Gegenstand des Wettbewerbs war die Findung eines städtebaulichen und landschaftsplanerischen Konzeptes für die Plangebietsfläche des Quartiers Nierstein in Jülich. Das Stadtquartier Nierstein soll westlich der Rur und des Brückenkopf-Parks das neue Stadteingangsbild prägen. Auf einer Fläche von 25 ha entsteht ein modernes Quartier, das sich durch eine qualitative Nutzungsmischung von Wohnen und Gewerbe auszeichnet. Das neue Stadtquartier sollte städtebaulich mit der Innenstadt Jülichs verknüpft werden, um die Einfügung ins städtische Gesamtbild zu gewährleisten. Weiterhin wurde ein klimaangepasstes Quartier gefordert, welches innovative Lösungen für die Entwässerung und den Umgang mit Starkregen aufweist.
Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden ab dem 14. August 2023 im Rathaus Jülich ausgestellt.
1. Preis | JKL Landschaftsarchitektur & Stadtplanung | Osnabrück
Das Quartier Nierstein prägt künftig den westlichen Rand und Stadteingang von Jülich und steht dabei für Flexibilität, einen intensiven Grünbezug sowie gemeinschaftliche Nutzung und Zusammenleben im Kontext zwischen rheinischer Tradition und internationalem Forschungs- und Wissenschaftsstandort. Das Baugebiet Nierstein ist geprägt von der attraktiven Nachbarschaft des Brückenkopfparks und dem Waldgebiet rund um das Gut Nierstein. Dieser landschaftliche Vor-zug bedeutet einerseits eine große Qualität, andererseits auch eine gewisse räumliche Trennung gegenüber der Innenstadt von Jülich. Einen eigenständigen Charakter mit Bezug zur Landschaft zu entwickeln und gleichzeitig eine Offenheit nach außen zu vermitteln, beschreibt unseren entwurflichen Ansatz und das Leitbild für das Quartier Nierstein. Der gemeinschaftlich genutzte Freiraum integriert eine resiliente blau-grüner Infrastruktur. So dient er nicht nur der ökologischen Aufwertung, sondern stellt einen charakterbildenden und identifikationsstiftenden Raum dar, in welchem ein gesellschaftliches Miteinander evoziert wird. Dabei sorgen die unterschiedlichen privaten und öffentlichen Freiräume sowohl für Entfaltungs- als auch für Rückzugsräume und reagieren auf die große Bandbreite der Nutzungs- und Funktionsansprüche. Die als Wohnhöfe konzipierten Gebäudegruppen ermöglichen Raum für nachbarschaftliche Gemeinschaft sowie Identifikation mit einem neuen Quartier. Der Hof ist gemeinschaftlich genutzter Freiraum. Stadtvillen am Park bieten mit ihren großzügigen Balkonen einen privaten Außenraum in Verbindung zum Park. Dachgärten und Balkonbegrünung sind wertvolle Beiträge zum Stadtklima.
– Auszug Erläuterungsbericht –
Lageplan, JKL Landschaftsarchitektur & Stadtplanung | Osnabrück
Perspektive, JKL Landschaftsarchitektur & Stadtplanung | Osnabrück
Perspektive, JKL Landschaftsarchitektur & Stadtplanung | Osnabrück
2. Preis | Holl Wieden Partnerschaft | Würzburg mit Susanne Pfeiffer Landschaftsarchitektin | Würzburg
Das städtebauliche Konzept versucht eine Antwort zu finden auf die aktuellen Herausforderungen der Klimakrise und des Artenschwunds sowie auf die gesellschaftlichen Veränderungen, insbesondere auf die Desintegration der Gesellschaft. Das Areal Nierstein ist geprägt durch die nahen Parkanlagen am Gut Nierstein und am Brückenkopfpark. Dieser parkartige Charakter sollte auch im neuen Stadtquartier der bestimmende Charakter sein. Es ist die Antwort auf die Zunahme der Überhitzung in den Sommermonaten und die Folgen des Klimawandels. Das Konzept greift die Gartenstadtidee wieder auf, auch als Antwort auf die Desintegration der Gesellschaft. Vier Wohnquartiere gruppieren sich um ein Zentrum mit Schule und Nahversorgung sowie eine Gemeinschaftswiese als zentrale Aufenthaltsfläche für Spiel- und Aktionsflächen. Die Wohnbebauung gliedert sich in Nachbarschaftshöfe mit einem hohen Anteil an Gärten zur Selbstversorgung. Differenzierte Wohntypologien sorgen für ein Zusammenleben unterschiedlicher Bewohnergruppen. Das Wohnungsangebot bietet ein differenziertes Nutzungskonzept. Den Wohnbereichen sind unterschiedliche gewerbliche und dienstleistende Arbeitsplätze zugeordnet. Wohnen und Arbeit werden in einfacher Weise miteinander verbunden. Die Gebäudestrukturen lassen unterschiedliche gewerbliche Nutzungen zu. Sowohl wohnverträgliche Handwerksbetriebe als auch Dienstleistungsgewerbe und Büronutzung sind möglich. Sie schirmen die Wohnquartiere vom Lärm der Verkehrsstraße ab.
– Auszug Erläuterungsbericht –
Lageplan, Holl Wieden Partnerschaft | Würzburg mit Susanne Pfeiffer Landschaftsarchitektin | Würzburg
Perspektive, Holl Wieden Partnerschaft | Würzburg mit Susanne Pfeiffer Landschaftsarchitektin | Würzburg
Perspektive, Holl Wieden Partnerschaft | Würzburg mit Susanne Pfeiffer Landschaftsarchitektin | Würzburg
3. Preis | QUERFELDEINS Landschaft | Städtebau | Architektur Partnerschaftsgesellschaft von Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Architekten Grosskopf-Stöcker-Fischer mbB | Dresden
Das entstehende Stadtfeld wird durch die vom Landschaftspark ausgehende Grünfuge in zwei Teilquartiere gegliedert. Jedes Teilquartier hat ein eigenes Zentrum mit öffentlichen Funktionen in der Mitte. Die beiden Quartierszentren sind durch eine markante Retentionsmuldenlandschaft verbunden und bilden zusammen einen blaugrünen Quartiersanger als Rückgrat von West nach Ost durch das Stadtquartier. Der Quartiersanger verbindet das Plangebiet mit dem Mühlenteich im Osten und dem umliegenden Landschaftsraum und gliedert mit seinen Ausläufern, den angerartigen Gassen, das Plangebiet zugleich in 16 Baufelder. Entlang des Quartiersangers befinden sich verschiedene öffentliche und gebietsversorgungsrelevante Nutzungen, beispielsweise eine Grundschule, eine Kita, Co-Working Spaces, ein Fitnessstudio und Läden des täglichen Bedarfs. Der Anger und die Gassen gelten als multicodierte Flächen mit Aufenthaltsqualität, die nicht nur dem Parkieren und der Bewegung des motorisierten Individualverkehrs dienen, sondern auch entsprechend dem Bedarf Möglichkeitsräume für verschiedene Aktivitäten wie unterschiedliche Sportfelder und Kinderspielfläche bietet. Zugleich haben diese Räume aufgrund Ihrer Gestaltung als Retentionsflächen, beispielsweise durch Baumrigolen einen hohen Nachhaltigkeitswert und dienen den verschiedenen Nachbarschaften als Treffpunkt und damit Raum des sozialen Austauschs. Die neue Bebauung definiert klare und spannende Stadträume, die von den divers und zukunftsorientiert entwickelten Außenräumen profitieren. Das Netz aus öffentlichen Grünflächen, Quartiersplätze, autofreien Wohnanger und Gassen schafft ein lebenswertes Quartier mit hoher Aufenthaltsqualität und lässt den MIV in den Hintergrund rücken.
– Auszug Erläuterungsbericht –
Lageplan, QUERFELDEINS Landschaft | Städtebau | Architektur Partnerschaftsgesellschaft von Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Architekten Grosskopf-Stöcker-Fischer mbB | Dresden
Perspektive, QUERFELDEINS Landschaft | Städtebau | Architektur Partnerschaftsgesellschaft von Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Architekten Grosskopf-Stöcker-Fischer mbB | Dresden
Perspektive, QUERFELDEINS Landschaft | Städtebau | Architektur Partnerschaftsgesellschaft von Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Architekten Grosskopf-Stöcker-Fischer mbB | Dresden
Anerkennung | Reicher Haase Assoziierte | Aachen mit Carla Lo Landschaftsarchitektur | Wien
Das Entwicklungsgebiet im Westen Jülichs erfährt einen Wandel von einer landwirtschaftlich genutzten Fläche zu einem belebten, nachhaltigen und zukunftsfähigen Stadtquartier. Die städtebauliche Einbettung des Plangebiets bietet ideale Voraussetzungen, um die Waldflächen weit in die Entwicklungsfläche hineinzuziehen und so eine grüne Bucht auszubilden. Im Zusammenspiel mit dem angrenzenden Natur- und Landschaftsraum wird der neu geschaffene öffentliche Park zur grünen und zugleich zur identitätsstiftenden Mitte des neuen Quartiers. In Verbindung mit den angrenzenden Nachbarschaftsplätzen dient die grüne Bucht – neben ihrer Funktion als stadtklimatischer Baustein zur Belüftung der Umgebung – zugleich als sozialer Treffpunkt des Quartiersgeschehens.
– Auszug Erläuterungsbericht –
Lageplan, Reicher Haase Assoziierte | Aachen mit Carla Lo Landschaftsarchitektur | Wien
Perspektive, Reicher Haase Assoziierte | Aachen mit Carla Lo Landschaftsarchitektur | Wien
Perspektive, Reicher Haase Assoziierte | Aachen mit Carla Lo Landschaftsarchitektur | Wien
Anerkennung | raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH | Frankfurt am Main mit KRAFT.RAUM | Düsseldorf mit BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung | Aachen
Das vorliegende Konzept versteht sich als wichtiger erster Aufschlag eines Dorfkonzeptes 4.0, das im weiteren Prozess im engen Austausch mit lokalen Akteuren und Wissensträgern vertieft werden soll, aber auch nach Errichtung weiterhin wandlungs- und anpassungsfähig bleibt.
Folgende Komponenten sind elementarerer Bestandteil dieses Konzeptes:
Städtebau / Nutzung
– Ausbildung einer Dorfgemeinschaft bestehend aus drei neuen kompakten Siedlungsinseln mit definierten und durchmischten Nachbarschaften um jeweils einen zentralen Dorfkern als Anger
– Reduktion der Bodenversieglung durch erhöhte vertikale Dichte
– Anknüpfung und Integration des bestehenden Ortsteils im Süden
– 15-Minuten-Dorf: Nutzungsmischung aus Wohnen, sozialer und gewerblicher Infrastruktur für eine suffiziente Lebensweise
Freiraum:
– Ökologische Aufwertung der ehemals monostrukturierten landwirtschaftlichen Fläche zum biodiversen Naturraum als wichtiges Puzzlestück einer Grünraumvernetzung entlang der Rur
– Schaffung neuer Biotope und Rückzugsräume für Fauna, Flora aber auch Mensch
– Förderung landwirtschaftlicher Selbstversorgung
– Vielfältige Sport- und Freizeitangebote mit intensiven Naturbezug
– Auszug Erläuterungsbericht –
Lageplan, raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH | Frankfurt am Main mit KRAFT.RAUM | Düsseldorf mit BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung | Aachen
Perspektive, raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH | Frankfurt am Main mit KRAFT.RAUM | Düsseldorf mit BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung | Aachen
Perspektive, raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH | Frankfurt am Main mit KRAFT.RAUM | Düsseldorf mit BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung | Aachen