wegeachse vom Homburger Hohl bis ins westlich angrenzende Areal aufgegriffen und komfortabel passierbar gemacht wird. Dieser Raum ist in seiner Höhe angemessen dimensioniert um einen qualitätvollen, spannenden Außenraum mit guter Belichtung zu erzeugen. In den aufgehenden Geschossen schließt der Baukörper wieder die rechteckige Form und ruht hier auf Stützen.
Die Einfahrt in den im UG liegenden Mobility Hub erfolgt von Süden über ein in die Außentreppe integriertes Tor.
Herzstück der Freiflächen ist der östlich an das Gebäude angrenzende, multifunktional nutzbare, barrierefreie Platz. Hier werden unterschiedliche Angebote für alle Altersgruppen vorgehalten, von Sitzmöglichkeiten unter Bäumen über Spielflächen für Kinder, einen Skatepark, bis hin zu einem Wasserbecken mit Wasserspiel, das im Sommer durch Verdunstungskühle zu einem angenehmen Stadtklima beiträgt. Diese attraktiven Möglichkeiten sollen dazu beitragen, dass auch Menschen außerhalb der Nachbarschaft an dem neuen Standort partizipieren können.
Die öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss tragen zur Belebung des Quartiersplatzes bei.
Der Wunsch nach einer direkteren Wegeverbindung von der Straße Homburger Hohl in das Innere des Quartiers, der sich aktuell durch einen Trampelfpad abzeichnet wird in dem neuen Konzept durch eine neue Achse, die das Gebäude durchquert, umgesetzt.
Auf dem Dach des Gebäudes werden weitere Flächen für Sport, Entspannung und Zusammenkünfte angeboten und durch Gewächshäuser für Urban Gardening ergänzt.
Die Außenfläche der Kita „Rasselbande“ wird nach Westen hin erweitert und erhält eine neue Außenraumgestaltung, die das Schattentheater integriert.
2. Preis: LAGERSCHWERTFEGER GMBH, Architektur, Berlin mit SassGlässer Landschaftsarchitekten, Hansestadt Werben I Berlin
Das neue Gebäude am Ben-Gurion-Ring in Frankfurt versteht sich zusammen mit den Angeboten der unmittelbar angrenzenden Freiräume als neuer Eingang in das Quartier und die Nachbarschaft. Die bewusste Positionierung des Gebäudes schafft dabei unterschiedliche Räume, die sorgfältig ausdifferenziert werden und dabei vielfältige Atmosphären und Nutzungsangebote sowohl im Innen-, als auch im Außenraum bieten.
Kraftvoll, robust, grün und eigen markiert der Solitär mit dem vorgelagerten Platzraum den südöstlichen Eingang in das Quartier.
Der Platz befindet sich etwa auf dem Höhenniveau des alten Parkdecks. Der Wegefluss vom Ben Gurion-Ring über den Platz in das Quartier ist großzügig und barrierefrei. Der ehemalige informelle Trampelpfad ist hiermit institutionalisiert. Die prismatische Gebäudeform reagiert mit ihren sechs Fassadenseiten differenziert auf die vorhandene Situation, jede Fassadenseite ist unterschiedlich programmiert. Sie bietet im Erd- und Parkgeschoss viel Kontaktflächen für die Bewohner*innen des Quartiers, gleichzeitig leitet die Gebäudeform den Blick in Richtung des Quartiers, sowohl in nord-, als auch in südwestliche Richtung.
Das siebengeschossige Gebäude nutzt die Höhe innerhalb der Hochhausgrenze aus. Das unterste Geschoss, das Parkgeschoss, schließt an das vorhandene Höhenniveau des alten Parkplatzes an. Erd- und Parkgeschoss sind den Bewohner*innen des Quartiers und des Hauses gewidmet. Der Höhenversprung wird über eine große überdachte, außenliegende Treppe vermittelt. Stellplätze sind im Parkgeschoss angeordnet, allerdings auf weit geringerer Fläche als im Bestand. Der Neubau wird ergänzt um ein zentral am Vorplatz gelegenen Mobility Hub, der Fahrradstellplätze, Stellplätze für E-Scooter, E-Ladestationen für Lastenfahrräder, eine Paketbox und die Bushaltestelle aufnimmt.
Die neu geschaffenen Freiräume berücksichtigen die übergeordneten Strukturen des gesamten Grüngürtels vom U-Bahnhof Bonames Mitte bis zum Anschluss an den Bügelsee und sind damit Teil einer Vernetzungsqualifizierung. Als zentrales Objekt stärkt eine großformatige Brunneschale die Bedeutung des Platzes als (gesellschaftlich wirksames) Element und Ort des Miteinanders und der Begegnung. Die Fahrradüberdachung am Ben-Gurion-Weg versteht sich als kleine Mobilitätsstation, die durch Bikesharing (z.B. für Lastenräder mit Auflademöglichkeiten) erweitert werden kann.
Vom Vorplatz aus werden die unterschiedlichen Funktionsbereiche einschließlich der Kita mit der stark vergrößerten Außenfläche und den topografischen Interventionen sehr gut erschlossen. Es findet sich, flankiert von Pflanzensäumen, der sogenannte „Community-stripe“ mit Sportangeboten (Streetball, Tischtennis), Gemeinschaftsausstattung (lange Tafel mit Sitzbänken, stationierter Grill und Boulefläche) sowie eine Spielintarsie, um alle Generationen gleichermaßen anzusprechen und das direkte Gebäudeumfeld intensiv zu bespielen und zu prägen.
Lageplan, LAGERSCHWERTFEGER GMBH, Architektur mit SassGlässer Landschaftsarchitekten
Visualisierung, LAGERSCHWERTFEGER GMBH, Architektur mit SassGlässer Landschaftsarchitekten
3. Preis: bk I buerokleinekort, Düsseldorf mit Drei Eins Stadt Freiraum Architektur, Frankfurt am Main
Die städtebauliche und architektonische Ausformung soll ein Quartier mit hoher Identifikation schaffen, welches als eigenständiges Wohnquartier erkennbar und in sich differenziert gegliedert ist. Es entstehen Kleinquartiere in differenzierter Bebauungsstruktur und Dichte, sodass Wohnhöfe mit eigenem Charakter und unterschiedliche Haustypen (EFH, RH, DH und GWB) angeboten werden können.
Zur Förderung des Gemeinschaftsgedankens und zur Entwicklung von Nachbarschaften werden Wohnhöfe und „Grüne Finger“ unterschiedlicher Größen zwischen den Kleinquartieren angeboten, die neue Gemeinschaftsräume im Freiraum entstehen lassen, ohne auf das ausreichende Maß an Privatheit zu verzichten. Die Gebäude des Geschosswohnungsbaus säumen mit drei bis vier Geschossen die Erschließungsstraße. Hochpunkte mit fünf Geschossen markieren den Quartierseingang im Süden an der Molkenstraße und im Norden als Quartiersabschluss im Übergang zum Landschaftsraum.
Die Freiräume versorgen das neue Wohnquartier mit wohnungsnahen, vielfältig nutzbaren Grün- und Erholungsräumen, die sich wie selbstverständlich mit dem Naherholungsgebiet des Landschaftsschutzraums verweben. Eine differenzierte typologische Gliederung unterstreicht den architektonischen Nutzungsmix und schafft ein Lebensumfeld für unterschiedliche Altersstufen und Lebensphasen. Als Vermittler zwischen den bestehenden und neuen Strukturen bieten der Freiraum und insbesondere die „Grünen Finger“ und der Quartiersplatz Angebote sowohl für neue als auch für vorhandene Anwohner, was ein nachbarschaftliches Miteinander nachhaltig fördert.