Inden – Freizeitzentrum Indemann
Die Gemeinde Inden hat in den vergangenen Monaten die Durchführung eines hochbaulichen Wettbewerbs nach der Richtlinie für Planungswettbewerbe (RPW) für den Neubau eines Besucherzentrums im Rahmen der Weiterentwicklung des Freizeitzentrums Indemann geplant.
Das Plangebiet auf der Goltsteinkippe, ist eine durch den Abbau von Braunkohle entstandenen rekultivierten Abraumhalde. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Tagebau Inden, dessen Betrieb in 2029 eingestellt wird. Als Folgenutzung entsteht hier ab 2030 ein 11 km² großer See, der sogenannte Indesee.
Schon im Zusammenspiel mit der Euregionalen 2008 wurde der Freizeitstandort Indemann initiiert. Von diesem Nukleus aus soll die freizeitwirtschaftliche Entwicklung für das gesamte zukünftige Südwestufer des zukünftigen Indesees sukzessive entwickelt werden. Als Startpunkt weiterer zu entwickelnder touristischer Angebote soll ein offizielles Besucherzentrum auf der Goltsteinkippe etabliert werden.
Unmittelbar neben der Landmarke Indemann gelegen, werden zukünftig Tourist*Innen im Welcoming-Center begrüßt und informiert werden. Ein Ausstellungsbereich und Büroräume für den Tourismusverein indeland ergänzen das Angebot des insgesamt etwa 300 qm NUF großen Gebäudes.
Architektonisch sollte das Informationszentrum, mit einem hohen Anspruch an Gestaltung, Qualität und Nachhaltigkeit im Hinblick auf Ressourcen und Klimaschutz überzeugen. Der Baukörper sollte sich, als weiteres skulpturales Element, mit einem Selbstverständnis in den Kontext der Goltsteinkippe einfügen, und die Strahlkraft des Standorts weiter erhöhen. Um entsprechend innovative Ansätze für dieses Vorhaben zu generieren, lobte die Gemeinde Inden diesen Architekturwettbewerb aus.
1. Preis – Zweering Helmus Architekten, Aachen
Das Grundstück für den Neubau des Besucherzentrums Indeland befindet sich auf der Goltsteinkippe, einer rekultivierten Abraumhalde in unmittelbarer Nähe des künftigen Indesees. Die in Bezug auf die Umgebung erhöhte Lage bildet eine einmalige landschaftliche Situation in der sonst überwiegend flachen Landschaft der Niederrheinischen Bucht, markiert durch die kolossale Architektur des Indemanns auf einem nahezu unbebauten Plateau.
Unser Entwurf reagiert auf diesen Kontext und organisiert zunächst mit einfachen Mitteln die städtebauliche Platzsituation. Es wird eine räumliche Kante entgegen dem Besucherstrom aus dem Nord-Westen gebildet. Diese Geste fasst räumlich den großen Platz zwischen dem Restaurant und dem Indemann zum offenen Fußballgolf-Feld im Osten hin, ohne dabei die Zuwegung zu Letzteren zu verbauen. Der Neubau adressiert sich Richtung Westen, was durch das Einknicken der Grundrissgeometrie verstärkt wird und die Eingangslage eindeutig macht. Gleichzeitig entsteht ein kleiner Vorplatz, unverkennbar unter dem Arm des Indemanns, der auch den Eintritt zur Aussichtsplattform im rechten Fuß des Kolosses mit einbezieht und dadurch die gesamte Platzsituation verbessert. Die Nordseite des Entwurfs reagiert auf die vorhandene Waldschneise am Hang und erzeugt eine Freitreppe mit Sitzstufen – eine See-Tribüne – mit der einmaligen Kulisse des Indemanns im Hintergrund. Die vorgeschlagene Gestaltung des Außenraumes folgt den oben erwähnten Gedanken und stärkt ebenfalls die Adressierung aus Sicht der vom Parkplatz kommenden Besucher.
In der vertikalen Ebene entwickelt sich der Entwurf als Faltwerk-Architektur zu einer angemessenen Lösung neben dem riesenhaften Nachbarn. Das Zusammenspiel von gigantischer Figur und Pyramiden-Silhouette wirkt ausgewogen, die Skulpturalität wird nicht gestört. Es entsteht keine Konkurrenz, sondern eine harmonische Ergänzung.
Lageplan, Zweering Helmus Architekten, Aachen
Perpektive, Zweering Helmus Architekten, Aachen
Perfektive, Zweering Helmus Architekten, Aachen
2. Preis – brechwagner architekten
Aus dem Kontext entwickelt sich ein strukturelles, skulpturales Gebäude das im Zusammenspiel von Konstruktion, und Material die vorhandenen Strukturen verbindet und ergänzt. Mit seinen klimagerechten, konstruktiven nachhaltigen Gestaltungskonzepten, stellt es einen innovativen Beitrag zum Bauen für die Zukunft dar. Der Transformator steht gleichermaßen für die Energie- und Bauwende wie für den Strukturwandel in der Region hin zur klimafreundlichen, resilienten Landschaft.
Das neue Besucherzentrum ist ein prägnantes Gebäude, das die Ansprüche an energiesparendem ressourcenschonendem nachhaltigem Bauen mit einer klaren Architektursprache verbindet. Der Transformator steht für den Strukturwandel, für die Energiewende zur nachhaltigen Energiegewinnung aus regenerativen Quellen, für die Wende hin zum klimagerechten Bauen. Aus der „Baggerschaufel“ als Rohstofflieferant wird die „Lichtschaufel“ als neue Energiequelle. Der Transformator versteht Architektur als Mehrwert für unsere Umwelt, baukörperlich und inhaltlich.
Der strukturelle Baukörper und seine städtebauliche Setzung entwickeln sich aus dem Kontext. Der neue Baukörper zeigt sich flach linear gegenüber der hohen punktuellen Landmarke „Indemann“, die weithin sichtbar ist und die Situation dominiert. Dementsprechend fungiert das neue Gebäude begleitend als Vermittler zwischen den einzelnen Nutzungen und verbindet die Außenbereiche.
Es entstehen Wegräume und Platzräume. Die Haupterschließung wird von den Parkplätzen im Westen erwartet. So führt die Zuwegung zum Gebäude am bereits bestehenden Platz vor dem „Indemann“ entlang bis auf den Vorplatz des „Transformators“ An den Schnittstellen der Erschließung aller Bereiche entsteht der Vorplatz mit dem auskragenden Vordach als Eingangsplatz. Hier findet Treffen, Information und Kommunikation statt, hier ist der „meeting point“.
Lageplan, brechwagner architekten
Perspektive, brechwagner architekten
Perspektive, brechwagner architekten
Anerkennung – Studio Architectuur MAKEN
Das Besucherzentrum an der GOLDSTEINKUPPE ist ein grüner Inkubator, der einen Wendepunkt in der Geschichte markiert. Die Minen werden geschlossen. Sie machen Platz für Freizeitaktivitäten und wir geben der Natur den Boden zurück. Die Ausschnitte in der Grabungslandschaft verschwinden langsam unter Wasser. Es wird Zeit, einen anderen Umgang mit unseren Rohstoffen und unserer Natur zu pflegen. Bewusstsein ist wichtig beim Ausstieg aus fossilen Rohstoffen und dem Einstieg in die Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Deshalb ist unser Entwurf eine Erinnerung an die fast ikonischen Bodenschichten, die im Tagebau sichtbar wurden, als Ausgangspunkt, um zu zeigen, wie wir die Natur ernähren sollten, anstatt sie auszubeuten.
Unsere Ambitionen:
1. Die Erinnerung der Mine wird im Entwurf eingebettet.
2. Das Gebäude ist der Beginn einer reicheren Natur.
3. Es entsteht ein zentraler Punkt, der als Platz erlebbar wird.
4. Wir stärken die Attraktivität des Indemann und damit der GOLDSTEINKUPPE
Bei der GOLDSTEINKUPPE steht der große Indemann im Mittelpunkt. Er fällt sofort auf. Die Flachbauten der vorhandenen Gastronomiebetriebe sind untergeordnet. Die großen Felder, die für Fußballgolf benötigt werden, sind flach, ebenso wie große Teile des übrigen Geländes mit den anderen Attraktionen. Die Gegend hat eine große Anziehungskraft und alle Zutaten für Unterhaltung sind vorhanden. Mit unserem Entwurf fügen wir die Wand hinzu, die der offene Raum zwischen dem Restaurant und dem Indemann braucht, um ein Platz zu werden. Wir halten es für wichtig, neben der verfremdeten Skala des Indemann einen Ort hinzuzufügen, der das Verweilen angenehmer macht. Deshalb verschieben wir das Volumen so weit wie möglich nach Norden, damit der Platz geschlossener wird. Wir werden dem Raum auf der anderen Seite des Gebäudes mehr Bedeutung verleihen, indem wir einen Durchgang schaffen. Die Anziehungskraft dieses Ortes wird durch den Fokus, den das Tor auf diese Stelle legt, noch verstärkt. Das Tor ist wie ein Fenster zu dieser Landschaft.
Die natürliche Materialisierung des Gebäudes verleiht dem Platz eine warme Atmosphäre. Die natürliche Materialisierung des Gebäudes verleiht dem Platz zusätzlich Wärme. Die graue Erscheinung der bestehenden Gebäude trägt zum steinigen Charakter des Kieses auf dem Platz bei. Die Wände aus Stampflehm und groben Holzkonstruktionen heben sich davon ab, ohne den Ort zu verfremden. Das neue Besucherzentrum hat dieselbe Massivität, aber gleichzeitig die Wärme und Weichheit natürlicher Materialien und bietet Platz für Grünflächen.
Lageplan, Studio Architectuur MAKEN
Perspektive, Studio Architectuur MAKEN
Perspektive, Studio Architectuur MAKEN
Anerkennung – fischerarchitekten
Ziel des Entwurfes ist es mittels einer markanten, räumlichen Differenzierung ein Ensemble aus Indemann, Besucherzentrum und Restauration zu schaffen. Die dadurch entstehende Platzsituation baut zusammen mit der Vegetationsschneise eine eindeutige Beziehung zum jetzigen Tagebau, der späteren Seenlandschaft, auf. Eine dichte Vegetationsfassung und eine Vereinheitlichung des Bodenbelages unterstützen diesen Ansatz.
Das Besucherzentrum tritt als großes Dach in Erscheinung, das durch seine Neigung und Perforierung in einen Dialog mit dem Indemann tritt. Während der Indemann den Landschaftsraum adressiert, bildet das Besucherzentrum am Kopf des Platzes eine Adresse, die zur selbstverständlichen Anlaufstelle der Besucherströme wird. Das Dach ist performativ, wahlweise lädt es ein oder schirmt ab. Die veränderte Gestalt signalisiert sowohl die Nutzung des Innenraums als auch die des Außenraums. Im geöffneten Zustand zeigen sich tiefe Einblicke in das Besucherzentrum und die Ausstellung, im geschlossenen Zustand sind die kopfseitigen Funktionen, 24h Info und WC, weiterhin zugänglich und einsichtig. Zum Fußballgolfplatz hin zeigt sich das Besucherzentrum als große, dunkle, geneigte Fläche, deren maßgebliche Funktion, die Energiegewinnung durch PV-Elemente, weit über den hauseigenen Bedarf hinausgehen kann. Sieben hölzerne Dreigelenkrahmen tragen das Dach und gliedern das Innere in drei Bereiche. Der platzseitige Eingang nimmt die Besucher in der Touristeninfo auf, in der Tiefe bildet sich ein abgeschirmter Wartebereich mit Garderobenschließfächern. Zwei eingestellte Boxen fassen den Innenraum. Die eine, am nordöstlichen Kopf des Gebäudes nimmt die öffentliche WC-Nutzung auf, die 24h von außen zugänglich ist. In ihr befinden sich außerdem dienende Räume und Einbauten, die der Touristeninfo zugeordnet sind.
Die zweite Box am südwestlichen Ende des Gebäudes beinhaltet den Geschäftsbereich mit Teeküche, Besprechungsraum, Technik und weiteren, der Ausstellung dienlichen, Abstellflächen. Zwischen Touristeninfo und Geschäftsbereich spannt sich die Ausstellungsfläche auf, die flexibel und unabhängig in unterschiedlichsten Formen bespielbar ist. Besuchergruppen haben eine Rückzugsmöglichkeit in der Vorzone des Geschäftsbereichs. Weitere Rückzugsräume, z.B. für Videopräsentationen können auch als Raum-in-Raum Installation im Rahmen zukünftiger Ausstellungsgestaltungen entstehen.