Frankfurt am Main – Städtebaulicher Ideenwettbewerb Mertonviertel/Nördlich Lurgiallee

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Im Norden der Stadt Frankfurt am Main sind im Mertonviertel seit längerem zunehmende Leerstände und Umnutzungstendenzen zu beobachten. In zentraler Lage steht auf einer ca. 8 ha großen Liegenschaft das sogenannte Lurgiareal leer. Die Eigentümer reißen das bestehende Bürogebäude derzeit ab und streben eine bedarfsorientierte Neuentwicklung auf der Fläche mit dem Schwerpunkt auf Wohnnutzungen an. Im Mertonviertel will die Ausloberin strukturelle und städtebauliche Missstände beheben und dazu eine Strategie zur Umwandlung und Neuordnung von untergenutzten und brachliegenden Gewerbestandorten zu neuen mischgenutzten Quartieren entwickeln. Letztendlich soll das Mertonviertel zu einem funktionierenden und zukunftsfähigen Teil der Stadt werden, der attraktiver und lebenswerter wird.

Für das ca. 8 ha große Plangebiet „Nördlich Lurgiallee“, das dem Lurgiareal entspricht, wurde 2018 die Aufstellung des gleichnamigen Bebauungsplans Nr. 922 beschlossen. Der Beschluss zielt dabei insbesondere auf eine städtebauliche Neuarrondierung zu einem kleinteiligen und gemischt genutzten Quartier ab. Neben Wohn- und Gewerbenutzung soll auch der Standort für eine Grundschule auf der Plangebietsfläche neu geschaffen werden. Das vorhandene Entwicklungspotenzial soll ausgeschöpft werden.

Um eine nachhaltige städtebauliche sowie freiraumplanerische Nutzungsperspektive für den Standort aufzuzeigen, wurde ein Ideenwettbewerb mit 12 teilnehmenden Taams, bestehend aus Stadtplaner*innen und Landschaftsarchitekt*innen, ausgelobt. Im Rahmen des Wettbewerbsverfahrens sollten Entwicklungsziele und ein Rahmenkonzept für das Mertonviertel definiert und entwickelt werden. Darüber hinaus sollte für das Lurgiareal aufgezeigt werden, wie sich eine dezidiert ausgearbeitete städtebauliche Planung in das Rahmenkonzept einfügt, in sich schlüssig allen Ansprüchen an zeitgemäßen Städtebau gerecht wird und sich gleichzeitig optimal mit der Umgebung vernetzt. In einer zweiten Phase konnten vier Teams Ihre Entwürfe weiter konkretisieren.

1. Preis | Teleinternetcafe Architektur und Urbanismus GmbH, Berlin mit c/o Zukunft – Büro für Stadtplanung und Stadtentwicklung, Hamburg und Treibhaus Landschaftsarchitektur, Hamburg

Im Plangebiet „Nördliche Lurgiallee“ soll auf ca. 8ha ein kompaktes neues Quartier entstehen, welches räumlich klar ablesbar ist und eine hohe Eigenständigkeit aufweist. Der neue Stadtbaustein bringt vielfältige Qualitäten und urbane Angebote in den Stadtteil und kann so zur Qualifizierung des ganzen Mertonviertels beitragen. Zentrale Entwurfsidee ist die Schaffung eines großzügigen grünen Freiraums, der zum neuen Herz des Mertonviertels werden kann. Diese räumlich klar gefasste und weitgehend autofreie grüne Mitte dient als zentraler Quartiersfreiraum und leistet einen Beitrag zu einem ausgeglichenen Mikroklima. Präzise verortete und räumlich artikulierte Quartierseingänge verknüpfen die grüne Mitte in alle Himmelsrichtungen mit dem Kontext. Auf diese Weise entsteht ein wichtiger neuer Baustein im bestehenden Freiraumsystem des Mertonviertels. Dazwischen ergeben sich fünf gleichwertige urbane Blocks als Grundgerüst für das neue Quartier. Die Blocks öffnen sich zur Mitte hin und verzahnen sich räumlich mit dieser. Nach Außen sind sie geschlossen und machen den neuen Stadtbaustein eindeutig ablesbar. Die lärmgeschützten Höfe sind über Durchgänge und halböffentliche Wegeverbindungen auch mit den benachbarten Quartieren verknüpft. Jeder Block erhält einen Hochpunkt am Park, welcher die Öffnung des Blocks und den Übergang in die gemeinschaftlich nutzbaren Höfe markiert. Das klare Freiraumgerüst mit seinen differenzierten Freiraumangeboten ermöglicht Aneignung und fördert nachbarschaftliche Begegnungen. Insgesamt wird eine bewegte Silhouette zwischen überwiegend 5 und 7 Geschossen angestrebt. Die Baufelder werden als kleinteilige Blockstrukturen im menschlichen Maßstab ausformuliert. Die Gliederung in individuelle Häuser stiftet Identifikation der Nutzer*innen mit „ihrer Adresse“ und trägt zu einem lebendigen Stadtbild mit unterschiedlichen Typologien bei.

Visualisierung Stadtraum, Teleinternetcafe

Gestaltungsplan, Teleinternetcafe

Gesamtkonzept, Teleinternetcafe

3. Preis | Karl Richter Architekten BDA, Frankfurt am Main mit KuBuS Freiraumplanung GmbH & Co. KG

Sieben Baufelder mit Blockrandbebauungen und eine Schule gruppieren sich um einen OstWest ausgerichteten Park. Die Baufelder sind dabei so zugeschnitten, dass Grün- und Sichtachsen den Park mit der näheren und weiteren Umgebung verbinden. Die Grundschule an der Nordostecke des Geländes ist so positioniert, dass alle Klassenräume zur lärmabgewandten Seite orientiert sind. Die Zweifachsporthalle ist halb eingegraben und schützt den Schulhof und den Schulgarten ebenfalls von den Immissionen der Olof-PalmeStraße und der Stadtbahntrasse. Die sieben Baublöcke weisen fünf Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss zum Park auf, zur Erschließungsstraße im Norden und im Westen und zur Lurgiallee im Süden sechs Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss. Jeweils eine Blockecke, die zu Erschließungsstraße oder zur Lurgiallee orientiert ist, wird mit sieben Vollgeschossen betont, beim Gewerbeblock mit sechs Geschossen. Diese Blockecken werden zudem so abgeknickt, dass zwischen den einzelnen Baufeldern dreieckige Plätze entstehen. So öffnet sich das Quartier zu seiner Umgebung. Der Gewerbeblock an der südöstlichen Ecke des Geländes ist so zugeschnitten, dass Fußgänger von der Stadtbahn-Station auf direktem Wege in das Zentrum des Quartiers gelenkt werden. An den Stellen, an denen Blockzuschnitte eine relative Kompaktheit entstehen lassen, wird diese durch eine Abstaffelung auf drei bis vier Vollgeschosse kompensiert.

Dominantes freiräumliches Element ist der Ost-West ausgerichtete Park im Quartiersinneren, der den Blick auf die Vegetation des Naturschutzgebietes östlich der Olof-Palme-Straße eröffnet. Von diesem Park gehen mit Baumreihen bestandene Grünachsen wie radiale Speichen ab und führen zu der als Baumallee ausgebildeten Erschließungsstraße und zur Lurgiallee.

 

Visualisierung, Karl Richter

Lageplan, Karl Richter

Gesamtkonzeption, Karl Richter

3. Preis | Machleidt Städtebau + Stadtplanung, Berlin mit SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH, Berlin

Der Geist des interventionistischen Städtebaus wird auch im neuen Lurgi spürbar in einer interpretierenden und hochadaptiven Weiterentwicklung des Bestehenden. Der Entwurf bezieht sich in seiner Siedlungsfigur deutlich auf seine drei strukturell sehr unterschiedlich geprägten Ränder und antwortet mit der Ausbildung dreier differenzierter Teilräume, welche sich um einen zentralen, parkartigen inneren Gartenplatz legen. Die dabei entstehende markante Siedlungsfigur basiert auf der Aufnahme und Weiterführung der vorhandenen Verknüpfungspunkte und Entwicklungsachsen welche durch bewusste räumliche Versätze räumlich differenziert gestaltet werden. Dabei wird die Kontur des Quartiers durch einen äußeren grünen Saum unter Einbeziehung des guten Baumbestandes leicht hervorgehoben. Der zentrale Gartenplatz wird über das Zentrum an der Lurgiallee und der Verlängerung der Sebastian-Kneipp-Straße in das Mertonviertel eingebunden. Gegenüber der U-Bahnstation und den Naturräumen im Osten wird das Quartier über einen Antrittsplatz einleitend verknüpft. Die innere Struktur des Gebietes ist so geprägt von einer geknickten urbanen Spur, die Merton-Plaza und Bahnhof verknüpft. Die klare Platzbildung im Zentrum wird ergänzt von einem solitären Sonderbau, dem „Social Cube“, welcher als eine Art räumlicher Vermittler und zentraler Ankerpunkt wirkt.

 

Perspektive, Machleidt

Strukturkonzept, Machleidt

Gesamtkonzept, Machleidt

3. Preis | Stefan Forster GmbH, Frankfurt am Main mit nsp landschaftsarchitekten und stadtplaner Part GmbB

Das bestehende Wegenetz des Viertels wird fortgeschrieben und schafft neue Baufelder in adäquater Dimensionierung zu Nachbarbebauung auf dem Plangebeit „Nördlich Lurgiallee“. Die großzügigen, urbanen Blockkstrukturen werden von den Erschließungsachsen gegliedert und fügen sich so gut in die Nachbarschaftsbebauung ein. Das Plangebiet wird zu einer prägnanten Adresse im Mertonviertel ausgebildet. Freiraumplanerisch besteht die Strategie darin, das angrenzende Grün aus den Riedwiesen und dem Urselbach in das Quartier hineinfließen zu lassen. Die so entstehenden Grünachsen schaffen eine spezifische Freiraumcharakteristik und Aufenthaltsqualität.

Im Zentrum des neuen Quartiers entsteht die „Grüne Mitte“ als zentraler, öffentlicher Platz für Anwohner und Besucher. Gefasst wird dieser Platz durch eine umlaufende 5-6-geschossige Gebäudestruktur, die in ihrem Sockel unterschiedliche öffentliche Nutzungen beinhaltet. Die das Gebiet vernetzenden Erschließungsachsen laufen in der Grünen Mitte zusammen. Prägend für das Quartier sind die Quartiershäuser, die Zugänge und Ankommenspunkte markieren. Sie sind Identitätsstiftend und werden als Hochpunkte im Quartier ausgebildet. Weitere erhöhte Punkte bilden die Mittelteile der Einzelhäuser im Westen des Gebiets – sie sind adressbildend, geben dem Quartier im westlichen Rücken ein Gesicht und vermitteln zur deutlich höher bebauten Nachbarschaft. Ebenfalls identitäts- und raumbildend sind die Torhäuser im Osten des Gebiets, sie markieren den Eingang zum Quartier und begrenzen die Grüne Mitte zur Olof-Palme-Straße. Zu den Außenseiten des Quartiers sowie zur grünen Mitte werden städtische Gebäudekanten ausgebildet, im obersten Geschoss sind hausweise Gebäudeköpfe ausgebildet.

Lageplan_1, Stefan Forster

Lageplan_2, Stefan Forster

Perspektive, Stefan Forster

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