Gevelsberg – Fußgängerzone und Stadtgarten

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Das Ziel des Wettbewerbs war die funktionale Weiterentwicklung und gestalterische Aufwertung der Gevelsberger Fußgängerzone und des angrenzenden Stadtgartens. Dabei bestand die Aufgabe darin, für die Mittelstraße und den Stadtgarten ein realisierungsfähiges Konzept zu erarbeiten, welches einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der städtebaulichen Attraktivität leistet und zum Verweilen in der Innenstadt einlädt. Zu berücksichtigen war dabei der zentrale Innenstadteingang entlang der Wasserstraße. Auch die Punkte Klimaresilienz und Klimaanpassung waren bei der Planung priorisiert zu berücksichtigen.

Um diesem Ziel gerecht zu werden, führte die Stadt Gevelsberg im Jahr 2023 und 2024 einen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb nach RPW 2013 als qualitätssicherndes Verfahren durch.

1. Preis | GM013 Landschaftsarchitektur | Berlin

Die Entwicklung der Fußgängerzone und des Stadtgartens schafft zusammen mit dem Vendômer Platz ein urbanes Ensemble in einem lebendigen Stadtraum. Nachhaltigkeit und ökologische Vielfalt in einem urbanen Umfeld aber auch ein soziales Miteinander in einem Freiraum für alle stehen im Mittelpunkt. Im Stadtgarten entsteht ein Ort des Spiels, der Bewegung und der Kommunikation während sich die Fußgängerzone zu einem lebendigen, städtischen Mittelpunkt entwickelt und Gastronomie- und Einkaufsmöglichkeiten bietet. Die Gevelsberger Innenstadt erhält einen identitätsstiftenden Stadtmittelpunkt der Anziehungskraft über die Stadtgrenzen hinaus ausstrahlt.

FUSSGÄNGERZONE

Die Mittelstraße wird als moderne und nachhaltige Fußgängerzone und ‚Blaue Ader‘ entwickelt. Ein Stadtparkett zieht sich als hochwertiger und robuster Belagsteppich über alle Bereiche. Eine offene, barrierefreie Rinne verknüpft die zwei Eingangsorte an der Mauer- und an der Wasserstraße. Ein (Trink-) Brunnen an der Mauerstraße bringt einen kleinen steten Wasserfluss in die Fußgängerzone und kühlt so den Stadtraum. Der gegebene Höhenunterschied zwischen den Eingangsorten von ca. 1,5 m dient als natürliches Rinnengefälle. Ein ebenerdiges Wasserspiel bildet einen lebendigen Auftakt an der Wasserstraße und speist zusätzlich die kühlende Rinne. Aufenthalts- und Ruhebereiche setzen sich als Intarsien vom Belagsteppich ab. Grüne Pflanzinseln entschleunigen, bilden Raum und nehmen bestehende und neue Bäume auf. Sitzbänke entlang der Inseln werden zum Treffpunkt und bieten Aufenthalt im lichten Schatten. Neben Erdgeschoßnutzungen der angrenzenden Geschäfte und Außengastronomie nehmen die Intarsien auch Spielpunkte und Tischgruppen ohne Konsumzwang auf. Eine begrünte Pergola übernimmt im Bereich von unterirdischen Bestandsleitungen die schattenspendende Funktion von Bäumen und bietet Aufenthalt nach dem Einkaufen. Fahrradbügel werden dezentral entlang der Fußgängerzone angeboten. Im Eingangsbereich Wasserstraße wird eine überdachte Fahrrad-Servicestation mit Lademöglichkeit vorgesehen. Alle Bereiche sind für Anlieferverkehr befahrbar und barrierefrei gestaltet. Es entsteht ein moderner und attraktiver Fußgängerbereich der zum Verweilen in der Innenstadt einlädt.

STADTGARTEN

Der neue Stadtgarten bildet einen Grünen Bogen zwischen Mittelstraße und Vendômer Platz und wird zum offenen Mittelpunkt der Innenstadt. Der Stadtgarten erhält durch eine offene Gestaltung mit einer Vielzahl an Nutzungsangeboten einen parkähnlichen Charakter. Ein ökologischer Rücken bildet einen Puffer entlang der Wasserstraße und nimmt extensive Retentionsbereiche auf. Es entsteht ein ökologisch wertvoller, pflegeextensiver Wildwiesensaum der Kühle für die angrenzende Innenstadt. Zur Gartenmitte öffnet sich eine freie, multifunktionale Rasenfläche – ein weiterer Bewegungs- und Spielraum, der auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Sonnenliegen bieten Platz zum Ausruhen oder ein gutes Buch, während verschiedene naturnahe Spielangebote die Ränder aktivieren und Aktivität nah an der Fußgängerzone anbieten. Eine Parkpromenade verbindet als Bogen die Fußgängerzone mit der Ennepe und dem Vendômer Platz, lädt zum Schlendern ein und trennt den grünen Rücken von der offenen Mitte. Bänke mit Arm- und Rückenlehne bieten Ruheorte mit Blick über den Stadtgarten. In der Verbindung Vendômer Platz – Ennepe entsteht ein neuer Übergang über die Wasserstraße und eine kleine Eingangsterrasse zum Garten mit zwei flachen Sitzstufen zur offenen Mitte.

Gesamtlageplan, GM013 Landschaftsarchitektur

Perspektive Fußgängerzone, GM013 Landschaftsarchitektur

Perspektive Stadtgarten, GM013 Landschaftsarchitektur

2. Preis | Glück Landschaftsarchitektur GmbH | Stuttgart

Der Stadtgarten und die Fußgängerzone der Mittelstraße verbinden sich als „Grüner Bogen“ mit dem Rathaus und dem Vendômer Platz und bilden das Herz der Gevelsberger Innenstadt. Vom Auftakt im Westen, am Kreuzungspunkt der Mittelstraße mit der Wittenerstraße, spannt die Fußgängerzone bis zur Wasserstraße und zum östlichen Stadteingang, mit Einbindung der Gevelsberger Stadtharfe und seiner zukünftigen weiteren Entwicklung über die Ennepe nach Osten.

In den Stadtboden eingelegte „grüne Inseln“ sind Stationen im Verlauf des Stadtbandes der Fußgängerzone. Sie bilden einen homogenen Übergang zwischen Fußgängerzone und Stadtgarten, der als „Grüner Bogen“ bis zum Rathaus spannt. Die vorhandenen Bestandsbäume werden erhalten und durch Neupflanzungen ergänzt und gestärkt. Die neu eingeführte zentrale Baumgruppe ist als „grüne Klimainsel“ wichtiger Katalysator für die zukünftige Entwicklung der Gevelsberger Innenstadt.

Mit Ihrer Kühlungsfunktion puffert sie im Stadtraum die Auswirkungen des Klimawandels, mit den weiter steigenden hohen Temperaturen in den Sommermonaten. Sie schafft Aufenthaltsqualität im „grünen Schatten“ der Bäume und ist zugleich Retentionsraum für Starkregenereignisse, durch die leicht in den Belag eingesenkte Pflanzfläche. Artenreiche naturnahe Stauden- und Gräserpflanzungen erhöhen die Biodiversität und bilden ein attraktives grünes Erscheinungsbild in der Gevelsberger Innenstadt. Die Figur der Insel wird über ein individuelles Bankmöbel akzentuiert, das die Bürger*Innen und Besucher*Innen zum Aufenthalt einlädt. Zugleich geben die Möbel dem Stadtraum eine charakteristische und identitätsstiftende Ausdruckskraft. Im Entwurf wird vorgeschlagen, für die Baumgruppe klimaresiliente mehrstämmige Baumarten, wie Koelreuteria und Alnus spaethii und weitere zu verwenden, die ein „Baumbukett“ bilden als grüner Blickpunkt in der Fußgängerzone. Zwei weitere Inseln führen das Konzept nach Westen fort. Die vorhandenen Bestandsbäume werden darin eingebunden. Die Gruppe aus Baumhaseln wird mit mehrstämmigen Parrotien ergänzt. Die Flächen sind als wassergebundene Inseln etwas in den Belag eingesenkt. Freie Möblierungen im Schatten der Insel ergänzen hier die Bankmöbel als nicht kommerzielle Aufenthaltsqualität in der Fußgängerzone.

Am Übergang zum Stadtgarten bildet ein punktuelles Fontänenfeld eine attraktive Akzentuierung im Stadtraum. Der Brunnen ist im Sommer Anziehungspunkt, sichtbares Zeichen und Aufenthaltsort in der Fußgängerzone. Das Wasserspiel ist belagsbündig in die Pflasterfläche als Betonscheibe integriert und kann nach Bedarf abgestellt werden. Sie ist überfahrbar und kann bei Veranstaltungen mit der Stadtbühne überbaut werden.

Der Stadtgarten wird geprägt von den vorhandenen Bestandsbäumen, die im neuen Konzept integriert sind. Eine großzügige zusammenhängende Grünfläche wird von einem Wegeband durchspannt, das die Fußgängerzone mit dem Rathaus verbindet und die Grünflächen des Stadtgartens erschließt. Ein Weg zweigt nach Osten ab, zur Querung über die Wasserstraße und zur nahen Ennepe. In die offenen großzügigen Grünflächen sind zwei Inseln eingelegt, die die das Konzept der „Grüninseln“ aus der Fußgängerzone in den Stadtgarten in abgewandelter Form übertragen, womit eine konzeptuelle Verbindung der beiden Stadträume entsteht.

Gesamtlageplan, Glück Landschaftsarchitektur

Perspektive Fußgängerzone, Glück Landschaftsarchitektur

Perspektive Stadtgarten, Glück Landschaftsarchitektur

3. Preis | wbp Landschaftsarchitekten GmbH | Bochum

Zwei kraftvolle Achsen rücken die Stadtsymbole, das Stadtwappen und den neuen Stadtgarten in den Fokus. Das Dreieck bildet den zentralen Kern des Eingangsparks und schafft eine ansprechende visuelle und fußläufige Verbindung zur Mittelstraße sowie zum Vendômer Platz. Es werden drei Hauptvernetzungen identifiziert und betont:

– die Straßen und Plätze werden vernetzt

– die Parks werden über eine grüne Uferpromenade entlang der Ennepe verbunden

– die Innenstadt wird mittels Aussichtsbalkonen mit der Ennepe und dem Bürgerpark verknüpft

 

ATTRAKTIVE FUSSGÄNGERZONE

Der Zugang in die Fußgängerzone wird durch die klare Öffnung zur Mittelstraße gut auffindbar und durch die Begleitung von Elementen des neu gestalteten Stadtgartens zum attraktiven Entree.

Die Zonierung und Gestaltung greift die Sprache der bereits umgestalteten Mittelstraße (Pflaster, Teppiche, tw. Möblierung) auf. Die vorhandenen, sich in das räumliche Konzept integrierbaren Bäume werden erhalten und ergänzt (Baumband). Im Übergang zum Stadtgarten ergänzt ein Wasser- und Gräserband den „Teppich“ auf. Es nimmt das Oberflächenwasser auf und verknüpft die Fußgängerzone mit dem Stadtgarten. Die ansonsten offene Gestaltung gibt Raum für Aufenthalts- und Begegnungsangebote und die Erreichbarkeit der Geschäfte. Die Platzansprüche für die Durchführung der Veranstaltungen samt Bühne werden berücksichtigt.

STADTGARTEN ALS GRÜNES WOHNZIMMER

Der Stadtgarten wird zum lebendigen Zentrum der City mit Spiel-, Bewegungs-, Begegnungs-, Chill- und Angeboten der Naturerfahrung. Er wird von Südwest nach Nordost durch eine abnehmende Urbanität und zunehmende Naturnähe geprägt. Diese schaffen so unterschiedliche Raum-, Natur- und Erlebnisangebote.

Der große Spiel- und Erlebnisbereich ist im Zugangsbereich zur Mittelstraße positioniert um Synergieeffekte zwischen Park und Mittelstraße zu erzeugen, wie Blickbeziehungen aus Cafés auf den Park, uvm.. Ein interaktives Wasserspiel schafft Spaß für Groß und Klein und zugleich eine Abkühlung im Stadtraum. Die Spiel-skulptur „Treibhölzer“ stellt einen inhaltlichen Bezug zur Ennepe dar und bietet vielfältige Kletter-, Balancier- und Rutschmöglichkeiten. Eine kleine Schwester der o.g. Spielskulptur ergänzt um Spielhäuschen bietet Angebote für die Kleinen.

Daran schließt ein nutzungsoffener Grünraum mit Rasen- und Wiesenflächen zum (Ball-) Spiel oder Chillen an. Der nördliche Bereich im Übergang zum Vendômer Platz mit seinem heutigen Baumbestand wird zum naturnah gestalteten Wandelpark mit wechselfeuchten, dicht bepflanzten Versickerungsmulden und Pflanzflächen entwickelt. Der Parkplatz am Rathaus wird in den Stadtgarten integriert. Hier wird ein Mobilitätshub vorgesehen.

Gesamtlageplan, wbp Landschaftsarchitekten

Perspektive Fußgängerzone, wbp Landschaftsarchitekten

Perspektive Stadtgarten, wbp Landschaftsarchitekten

Anerkennung | clubL94 Landschaftsarchitekten GmbH | Köln

Die Stadt Gevelsberg besticht durch die Lage zwischen flachem Tal- und waldreichem Hügelland sowie der Ennepe und deren begleitende Grün- und Naherholungsräume innerhalb des Stadtgebiets. In zentraler Lage hat sich die Stadt bereits zur Aufgabe gemacht, die Qualität innerhalb des Stadtzentrums und am Ennepebogen für Bewohner und Klima zu fördern. Die Initiative basiert auf der Erkenntnis, dass das bestehende Stadtzentrum in die Jahre gekommen ist und einer zeitgemäßen Aufwertung sowie gezielten Klimaanpassungsmaßnahmen bedarf. Losgetreten durch das Integrierte Handlungskonzept (IHEK) wurden bereits Bereiche des öffentlichen Stadtlebens wie die Flaniermeile der Mittelstraße und der Vendômer Platz neugestaltet. Mit diesem Wettbewerbsverfahren folgt die nächste Erneuerungsmaßnahme im Stadtkern, die Fußgängerzone der Mittelstraße sowie der anschließende daran Stadtgarten werden in diesem Konzept neu beschrieben.

 

STADT TRIFFT GRÜN

Der Stadtkern Gevelsberg erhält durch die direkte Nähe zur Ennepe und den damit verbundenen Grünzug eine besondere Qualität in zentraler Lage. An den Grünzug der Ennepe schmiegt sich das Stadtzentrum an.

Das Entwurfskonzept unterstützt das Ziel der Stadt Gevelsberg, die innerstädtischen öffentlichen Räume aufzuwerten und miteinander in Beziehung zu setzen. Durch Aufgreifen bestehender Gestaltungsprinzipien der Mittelstraße wird die Fußgängerzone stärker im Zusammenhang des Boulevards gesetzt. Die Gestaltung der Wittener Straße als Shared-Space Gelenkpunkt von der Kreuzung Mittelstraße bis zum Vendômer Platz könnte den räumlichen Zusammenhalt fördern und das weltliche Zentrum der Stadt mit dem Raum des öffentlichen Lebens verweben.

Der Stadtgarten soll in seiner Funktion als innerstädtischer, grüner Trittstein des Freiraumverbundes des Ennepe Grünzuges gestärkt werden und sich künftig als markant grüner Abschluss der Kernstadt präsentieren. Das Konzept begreift die räumliche Nähe zwischen Stadtkern und grünen Naherholungsgebieten als wertvolle Stadtstruktur, vollendet die räumlichen Beziehungen und stärkt die vorhandenen Qualitäten.

 

KONZEPT

Das landschaftsarchitektonische Entwurfskonzept für die Fußgängerzone und den Stadtgarten von Gevelsberg greift vorhandene Entwurfsprinzipien der westlichen Mittelstraße auf und überführt diese in eine zeitgemäße, klimaangepasste Planung. Das lineare Gestaltungsbild der Flaniermeile mit mäanderndem Aufenthaltsband dient als Anknüpfungspunkt der Straßenraumgestaltung der Fußgängerzone. Auch die Fußgängerzone erhält zukünftig linear mäandernde Aufenthaltsbereiche, die durch Baumlinien geprägt werden. Im Gegensatz zum starken Versiegelungsgrad der westlichen Mittelstraße trägt die Fußgängerzone durch eine grüne Perforierung innerhalb der Aufenthaltsbänder zu einem durchgrünten und ökologischen Straßenraum bei. So verweben sich innerhalb der Fußgängerzone die steinerne Qualität der Flaniermeile mit dem grünen Charakter des Stadtgartens und angrenzender Freiraumsysteme. Die Fußgängerzone übernimmt so auch die visuelle Führung zum Stadtgarten und macht diesen als grünen Treffpunkt wieder erlebbar.

Neben der zeitgemäßen grünen Durchdringung der Fußgängerzone präsentiert sich auch der Stadtgarten künftig wieder als städtischer Garten. Der Stadtgarten dient einerseits als grüner Trittstein im Stadtkern, übernimmt andererseits wichtige Verknüpfungen und ist zudem auch Träger kultureller Identität. Diese Eigenschaften werden mit dem Entwurfskonzept herausgearbeitet. So wird der Stadtgarten zunächst in seiner Form und Dimension wieder als grüner Park wahrnehmbar. Um die Verknüpfungen in angrenzende Bereiche aufrechtzuerhalten, öffnet sich der Park zu den wichtigen umliegenden Stadträumen, dem Vendômer Platz, dem Stadtzeichen als Träger kultureller Identität und zur Fußgängerzone als lebendiger öffentlicher Raum.

 

Gesamtlageplan, clubL94 Landschaftsarchitekten

Perspektive Fußgängerzone, clubL94 Landschaftsarchitekten

Perspektive Stadtgarten, clubL94 Landschaftsarchitekten

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