Düsseldorf – „Neue Perspektiven für Lörick“

Perspektive

Als städtebauliches Ziel sollte ein zukunftsfähiges Wohnquartier mit verschiedenen Siedlungsbereichen ausgearbeitet werden. Eine qualitätsvolle Bebauung sollte mit unterschiedlichen Gebäudetypen und Geschossigkeiten auf das Umfeld eingehen. Dabei war eine Variation zwischen zwei und an geeigneter Stelle sechs Vollgeschossen anzusetzen. Für das Urbane Dorf waren flächensparende Typologien zu finden, die beispielsweise das Einfamilien- oder Doppelhaus durch vertikale Stapelung neu interpretieren sollten. Die städtebauliche Struktur musste außerdem die vorhandenen Lärmimmissionen berücksichtigen. Der Entwurf sollte sich auf kleinere, selbstständig bebaubare Baufelder stützen.

Um diesem Ziel gerecht zu werden, führte die Landeshauptstadt Düsseldorf im Jahr 2024 einen offenen städtebaulich-landschaftsplanerischen Wettbewerb nach RPW 2013 als qualitätssicherndes Verfahren durch.

1. Preis | schneider + schumacher, Frankfurt am Main mit Prof. Rainer Schmidt, München

Die Idee des urbanen Dorfes beruht auf dem städtebaulichen Konzept, Landschaft und Stadt in einem eigenständigen und nachhaltigen Siedlungsmodell zu vereinen. Es richtet sich an Menschen, die die Vorzüge der Stadt schätzen, aber die Nähe zur Natur als Lebensmittelpunkt bevorzugen. Durch eine vielfältige Nutzungsmischung – Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Kultur und Soziales – entwickelt das urbane Dorf seine eigene Identität in der „Zwischenstadt“.

Kompakte, klar definierte Siedlungseinheiten in der Landschaft, mit Grünflächen, Plätzen und Höfen, formen Gemeinschaften und entfalten urbane Potentiale. Es wird ein breites Angebot an Wohnformen wie Familienwohnen, altersgerechtem Wohnen, Mehrgenerationenwohnen, studentischem Wohnen und Wohnen auf Zeit bereitgestellt, um eine ausgewogene soziale Durchmischung zu fördern. Die Baukörper können als Holzbauten unterschiedliche Nutzungen wie Cafés, Büros und Wohnungen bilden und als kleine Dörfer innerhalb einer größeren Siedlung angeordnet werden – Quartier, Gemeinschaft, Nachbarschaft.

Es entstehen neben dem zentralen Dorfplatz am Haus Lörick mehrere Freiflächen, die für verschiedene Veranstaltungen wie Märkte, Open-Air-Veranstaltungen, Sport und Spiele genutzt werden können, um den Dorfcharakter und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Diese Siedlungsstruktur fördert ein kommunikatives Wohnen, und verschiedene gemeinschaftliche Räume wie Dorfläden und Coworking-Spaces können platziert werden. Urban Gardening und Urban Farming können dezentral in verschiedenen Zwischenbereichen gemeinschaftlich betrieben werden, um die Bewohner einzubeziehen und sie aktiv in das Siedlungsleben einzubinden. Alle Generationen kommen bei diesen Aktivitäten zusammen und tragen als Teil des Siedlungssystems zur ökologischen Wertigkeit bei. Durch die Möglichkeit der Selbstversorgung führen die Bewohner ein nachhaltiges Leben. Der Fokus auf grüne Freiräume und unterschiedliche Vegetationsstrukturen schafft zudem verschiedene Lebensräume für verschiedene Arten, indem bestehende Gehölzstrukturen erhalten, gesichert, aufgewertet und in verschiedenen Bereichen ergänzt und erweitert werden. Die Freiräume sind öffentlich zugänglich und bieten einen hohen Aufenthaltswert. Abschließend lässt sich sagen, dass das urbane Dorf als Modell für nachhaltige, lebendige und integrative Siedlungen eine inspirierende Vision für die Zukunft der Zwischenstadt darstellt.

Alle Platz- und Straßenräume folgen dem Prinzip der Schwammstadt mit einem möglichst hohen Anteil an unversiegelten Flächen. Bei den benötigten versiegelten Bereichen wird darauf geachtet, möglichst großflächig versickerungsfähige Beläge zu verwenden. Das urbane Dorf hat drei Plätze – Ost, Mitte und West – entsprechend den Entwicklungsphasen. Es entstehen verschiedene Treff- und Aufenthaltspunkte für Jung und Alt. In den gemeinschaftlichen Wohnhöfen bilden sich kommunikative Nachbarschaften.

Das Quartier ist grundsätzlich verkehrsarm; auf Durchfahrten wird verzichtet. Um dies zu gewährleisten, sind zwei Quartiergaragen als Mobilitätshubs geplant. Hier werden ein Großteil der notwendigen Stellplätze, Sharing-Angebote (Kfz, Fahrräder, Lastenräder, Scooter etc.) sowie zusätzliche Nutzungen wie ein Kleinversorger, Kleingewerbe, Fahrradwerkstatt etc. implementiert. Ergänzend werden kleine Sharing-Hubs für Fahrräder und Elektro-Sharing eingerichtet. Die Abfallentsorgung erfolgt in Sammelstellen (in den Gebäuden integriert oder als Unterflursystem). In fest definierten Bereichen sind wenige Stellplätze ausgewiesen, die ein Kurzzeitparken zum Abladen ermöglichen oder als Stellplatz für den Wirtschaftsverkehr, Pflegedienste etc. genutzt werden können.

Lageplan, schneider + schumacher mit Prof. Rainer Schmidt

Perspektive, schneider + schumacher mit Prof. Rainer Schmidt

3. Preis | CITYFÖRSTER, Hannover mit SPOT Architektur + Stadt, Hannover mit mesh landschaftsarchitekten, Hannover

Das landschaftlich-städtebauliche Konzept des Entwurfs greift die über Jahrzehnte entwickelten, historisch verankerten Felderstrukturen auf, die das Planungsgebiet heute noch prägen und umgeben. Die Landschaft wurde sukzessive in unterschiedlich breite Streifen mit Nord-Süd-Ausrichtung gegliedert und so über Jahre hinweg bewirtschaftet.

Diese vorgefundene landschaftliche Struktur wird räumlich aufgegriffen und für die Ansprüche des urbanen Dorfes Lörick transformiert. Analog zu den nord-süd ausgerichteten Felderstrukturen der umgebenden Landschaft entstehen unterschiedlich programmierte „Felderstreifen“, die Bebauung und Freiraumnutzungen aufnehmen. Das gestalterische Ziel besteht darin, dass jedes einzelne Haus eine möglichst große Schnittfläche mit einem landschaftlich geprägten Grünstreifen aufweist und trotz höherer städtebaulicher Dichte die Sehnsucht nach einem Leben im Grünen adressiert wird.

Entlang dieses Prinzips sind acht verschiedene Felderstreifen entstanden, die das gesamte Planungsgebiet strukturieren und ihre jeweilige Nachbarschafts-Identität aus den Charakteristika der angrenzenden Landschaftsstreifen beziehen. Im Westen bildet der Werkplatz, in Anlehnung an die gewerblichen Strukturen der Gärtnerei, Raum für Kleingewerbe und Handwerk mit einer vorgelagerten produktiven Gasse und Stellplätzen für das Gewerbe. Die Löricker Straße bietet hier optimale Bedingungen für die Erschließung solcher Nutzungen.

Direkt angrenzend zum Birkenwald entsteht eine Nachbarschaft mit vielfältigen Wohntypologien wie ein Laubenganghaus, Clusterhaus und gestapelten Reihenhäusern sowie einer Quartiersgarage mit Repair Cafe, Bike und CarSharing. Die Kindertagesstätte ist als Waldkindergarten im Birkenhain konzipiert und besetzt dort die vorgefundene Waldlichtung, im Birkenhain befinden sich außerdem 6 Gäste Tinyhäuser.  Der nächste Felderstreifen mit einem gemeinschaftlich genutzten Wohnhof und einem Mix an Wohntypologien wird von einer Streuobstwiese als Landschaftsfeld flankiert.

Die Unterkünfte für Geflüchtete fügen sich zunächst in Phase I und II in die Bebauungsstruktur der Felder ein und werden rechtsseitig zur Nachbarschaft „Wohnen am Dorfplatz“ ergänzt. Diese Nachbarschaft bildet das Zentrum des Quartiers mit hoher städtebaulicher Dichte und einer Vielfalt an Nutzungen in den Erdgeschossen.  Eine Bäckerei mit Cafe, eine Apotheke, ein Blumenladen, ein Arzt und eine Physiotherapie Praxis, sowie eine Picknickscheune mit Kiosk und Poststelle und der Stadtteiltreff mit Co-Working finden hier Platz, beziehen das Haus Wohnstift Lörick mit ein und stellen Bezüge zum historischen Dorfkern Lörick her, um den lokalen Austausch zu fördern. Der Dorfplatz wird von einem Mix an Typologien flankiert und spiegelt die Heterogenität gewachsener Dorfkerne wieder. Hier ist Raum für einen Wochenmarkt oder auch gemeinschaftliche Veranstaltungen mit einer mobilen Bühne. Ein größer öffentlicher Spielhain (3.000m²), der durch eine Kletterwand mit der Dachfläche des Mobilitätshub verbunden ist, bietet Raum für Familien und Gemeinschaft.

Angrenzend erstrecken sich zwei langgezogene Siedlungsstreifen mit einem Mix von Wohntypologien und gemeinschaftlich orientierten Wohnhöfen. Die Gebäude werden von Innen aus den Höfen erschlossen, um die Verbindung zu den Landschaftsstreifen zu wahren und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Diese Streifen orientieren sich an den südlichen Siedlungsstrukturen, nehmen räumliche Bezüge auf und bilden die Nachbarschaft der „Gartenstadt Wohnhöfe“. Sie werden von einem Landschaftsraum mit Urban Gardening gesäumt.

Als Auftakt, von Osten kommend, bieten vier locker verteilte Clusterhäuser einen direkten Bezug zum Naturerfahrungsraum und markieren hier den Übergang zur Landschaft. Die privaten Gärten sind zu den Landschaftsstreifen ausgerichtet.

Lageplan, CITYFÖRSTER mit SPOT Architektur + Stadt mit mesh landschaftsarchitekten

Perspektive, CITYFÖRSTER mit SPOT Architektur + Stadt mit mesh landschaftsarchitekten

3. Preis | rheinflügel severin, Düsseldorf mit studio grüngrau, Düsseldorf

Der Entwurf sieht im Arrondierungsraum mehrere bauliche Schwerpunkte vor. Er ist von der Motivation getragen, möglichst viel landschaftliches Grün und naturräumliche Zusammenhänge zu erhalten, die bestehenden Quartiere behutsam zu ergänzen und miteinander in Beziehung zu setzen. Durch die Gliederung in 7 Nachbarschaften fügt sich die Bebauung selbstverständlich in die Maßstäblichkeit der baulichen wie freiräumlichen Strukturen ein. Die bestehenden Gehölze werden geschützt und im Sinne eines Biotopverbunds miteinander vernetzt. So erfolgt eine selbstverständliche Einbettung des neuen Quartiers in die gleichwohl von Besiedlung und Landwirtschaft geprägte Landschaft des mittleren Niederrheins.

Die im dörflichen Maßstab entwickelten Cluster fügen sich, je nach Lage, entweder eigenständig oder ergänzend in den zur Verfügung stehenden Raum ein. Südlich der Oberlöricker Straße entwickelt sich eine Perlenkette aus zunächst 5 später 6 miteinander verknüpften Wohnhöfen. Im Zentrum steht jeweils ein nachbarschaftlicher Kommmunikationsraum unter Bäumen – eher ein Hof als ein Platz – für informelle Begegnungen und Spiel. Durch die unterschiedliche Geometrie der Cluster entsteht ein abwechslungsreiches Quartier mit eindeutigen Adressen, aber zusammenhängender Identität. Die Gliederung in überschaubaren Einheiten fördert das gemeinschaftliche Wohnen und die Ausbildung von Nachbarschaften im Sinne einer dörflichen Urbanität. In Ergänzung zur Perlenkette südlich der Oberlöricker Straße wird östlich von Haus Lörick ein Kompaktcluster mit zentralem Platz, verdichteter Bebauung und allen übergeordneten Funktionen der Nahversorgung und sozialen Infrastruktur vorgeschlagen. Das neue Quartier zeichnet sich insgesamt durch eine wohldosierte Urbanität aus, welche die Komponenten Landschaftsbezug, Adressbildung, Gemeinschaft, typologische Vielfalt und Vernetzung miteinander verknüpft und hieraus eine unverwechselbare Identität entwickelt.

Die Mischung der verschiedenen Wohntypologien, Eigentumsformen und Finanzierungsmodelle erfolgt innerhalb der Nachbarschaften, um eine soziale Segregation zu vermeiden. Über die Einbeziehung von Baugruppen- und Mehrgenerationenprojekten wird der Zusammenhang des gemeinschaftlichen Wohnens weiter begünstigt. Die typologische Diversität erzeugt hinsichtlich der Geschossigkeit ein Spektrum von 2 – 6. Angeboten werden Eigenheime als Reihen- und Doppelhäuser, Mietreihenhäuser und Geschosswohnungsbau. Beabsichtigt ist eine weitestgehend offene Bebauung aus Zeilen- und Punkthäusern, deren Fassaden von großzügigen Fensteröffnungen und im Falle des Geschosswohnungsbaus auch von Loggien gegliedert werden. Die Erdgeschosswohnungen verfügen über Gärten mit Hecken zur Gliederung der privaten Freiflächen. Der Übergang zu den öffentlichen und halböffentlichen Grünflächen geschieht in einer gestaffelten Zonierung, sodass ein übergeordneter Zusammenhang entsteht.

Mit der Verlängerung des Grevenbroicher Wegs als reine Bustrasse mit begleitenden Fußwegen bis zur Oberlöricker Straße mit Anschluss am krummen Weg wird eine erste wichtige Entscheidung für die Planung eines autoarmen Quartiers getroffen, da hierüber beispielsweise die 828 vom Lohweg über den Grevenbroicher Weg zur Haltestelle Hubert-Hermes-Straße und weiter über die Löricker Straße in Richtung Heerdt geführt werden kann. Alle weiteren befahrbaren Flächen werden als Mischverkehrsflächen ausgebildet und gelten damit als verkehrsberuhigt. Der ruhende Verkehr wird dezentral in mindestens jedem zweiten Cluster in einer Remise untergebracht. Alle Remisen sind ähnlich aufgebaut und auch in der Größe vergleichbar. Sie verfügen über drei Parkebenen einschl. Untergeschoss und in der Regel über ein Glashaus als Krone für die lokale Lebensmittelproduktion der Bewohner. Alternativ befinden sich Sportflächen auf den Dächern der Remisen. Die Mobility Hubs sind in die Remisen integriert. Die Stellplätze der Fahrräder einschl. Lastenräder befinden sich unter den zweiseitig angebrachten Vordächern mit 3 m Überstand. Für Fußgänger und Radfahrer wird ein dichtes Wegenetz mit optimalen Anschlüssen an die Bestandsgebiete, aber auch an die überregionalen Wege im Landschaftsraum angeboten.

Das Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer ist in ein vielfältiges System von Freiräumen eingebunden. Dabei verstehen sich die kleinen Nachbarschaftshöfe und der Quartiersplatz als Knotenpunkte. Der informelle Charakter und die Kombination mit Spielangeboten unterstützt die Ausbildung und das Erleben von Gemeinschaft. Die Freiflächen sind mit Blick auf die Bedürfnisse der Nutzer gestaltet und dienen jeweils als Treffpunkt des Wohnclusters. Sitzstufen und Langbänke laden zum Aufenthalt und zur nachbarschaftlichen Kommunikation ein. Mittelkronige Blühgehölze prägen die Straßenräume. Die öffentlichen Grünflächen sind naturnah gestaltet und mit offenporigen Belägen zur besseren Versickerung versehen. Alle Freiräume verfügen über eine wegebegleitende offene Regenwasserführung einschließlich Versickerungsmulden. Bei Starkregenereignissen dienen weitere Flächen in den Grünräumen als Rückstauvolumen, sodass eine vollständige Versickerung bzw. Verdunstung des anfallenden Regenwassers im Bereich des Wohnquartier sichergestellt werden kann. Ziel ist es, das gesamte Regenwassersystem in seinem nachhaltigen Ansatz sicht-, nutz- und erlebbar zu machen.

Lageplan, rheinflügel severin mit studio grüngrau

Perspektive, rheinflügel severin mit studio grüngrau

Anerkennung | ARGE Wick+Partner / KOPPERROTH / Fabulism, Stuttgart

Das “Urbane Dorf“ zeichnet sich als neuer Entwicklungsbaustein für Lörick durch eine Balance zwischen bebauten Siedlungsfeldern und landschaftsräumlichen Freiflächen aus. Die Grundstruktur definiert sich aus kompakt besetzten Baufeldern und großzügigen Freiräumen, um den baulichen Fußabdruck und den Gesamtversiegelungsgrad als ökologisches Ziel der urbanen Dorfidee zu reduzieren.

Grüne Freiraumkorridore mit Einbindung des Gehölzbestands zwischen den Siedlungsfeldern bilden da-bei ein ökologisches Rückgrat aus, das vielfältige Aktivflächen integriert und somit ein sozialer Raum der Begegnung über Generationen hinweg anbietet. Dieses naturnah gestaltete Netzwerk aus vielfältig nutzbaren Freiflächen und Wegeverbindungen greift die wertgebenden Qualitäten des Areals auf und überführt diese in eine resiliente, klimagerechte Gestaltung. Im Kreuzungspunkt der verbindenden Frei-räume, gefasst durch die Baufelder, spannt sich der neue Quartiersplatz auf.

Der Gehölzbestand im Nordwesten verbindet weiterhin über den parkartigen Bestand um das Lörick-Haus mit der neuen grünen Fuge nach Norden zu den Rheinauen. Bestehende Baumgruppen werden erhalten und im gesamten Plangebiet durch ortstypische, klimaresiliente Gehölze ergänzt. Damit bildet die ökologische Qualifizierung der Freiflächen das begleitende Grün für das kleinräumige Fußwegenetz zur engen Verknüpfung der Siedlungsbereiche.

Ausgehend von den vorhandenen Freiraumqualitäten verbinden die Grünräume dabei über den Planbereich und strukturiert die Teilbereiche von Beginn an, ohne bei einer abschnittsweisen Realisierung zwischenzeitlich inselartige Siedlungsfragmente entstehen zu lassen.

Das Bebauungskonzept bildet vier individuelle Nachbarschaften aus, die in diesem grünen Quartier im Kontext von Natur und Ruhe eingebettet sind.

Die Baufelder ermöglichen bei angemessener Dichte vielfältige Typologien für das breite Spektrum der Lebensbedürfnisse für Baugruppen, für Wohneigentum, für Mietwohnungsbau sowie für eine soziale Nähe und Durchmischung, wie betreute Wohngemeinschaften, Studierendenapartments oder Mehrgenerationenhäuser. In die Baufelder integrierte Hofräume fördern kooperative Nachbarschaften mit dem Ziel auch Erdgeschossräume für die Gemeinschaft anzubieten, die Sondernutzungen, kleine Reparatur-werkstätten oder nachbarschaftliche Veranstaltungsräume beherbergen können. Die Gebäudehöhen variieren zwischen zwei und vier, wo städtebauliche Akzente gesetzt werden bis zu sechs Geschossen. Wie bei den Baufeldern selbst geht es auch bei den Gebäuden um einen kleinen Fußabdruck der Brutto-grundfläche. Kompakte Grundrisse und qualitätvoll zugeordnete Freibereiche unterstützen eine ressourcensparende Gebietsentwicklung. Bauliche und freiräumliche Gemeinschaftsflächen substituieren dabei den individuellen Flächenverbrauch. Das urbane Dorf geht von der Gemeinschaft aus und erzeugt dabei gemeinschaftsorientierte architektonische und stadträumliche Qualitäten.

Die räumlich gegenüber den übergeordneten Grünräumen klar definierten Baufelder lassen ein landschaftlich geprägtes, lebendiges Wohngebiet entstehen. So bettet sich das „Urbane Dorf“ ganz natürlich in die vorhandene Struktur ein und schafft über neue Dorfplätze mit Cafés, Gemeinschaftsräumen und Sharing-Angeboten räumliche und funktionale Anknüpfungsorte.

Auf Basis dieser Grundstruktur entstehen vier individuelle Nachbarschaften. An der Löricker Straße werden die südlich angrenzenden Baustrukturen ergänzt und mit einem weiteren Quartier zur Oberlöricker Straße abgeschlossen. Der Bereich der Unterkünfte für Geflüchtete wird ebenfalls baulich ergänzt, so dass dieser Teil eines zukünftigen Gesamtquartiers sein können; die Gebäude können mittelfristig auch ersetzt werden. Die Ergänzungsbauten entwickeln die bisherige Zeilenstruktur zu einer raumwirksamen Hofstruktur und fördern so die Aufenthaltsqualität innerhalb der Nachbarschaft. Im östlichen Teilbereich lassen die versetzt angeordneten Baufelder großzügige Grünfugen zum Wald am Sportbereich und nach Norden zur Rheinaue.

Lageplan, ARGE Wick+Partner / KOPPERROTH / Fabulism

Perspektive, ARGE Wick+Partner / KOPPERROTH / Fabulism

Anerkennung | octagon architekturkollektiv, Leipzig mit KRAFT.RAUM., Düsseldorf

Leitmotiv des Entwurfs ist das Verweben der bestehenden Bebauungsstrukturen nördlich und südlich der Oberlöricker Straße zu einem zusammenhängenden Gewebe sowie die Verknüpfung der übergeordneten Grünräume bis zum Rhein. Die neue Bebauung des Urbanen Dorfes übernimmt diese Verknüpfungsfunktion: als Bindeglied der bestehenden heterogenen Bebauung vermittelt es zwischen der Kleinteiligkeit der Dorfstruktur von Alt-Lörick und den Wohnhochhäusern der Siedlung Lörick.

Identitätsstiftende Leitstruktur ist ein Gemeinschaftsband als zentraler Begegnungsraum welcher die neuen Setzungen mit den bestehenden Strukturen verknüpft. Das Gemeinschaftsband ist dabei Raum für soziale Begegnungen, mit Aktiven Erdgeschosszonen, Sport- und Spielangeboten und zugleich blau-grüne Infrastruktur mit naturräumlichen Qualitäten und Ausblicken in die Landschaft. Durch die Anordnung typlogisch vielfältiger Gebäude-Cluster entlang des Gemeinschaftsbands wird eine aufgelockerte Bauweise erreicht und zugleich die Ausbildung räumlicher Kanten ermöglicht, welche den zentralen Raum des Quartiers prägen. Bestandsbauten werden selbstverständlich in das Gefüge integriert. Nach Osten wird eine landschaftliche Kante ausgebildet

um die Grünverbindung zur Rheinaue und zum Strandbad zu stärken, die bauliche Grenze wird durch Nachbarschafts-Cluster formuliert, die sich zur Landschaft hin öffnen. Im Westen wird der Ortseingang durch ein Gewerbe-Wohn-Cluster markiert und die Straßenführung durch begleitende, lockere Bebauung vervollständigt.

Das Gemeinschaftsband ist in unterschiedlichen Sequenzen erlebbar: ein Entréeplatz mit neuen baulichen Setzungen an der Kreuzung Oberlöricker Straße/ Löricker Straße / Hubert-Hermes-Straße verknüpft das neue Quartier mit dem Bestand. Der Dorfplatz als neue Quartiersmitte bindet sowohl das Haus Lörick und die Wohnanlage für Geflüchtete an, ergänzt um zwei weitere Setzungen, mit aktiven Erdgeschosszonen und gemeinschaftlichen Angeboten. Der Mobilitätsplatz an der Oberlöricker Straße bildet einen zweiten Eingang ins Quartier und verknüpft sowohl den alten Dorfkern als auch den Zugang zum Strandbad mit der neuen Dorfmitte. Durch die aufgelockerte Bebauung führt das Gemeinschaftsband auch immer wieder durch landschaftliche geprägte Bereiche wie bspw. den Birkenhain und öffnet sich so zum Naturerfahrungsraum Lörick.

Das Freiraumkonzept basiert auf einer ökologisch-nachhaltigen Quartiersentwicklung, die im selben Zuge die übergeordneten Funktionen bzw. Grünraumstrukturen Löricks miteinander verbindet. So wird der Grünzug von den Kleingartenanlagen (KGV Hansa e.V. + Löricker Wäldchen e.V.) im Südwesten kommend über die Parkanlagen der Bürdericher und Löricker Straße, das urbane Dorf mit dem Naturerfahrungsraum Lörick, dem Sportzentrum an der Oberlöricker Straße bis hin zum Landschaftsraum des Rheins (Strandbad + Sandstrand Lörick) miteinander verbunden.

Die durch das urbane Dorf komplettierten Grünzüge werden auf diese Weise nicht nur räumlich verknüpft, sondern auch funktional arrondiert. Der Erhalt der wertvollen Baumbestände und Biotopstrukturen im Planungsgebiet hat oberste Priorität und zusätzliche Spiel- und Sportangebote werden unter anderem durch einen Hain-Erlebnisspielplatz im Birkenhain, Sportwiesen und durch multifunktionale Sportfelder auf dem Freibad-Parkplatz geschaffen (Time-Sharing-Prinzip). Der Freibad-Parkplatz wird so in ein multifunktionales Areal umgewandelt, welches Festen als Veranstaltungsort dient, multifunktionale Sportfelder (Hockey, Basketball, Volleyball, Fußball, etc.) bietet, während die Fläche weiterhin als Freibad-Parkplatz dient und im Zweifelsfalle immer noch voll beparkt werden kann. Spiel-, Sport- und Gemeinschaftsräume sowie Gärten, die sich entlang des Gemeinschaftsbandes befinden, runden das Freiraumangebot ab, welches es in dieser Form in den Grünzügen des Bestands noch nicht gibt.

 

Das Urbane Dorf ist als weitgehend autofreies Quartier konzipiert. Die Priorität des Mobilitätskonzepts liegt auf einer Stärkung des ÖPNV und des Rad- und Fußwegenetzes zur Förderung umweltverträglichen Formen des Individualverkehrs. Ein feingliedriges Rad- und Fußwegenetz sorgt für die Vernetzung mit Alt-Lörick, als Verbindung in den umgebenden Landschaftsraum und für schnelle und sichere Wege zu den ÖPNV-Stationen.

Das neue Quartier wird über die bestehende verkehrliche Infrastruktur (Oberlöricker Straße / Löricker Straße, Grevenbroicher Weg) erschlossen. Hier sind je eine Mobility Hub/Quartiersgarage positioniert, sodass der motorisierte Individualverkehr den Rändern des Quartiers abgefangen wird. Das neu errichtete Parkhaus am Grevenbroicher Weg kann bei Bedarf optional noch erweitert werden und es wird so ein weiteres Mal die Vernetzung/Ergänzung mit der Nachbarschaft gestärkt. Die Mobility Hubs dienen als Standort umweltverträglicher Verkehrs-Infrastruktur mit Fahrradstellplätzen, Car-Sharing und Bike-Sharing-Angeboten, E-Ladestationen, Lastenradverleih, etc.).

Das Gemeinschaftsband als inneres Rückgrat des neuen Quartiers dient um die Befahrbarkeit der Feuerwehr zu gewährleisten, sowie der Erschließung für Lieferdienste und sonstige Dienstleisterservices. Um die ÖPNV Anbindung des Quartiers zu stärken wird vorgeschlagen eine zusätzliche Haltstelle am Mobility Hub an der Oberlöricker Straße zu verorten, die das Urbane Dorf, Alt-Lörick und den Sportpark am Strandbad anknüpft. Die vorhandenen Bushaltstellen sind fußläufig komfortabel zu erreichen sind, die Erreichbarkeit der U-Bahn-Haltstellen soll durch gute Rad- und Fußwegevernetzung gestärkt werden. Um die ÖPNV-Anbindung des Quartiers zu stärken wird vorgeschlagen eine zusätzliche Haltstelle am Mobility Hub an der Oberlöricker Straße zu verorten, die das Urbane Dorf, Alt-Lörick und den Sportpark am Strandbad anknüpft. Die vorhandenen Bushaltstellen sind fußläufig komfortabel zu erreichen sind, die Erreichbarkeit der U-Bahn-Haltstellen soll durch gute Rad- und Fußwegevernetzung gestärkt werden.

Lageplan, octagon architekturkollektiv mit KRAFT.RAUM.

Perspektive,

Nach oben scrollen