Köln – Feuerwache
Die Uniklinik Köln betreibt auf dem Campus eine eigene Werkfeuerwehr, welche die Einsätze auf dem Gelände vor Eintreffen der Berufsfeuerwehr durch-führt. Durch gestiegene Anforderungen an Personal und Technik ist die derzeitige Feuerwache an Ihre Kapazitätsgrenze gestoßen und muss daher an anderer Stelle in größerem Maßstab neu errichtet werden.
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurde als möglicher Standort der Grundstücksteil der Uniklinik an der Kerpener Straße vor dem Gebäude der Frauenklinik identifiziert, da nur von hier die Einsatzzeiten auf dem Gesamtcampus erreicht werden können. Auf Grund der Größe des Grundstückes und der Flächenknappheit auf dem Gelände wurde seitens der Uniklinik Köln entschieden, weitere Nutzungen auf dem Grundstück unterzubringen.
Auf Grund des Instandhaltungsstaus und einer nicht möglichen Sanierung im laufenden Betrieb, war eine der Nutzungen welche abgebildet werden musste die Transfusionsmedizin. Diese hat, auf Grund von Kapazitätssteigerungen in den letzten Jahren einen Bedarf an zusätzlichen Flächen entwickelt, welcher am jetzigen Standort ebenfalls nicht abgebildet werden kann. Darüber hinaus ist die Transfusionsmedizin eine Nutzung, welche nicht zwingend in direkter Nähe zum UB-Bereich (Untersuchungs-/ Behandlungsbereich) der Uniklinik verortet werden muss. Eine gute Anbindung an den Campus ist, wegen der Bedeutung von Blut und Blutprodukten für ein Klinikum, essenziell.
Als weitere Nutzung sollte die Neuropathologie in dem Gebäude seinen neuen Standort finden. Diese hat auf Grund von Leistungssteigerungen in den letzten Jahren einen Bedarf an zusätzlichen Flächen entwickelt, welcher am jetzigen Standort ebenfalls nicht abgebildet werden kann. Diese muss wegen Flächenzuwachs anderer Nutzungen von Ihrem jetzigen Standort weichen.
Die Herausforderung der Aufgabe artikuliert sich in der funktional optimierten, nutzungstechnisch und gestalterisch anspruchsvollen Ausformulierung, die dem Anspruch einer modernen universitären Patientenversorgung genügen, einen sensiblen Umgang mit der innerstädtischen Lage gewährleisten und dabei ein energie- und kosteneffizientes Gebäudekonzept erfüllen soll.
Darüber hinaus stellte die Mischung von zwei derart unterschiedlichen Anforderungsprofilen (Feuerwache vs. Transfusionsmedizin / Neuropathologie) einen besonderen Anspruch dar, welcher zum einen eine deutliche Trennung der Nutzungen erfordert, zum anderen aber die Integrität des Gebäudes nicht vernachlässigen soll.
Umsetzungsempfehlung – Kaspar Kraemer Architekten
Städtebau
Im Rahmen der Ausschöpfung räumlicher Potenziale in der Innenentwicklung des Universitätscampus muss das Grundstück an der Robert-Koch-Straße – Kerpener Straße vollständig genutzt werden. Die intensive Überbauung der jetzigen Parkplatzfläche muss zudem die Südost-Ecke des Universitätscampus als neue Stadtkante des Areals neu definieren. Zudem bestimmt der Neubau die zukünftige Entwicklung des Baufeldes der Frauenklinik, die perspektivisch einer neuen Bebauung zugeführt werden soll.
Unter diesen drei Vorgaben schlagen die Verfasser einen Lösungsansatz vor, der das geforderte Raum-programm in einem klaren und kompakten Baukörper abbildet. Städtebaulich bildet der 5-geschossige Baukörper mit seiner markanten Adressbildung im Kreuzungsbereich von Robert-Koch-Straße und Kerpener Straße den Auftakt des Universitäts-Campus als dessen südöstlicher Eckpunkt und gleichzeitig den Ausgangspunkt der zukünftig nördlich anschließenden neuen Bebauung. Der Neubau führt zu einem einfachen und selbstverständlichen Volumen, das Feuerwache sowie die Bereiche Neuropathologie und Transfusionsmedizin in einem Bauwerk zusammenfasst und eine neue Adresse für alle drei Institutionen formuliert.
Funktion und Erschließung
Das 5-geschossige Gebäude ist als Dreibundsystem organisiert und wird über zwei Kerne erschlossen. Die öffentlichen Bereiche der Transfusionsmedizin sind repräsentativ im östlichen Bereich an der Kreuzung Robert-Koch-Straße / Kerpener Straße im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss situiert. Die Labor-bereiche der Transfusionsmedizin sind direkt darüber im 2. und 3. Obergeschoß des Neubaus verortet. Das 4. Obergeschoß wird komplett von der Neuropathologie belegt. Diese Aufteilung erlaubt eine klare Trennung der Funktionseinheiten und somit eine eindeutige Adressierung und Orientierung.
Der Zugang für Mitarbeiter der Transfusionsmedizin und der Neuropathologie erfolgt von der Robert-Koch-Straße aus gegenüber dem Zugang zur Frauenklinik. Ver- und Entsorgung des Gebäudes sowie der zweite bauliche Rettungsweg erfolgen über einen zweiten Kern in der nordwestlichen Ecke des Bauwerkes.
Die Feuerwache ist im westlichen Gebäudebereich im Erdgeschoß und 1. Obergeschoß geplant und wird von der Kerpener Straße erschlossen. Hier befinden sich auch die Aufstellflächen vor dem Gebäude.
Gestalt und Materialität
Die Verfasser schlagen einen sehr kompakten Baukörper mit einer hochdämmenden Aluminium-Glas-Fassade vor, die sich im Osten 2-geschossig zur Kreuzung Robert-Koch-Straße / Kerpener Straße mit einer Pfosten-Riegel-Fassade einladend öffnet.
Die Feuerwache setzt sich mit seinen semitransparenten Sektionaltoren und dem rahmenden Portal aus Fertigbetonteilen markant und eigenständig vom restlichen Gebäude ab. Die Obergeschosse sind im Raster von 1,20 Meter gegliedert und geben der Fassade Struktur und Gesicht. Alle Fenster erhalten einen außenliegenden Sonnenschutz. Die Fassade ist derzeit vollflächig verglast. Es können aber bei der weiteren Bearbeitung der Fassade Teilflächen mit Aluminium oder Glaspaneelen geschlossen werden, um das Verhältnis von offenen zu den geschlossenen Bereichen der Fassade zu erhöhen. Die eloxierte Fassade in Neusilber und grauen Farbtönen bestimmen die Erscheinung und geben dem Bauwerk die Ausstrahlung von technischer Effizienz, Eleganz und würdiger Noblesse.
Zusammenfassung
Die Verfasser sind der Ansicht mit diesem Entwurf dem Anspruch einer modernen universitären Patientenversorgung zu genügen, einen sensiblen Umgang mit der innerstädtischen Lage zu erfüllen und ein energie- und kosteneffizientes Gebrauchskonzept vorzulegen. Die Raumprogramme aller Funktionsbereiche – Feuerwache, Transfusionsmedizin und Neuropathologie – sind sinnvoll, flexibel und effizient abgebildet und präsentieren sich in einer überzeugenden Gestaltqualität, die Adressbildung, Lesbarkeit und Volumenausformung elegant mit einer proportionierten Fassadengliederung kombiniert.
Perspektive, Kaspar Kraemer Architekten
Grundriss, Kaspar Kraemer Architekten
Ansicht, Kaspar Kraemer Architekten
Weitere Arbeiten – caspar.schmitzmorkramer
Der Neubau für Feuerwache, Transfusionsmedizin und Neuropathologie ist ein prominentes Schwellengebäude zwischen Campus und städtischer Nachbarschaft. Dementsprechend war es unser Ziel, im Entwurf die sensible Fügung in den Kontext mit einer starken Identität und Adressbildung für die Uniklinik zu vereinen. Klare Lesbarkeit verbindet sich mit pragmatischer Eleganz und verleiht dem Gebäude einen selbstverständlichen Charakter.
Städtebau
Das neue Gebäude ist nicht nur ein wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung des Uniklinikums, sondern auch für die sukzessive Verdichtung des Stadtraumes entlang der Kerpener Straße von der Universitätsbibliothek bis hin zum Bettenhaus. Das neue Volumen stärkt die bauliche Kante im Anschluss an die Zahnklinik und definiert zugleich den Freiraum um die Kirche Johannes der Täufer besser. Der Takt von Gebäuden und Freiräumen entlang der nördlichen Linie der Kerpener Straße wird an dieser Stelle neu rhythmisiert.
Zum Maßstab der teils niedrigen Bebauung in unmittelbarer Nachbarschaft vermittelt unser Entwurf darüber hinaus durch die ablesbar eingeschobenen Volumen der Feuerwache und des Eingangs zur Blutspendezentrale.
Programmatische Organisation
Das komplexe Raumprogramm der drei Nutzungseinheiten ist klar getrennt und berücksichtigt zugleich interdisziplinäre Bereiche, Raumabhängigkeiten, Logistik und effiziente Verteilung der Haustechnik.
Die Feuerwache im Westen gliedert sich mit drei Geschossen um die zweigeschossige Wagenhalle. Im Erdgeschoss befinden sich Einsatzleitung, Umkleiden, Schwarz-Weiß-Bereich und Werkstätten mit direkter Verbindung zur Wagenhalle. Im Mezzanin werden die Büros vom skulpturalen Treppenhaus aus über eine Galerie mit Blick in die Halle erschlossen. Das erste Obergeschoss beherbergt Sozial- und Bereitschaftsräume entlang des Balkons nach Süden und die Ruheräume im Norden. Eine Loggia im Westen fokussiert die Böhm’sche Kirche und den davorliegenden Garten, bietet Ruhe und Rückzug. Über der Feuerwache stapeln sich zwei Ebenen Neuropathologie und ein Technikgeschoss. Die östliche Hälfte des Baukörpers beherbergt die Transfusionsmedizin, wobei sich die öffentlichen Bereiche ausschließlich im Erdgeschoss und erstem Stock befinden. Gemeinschaftlich genutzte Zonen liegen in der Mitte des Gebäudes zwischen den Abteilungen. Eingeschnittene, begrünte Loggien an den Stirnseiten bilden räumliche Endpunkte zu den linearen Erschließungsfluren und bieten als kleine Oasen Rückzugsmöglichkeiten, ebenso wie die großzügige Terrasse auf dem intensiv begrünten Dach. Das Untergeschoss ist in erster Linie für eine optimierte Anlieferung und Versorgung ausgelegt, neben Lager- und Technikräumen finden sich hier aber auch einige Parkplätze und Ladestationen für Elektroautos.
Architektur
Die Architektur unseres Entwurfes vermittelt – zwischen dem Campus des Klinikums und seiner Stadt, zwischen Nachbarn links und rechts und gegenüber, zwischen effizienter Organisation und spielerischen Akzenten, zwischen drei Nutzungen und einem homogenen Gebäude.
Das Raster der Labore verleiht der Hülle des Hauses seine Einheit. Die tiefen Fassadenschwerte setzten sich wie Vorhangfalten zwischen die Geschosse und regulieren so auch die flachstehende Sonneneinstrahlung von Ost und West. Leicht zurückgesetzt, in zweiter Ebene, geben die Horizontalen, zusammen mit den eingeschobenen Volumenkörpern von Feuerwache und Blutspendezentrale, der Reihung ihren Halt. Die Materialität der Elemente verfeinert das Gefüge weiter, ist Brückenschlag zwischen dem Backsteinbau der Zahnklinik und der Betonskulptur der Kirche. Die Schwerter, aus geschliffenem Beton mit recyceltem Ziegelsplitt, vereinen beide. Die gesäuerte GRC Verkleidung der Horizontalen und der flächigen Volumen unterstützt, hält sich aber zurück. Fenster und Blendverkleidungen aus Holz bringen Gegengewicht zu den mineralischen Elementen der Fassade, das Braunrot der Fallarmmarkisen und der Tore der Feuerwache setzt harmonische, farbliche Akzente. Das Gebäude fügt sich ein, sticht aber auch sanft hervor.
Perspektive, caspar.schmitzmorkramer
Grundriss, caspar.schmitzmorkramer
Ansicht, caspar.schmitzmorkramer
Weitere Arbeiten – Schilling Architekten
Stadtraum
Die vielfältigen stadträumlichen Aspekte und Einflüsse an diesem Ort werden durch ein ebenso stringentes wie auch sinnvoll gegliedertes Gebäude gleichzeitig geordnet und durch eine lebendige neue Komponente ergänzt.
Die städtebaulich angelegten und vorgegebenen Ziele und funktionalen Erfordernisse erhalten ein räumliches Gesicht und eine ablesbare Gestalt.
Durch die Übernahme prägender Gebäudefluchten, Grünbeziehungen und bestehender Wegeverbindungen werden ordnende Faktoren des Uniklinik Campus weitergeführt und sinnvoll ergänzt.
Gegenüber dem benachbarten Areal der Kirche St. Johannes der Täufer wird durch Übernahme der Baufluchten der Frauenklinik eine respektvolle Haltung eingenommen. Dem Kirchenensemble wird genügend eigener Raum gegeben.
Das klar umgrenzte Baukonzept der Frauenklinik wird stadträumlich logisch erweitert und erhält ein neues Gesicht an der Kerpener Straße und der Robert-Koch-Straße.
Architektur
Die Architektur legt Wert auf die Erfahrbarkeit der lebendigen Nutzung – nach außen und nach innen. Sie geht aufrichtig mit allen Bedingungen um und ist eindeutig in ihren Aussagen. Es entsteht Schönheit. Im Sinne von Verständlichkeit, Atmosphäre, Sinngebung, Materialität, Funktionalität und konstruktiver wie räumlicher Klarheit und Proportion.