Inden Schophoven – Auf dem Weg zum See

Perspektive_Park 2

In unmittelbarer Nähe zum Plangebiet befindet sich der Tagebau Inden, dessen Betrieb im Jahr 2029 eingestellt wird. Als Folgenutzung entsteht hier ab. 2030 der rund. 13 km² große Indesee. Dieser ist einer der 3 Tagebauseen im Strukturwandelprozess des Rheinischen Reviers.

Gegenstand des Wettbewerbs war die Gestaltung einer Sichtachse vom historischen Gut Müllenark in südwestliche Richtung zum jetzigen Braunkohletagebaurand „Inden“ sowie die Berücksichtigung der Böschung des entstehenden Indesees. Die Sichtachse soll das erste Element der Entwicklung Schophovens als „Ort der Zukunft“ an den zukünftigen Indesee sein.

Mit dem Ziel eine zukunftsfähige Entwicklungsperspektive für das Areal herauszuarbeiten, hat die Gemeinde Inden im Jahr 2023 einen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb nach RPW 2013 als qualitätssicherndes Verfahren durchgeführt.

1. Preis | Treibhaus Landschaftsarchitektur | Hamburg

Schophoven liegt im Spannungsfeld zwischen Tradition des Tagebaus, der die Region und Menschen über viele Jahrzehnte geprägt hat und der Gestaltung der Zukunft ohne fossile Energieträger. Das Gebiet ist ständigem Wandel unterzogen, gewachsene Strukturen werden aufgelöst und neue Siedlungen entstehen.

Ziel unseres Entwurfes ist es, neue Identität im Zentrum von Schophoven zu stiften und Menschen wieder einen gemeinsamen Ort für den Austausch zu bieten. Der Schwerpunkt liegt darin, die Verbindung zwischen dem Gut Müllenark als historischen Anker und dem zukünftigen Indensee zu stärken und über die „Wege zum See“ neu zu inszenieren und dabei den Wandel sicht- und erlebbar zu machen.

Das Gut Müllenark und der zukünftige Indensee sind durch einen stringenten Hauptweg („Gutspromenade – Zeitachse“) und durch eine breite Sichtachse durch den Park visuell miteinander verbunden.  Der Hauptweg wird vorrangig von Radfahrenden und Fußgänger*innen auf zwei parallel verlaufenden Wegen genutzt und von einer durchgezogenen Baumallee begleitet. Der Hauptweg mündet in den Seeplatz, welcher mit der zukünftigen Uferpromenade der Marina verbunden ist. Neben dem Hauptweg wird der Park von einem weiteren Fußweg erschlossen, welcher entlang der neuen Freizeitachse, dem „multifunktionalen Aktivitätsband“, zum See verläuft.  Hier werden unterschiedliche Angebote für Spiel und Sport dargeboten.

WANDEL INSZENIEREN: Nach Stilllegung des Tagebaus bleibt der Lärmschutzwall in Teilen als Reminiszenz und Aussichtspunkt erhalten. Dieses Landschaftsbauwerk „Grubenblick“ inszeniert den Wandel von Tagebau zur Seenlandschaft und gibt vielfältige, sich ständig ändernde Blickbeziehungen in die Landschaft wieder. In der Phase der Zwischenlandschaft erfolgt hier die erste Aktivierung der Fläche durch den Bau einer Aussichtsplattform und einer skulpturalen Treppenanlage als Aufstieg.

ZUKUNFT BRAUCHT ERINNERUNG: Die Gutspromenade wird als interaktive Zeitachse gestaltet, wo verschiedene Elemente auf die Tradition der Kohleförderung verweisen und spielerisch informativ an Thema heranführen. Infoelemente entlang des Hauptweges, der „Zeitachse“, informieren über Industriekultur sowie Historie und geben einen Einblick über den vielfältigen Naturraum rund um den Indesee.

Gesamtlageplan, Treibhaus Landschaftsarchitektur

Perspektive I | Blick vom Gut zum See, Treibhaus Landschaftsarchitektur

Perspektive II | Grubenblick, Treibhaus Landschaftsarchitektur

2. Preis | realgrün Landschaftsarchitekten | München

Als Umsetzung der Idee einer Sichtachse wird zwischen dem Gut Müllenark und dem zukünftigen Indensee ein landschaftlich geprägter offener Freiraum aufgespannt, der von wenigen, aber dezidiert gesetzten, Interventionen begleitet ist.

Von Norden kommend entsteht am Kopf des großen wiesenraumes im Kontext des Hofgutes ein Bürgergarten, mit einem kleinteiligen Angebot von Pflanzungen in Schaugärten und Aufenthaltsmöglichkeiten, ein Treffpunkt für die Gemeinde Inden – Schophoven. Im Süden wird parallel zu der Erschließungsstraße ein Fußgängerweg / Promenade mit angelagerten Sitzmöglichkeiten am Rande der Wiese etabliert, überstellt von einer Allee aus Wildbirnen.

Im Norden finden sich am Rande der großen Wiesenfläche einzelne Baumgruppen, welche den öffentlichen Freiraum zur angrenzenden kleinteiligen Baustruktur stadträumlich zoniert. Im Planungsareal 2 westlich der Schlichstraße bietet eine Spielwiese Möglichkeit für freie sportliche Aktivitäten, die am Wegerand durch Freizeiteinrichtungen, wie einer Callestenics-anlage, tt etc. ergänzt werden.

Im Bereich des Walls wird als eine auch überregional wirksame Attraktion eine große Kletteranlage angeboten: zugänglich über den für das legen von Seilsicherungen notwendigen Treppenturm entsteht on top eine Aussichtsplattform, das hohe Fenster zum See. Eine Treppenanlage aus Holz führt über den wall Richtung zukünftigem See, im letzten Bauabschnitt nach 2030 wird diese durch einen klar gefassten Einschnitt, das tiefe Fenster zum See, ersetzt. Im Konzept wird auf ein breitgefächertes Spiel-/Sport- und Aufenthaltsangebot für alle BesucherInnen unterschiedlichen Alters wert gelegt.

Gesamtlageplan, realgrün Landschaftsarchitekte

Perspektive I, realgrün Landschaftsarchitekte

Perspektive II | Kletterturm, realgrün Landschaftsarchitekte

3. Preis | GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB | Hamburg

Das gesamte Umland wird in den kommenden Jahren einen großen Wandel durchlaufen. Ein raumumgreifendes Industriegebiet, das unzugänglich ist, wird zu einem weitläufigen Naherholungsgebiet mit See, das der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird. So wird auch Inden Schophoven einen starken Wandel durchlaufen. Dieser Wandel bietet eine große Chance, für zukunftsfähige Entwicklungen, da an die Region nicht nur durch den Nutzungswandel große Anforderungen gestellt werden, sondern auch durch das sich ändernde Klima. Der Entwurf geht auf diese beiden wesentlichen Faktoren ein. Der zukünftige Park wird sich in das touristische Konzept der Region einbinden und gleichzeitig einen zukunftsfähigen Naherholungsraum mit Blaugrüner Infrastruktur bieten, während eine Sichtachse vom Gut Müllenark bis zum See gebildet wird.

Als Ergänzung zur Gestaltung des Parks, wird auch das Gut Müllenark in die Gestaltung miteinbezogen. Hier wird in Zukunft auf den Tourismus eingegangen und ein begrünter Innenhof mit gemütlichen Sitzgelegenheiten für Gastronomie und Hotelbetrieb entstehen.

Blaugrünes Band ❘ Der Park erstreckt sich vom Gut Müllenark bis zur künftigen Seekante. Dabei verbindet ein geschwungener Weg diese beiden Orte wie selbstverständlich miteinander. Begleitet wird der Weg von einer ebenfalls geschwungenen Retentionsmulde, die sich im Verlauf bis zum See teilt und damit eine Insel ausbildet. Das Konzept sieht vor, dass nicht nur das auf dem Parkgelände anfallendes Regenwasser hier gesammelt wird, versickert und verdunstet, sondern auch das Regenwasser der umliegenden öffentlichen Bereiche in den Park und in die Retentionsmulde geleitet wird. So entsteht hier nach starken Regenereignissen ein Wasserlauf bis in den See. Bei normalen Regenfällen bilden sich einzelne Pfützen innerhalb der Mulde. So entsteht hier ein stetiger Wechsel von einer wasserführenden Mulde und einer trockenen bespielbaren Mulde. Eine Auswahl an resilienten Pflanzen stellt genau diese Anforderungen in den Vordergrund.

Gesamtlageplan, GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Perspektive I , GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Perspektive II , GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Anerkennung | OTTL.LA Landschaftsarchitketen Schöberl Hövelmann PartG mbB | München

Der Park wird zwischen dem in Wert gesetzten, denkmalgeschützten Gut Müllenark und dem zukünftigen Ufer des Indesees durch einen mäandrierenden Weg – dem langen Sprung – innerhalb der großzügigen Wiesen- und Rasenflächen durchflossenen und verbindet die unterschiedlichen, intensiv ausgestalteten Nutzungsbereiche und Quartierseingänge miteinander. Die geschwungene Form bietet den Nutzenden unterschiedliche Blickpunkte und Aha-Momente, lässt sich als Rundweg nutzen und ist Ausdruck des Prozesses, der Transformation, und der landschaftlichen Dynamik des Strukturwandels in der Region und im Ort. Der lange Sprung verbindet sich mit der regionalen Ufer-Route am Seeplatz und mündet am Inde-Blick mit Seebalkon. Die nach Westen ausgerichtete Sitzstufenanlage ermöglicht immer fortlaufende neue Ausblicke in den sich langsam mit Wasser füllenden Tagebau und bildet eine Landmarke in der Transformationslandschaft rund um den See.

Ein Biodiversitätssaum fasst die See-Achse ein und bildet einen subtilen Puffer zwischen der angrenzenden Bebauung und den Parkflächen, mit ausreichend Schutz auf beiden Seiten. Der intensiv begrünte und artenreiche Saum ist Habitat-Brücke und ökologischer Erlebnisraum zugleich. Locker gesetzte Baumgruppen mit Laubfärbung schaffen Bezüge zwischen den beiden Nachbarschaften und betonen die neu geschaffenen Wegeverbindungen, ohne dabei die grüne Sichtachse vom Gut zum See zu verstellen.

Neben frei im See-Park verteilten kleinen Angeboten wie Sitzbänken, Schaukeln und Hängematten, liegen kompakt gestalteten Aktionsfelder als intensive Nutzungsbereiche frei im Park verteilt. Die Felder unterscheiden sich in Ihrer Ausgestaltung und in den Angeboten zueinander und sprechen unterschiedliche Zielgruppen an. Dabei steigert sich die Nutzungsintensität sukzessive vom Bürger-Park im Osten zum Ufer-Park im Westen. Die Langbank unter der Solar- Pergola eröffnet weitläufige Blicke über die Wiesen und die einzelnen Aktionsfelder.

Gesamtlageplan, OTTL.LA Landschaftsarchitketen Schöberl Hövelmann PartG mbB

Perspektive I , OTTL.LA Landschaftsarchitketen Schöberl Hövelmann PartG mbB

Perspektive II, OTTL.LA Landschaftsarchitketen Schöberl Hövelmann PartG mbB

Anerkennung | glaßer und dagenbach landschaftsarchitekten GbR | Berlin

Die Leitidee ist es einen Raum für Ideen zu schaffen und kein planerisches Korsett für die Zukunft. Der Park soll vom Planungsareal 1 organisch bis in das Planungsareal 2 und zum zukünftigen Seeufer wachsen. Er wandelt sich zu einer landschaftlichen Parkachse mit zentralem Erschließungsweg der als Brücke über die Straße zum See führen wird. Ein inklusiver Weg mit Rampen in beiden Parkteilen und Treppenanlagen am See und an der Straße. Dieser Weg ist das Bindeglied beider Parkteile. Die rahmenden und ergänzenden Wege formen den Park zu einer Einheit.

Die Gliederung und Form der Räume und Wege ist dem Wesen einer Pilzmycel Struktur angelehnt. Der Erfolg von Pilzen beruht auf der Anpassungsfähigkeit ihrer Mycele. So sind die Räume links und rechts der Achse als Angebot zu verstehen, welches sich im Verlauf der Zeit den Ideen und Ansprüchen der Nutzer anpassen kann. Der Blick entlang der Achse reicht vom Gut Müllenark bis zum See und streift die landschaftlich modellierten Hügel der zentralen Achse. Es entsteht der Eindruck eines Tales entlang des Weges zum See.

Beide Planungsareale sollen einen Naturpark ähnlichen Charakter bilden. Das zentrale Element besteht aus einer naturnah angeordneten Gruppe von drei Hügeln. Zwei davon sind durch eine Brücke miteinander verbunden, die einen weiten Blick zum See und die Umgebung ermöglicht. Um die Hügelgruppe herum eröffnet sich eine teils offene, teils stark bewachsene Parkfläche. Spielplätze für Kinder, Entspannungsmöglichkeiten und gewundene Spazierwege bieten eine große Vielfalt an Möglichkeiten im Park von Schophoven.

glaßer und dagenbach landschaftsarchitekten GbR

glaßer und dagenbach landschaftsarchitekten GbR

glaßer und dagenbach landschaftsarchitekten GbR

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