Neuss – „St. Augustinus Campus“
Die Stiftung der Neusser Augustinerinnen – Cor unum und die St. Augustinus Gruppe beabsichtigen, das Gelände des Mutterhauses der Neusser Augustinerinnen sowie das angrenzende Areal der ehemaligen Novesia-Schokoladenfabrik, die in unmittelbarer Nähe zur Neusser Innenstadt und zum Rennbahngelände liegen, zukünftig konzeptionell weiterzuentwickeln.
Ziel des Wettbewerbs war es, für das ca. 3,4 ha große Areal eine insgesamt ausgewogene Bebauungsintensität zu erarbeiten, die den bislang bestehenden Park- bzw. Gartencharakter in Teilen der Gesamtfläche erhält. Darüber hinaus sollte der nördliche Bereich des Geländes, auf dem momentan die ehemalige Novesia-Schokoladenfabrik verortet ist, als Übergang zur Neusser Innenstadt und dem zukünftigen Bürgerpark auf dem Rennbahngelände konzeptioniert werden.
Hierbei sollte die Gestaltung des Freiraums mitgedacht und attraktive Freiflächen und vielfältige Begegnungsräume erarbeitet werden.
In einer zweiten Wettbewerbsphase sollten ein Neubau für das Altenheim Immaculata sowie für ein zusätzliches Pflegeheim mit Schwerpunkt Gerontopsychiatrie in einer wirtschaftlich gemeinsam führbaren Einheit und ein Neubau für die Ordensklausur der Neusser Augustinerinnen geplant werden. Der Komplex soll nach DGNB zertifiziert werden, damit ein nachhaltiges, zukunftsweisendes Gebäude an dieser Stelle entsteht.
Für das bestehende Mutterhaus, in dem bislang die Klausur der Neusser Augustinerinnen und das Altenheim Immaculata untergebracht sind, sollten Ideen für den Umgang mit dem Gebäude (z. B. auch Abriss von Gebäudeteilen) und für die Folgenutzung des Gebäudes entwickelt werden.
1. Preis | STOY Architekten, Neumünster mit c/o Zukunft – Büro für Stadtplanung und Stadtentwicklung, Hamburg und gartenlabor bruns, Hamburg
Erläuterungstext (Auszug) – Ziel des Entwurfs ist, das Areal des St.Augustinus-Ordens zu einem belebten Quartier auszubauen, eine angemessene städtische Bebauungsdichte zu schaffen und gleichermaßen die Weite und den besonderen Charakter des Ortes als grüne Mitte zu erhalten. Durch ein vielfältiges Nutzungskonzept im Schwerpunktbereich „Dienst am Menschen“, ergänzt durch Wohnraum, Kindertagesstätte und Einrichtungen der Nahversorgung , soll ein attraktiver Campus mit einer hohen Aufenthaltsqualität entstehen. Das Kloster mit der Klosterkapelle wird als kulturelles Stadtteilzentrum und Innovations-Hub zu einem baulichen und programmatischen Mittelpunkt der Anlage.
Städtebau
Die bauliche Neuordnung greift den Altbaubestand des Klosters auf und entwickelt das Areal zu einem kompakten Stadtbaustein weiter. Die städtebauliche Setzung mit einer Geschossigkeit von drei bis fünf Geschossen definiert den bisher fließenden Raum durch klare Raumkanten an den Quartiersrändern. Es entsteht ein campusartiges Raumgefüge mit einem großzügigen zentralen Park. Durch die offene Blockrandbebauung zur Augustinusstraße öffnet sich das Quartier nach außen. Baulich definierte Quartierseingänge nehmen vorhandene Wegebeziehungen aus der Umgebung auf. Neue Wege durch das Quartier ergänzen das lokale Wegenetz und verflechten das Quartier mit seiner Nachbarschaft (Hammfeld 1, Alexianerplatz, Bürgerpark, etc.). Im großräumigen Grünverbund kann das Quartier künftig als grüner Trittstein zwischen Innenstadt und Rheinufer dienen.
Hochbau- und Nutzungskonzept
Die Haupterschliessung des Quartiers erfolgt zentral von der Augustinusstraße. Hier befinden sich die Eingänge in das Altenheim und in das Stadtteilzentrum im Klostergebäude. Das Areal gliedert sich in den öffentlichen Campus um das Altenheim Immaculata und in den geschützten Bereich des Gerontopsychiatrischen Pflegeheims. Vis á vis der Kapelle wird ein zentraler Klosterhof angelegt, der eine Zäsur der Anlage bildet und Konzentration schafft.
Der südliche Bereich mit Pflegeheim und Hospiz wird durch den Rückbau der ehemaligen Villa Leuchtenberg separat erschlossen. Der Gebäudewinkel des Klosters mit dem historischen Eingangsportal bleibt erhalten und bildet ein angemessenes Entree.
Im Nordosten ist ein Kopfbau zur Neusser Innenstadt geplant, der das Quartier zur Stresemannallee abschließt. Das Gebäude ist als kommerzielles Zentrum für die Nahversorgung des Stadtteils und Quartiers mit Flächen für den Einzelhandel, medizinische Einrichtungen, Fitness etc. sowie Wohnraum vorgesehen. Eine begrünte Campusloggia ergänzt diese Angebote in einem offenen, kommunikativen vertikalen Freiraum.
Die unterschiedlichen Einrichtungen um den Campus und die öffentlichen Nutzungsangebote in den Erdgeschosszonen lassen ein vielfältiges, lebendiges und generationenverbindendes Quartier entstehen.
Kloster
Im Zentrum des Quartiers befindet sich die denkmalgeschützte Kapelle. Durch die exponierte Lage im Bebauungskonzept wird ihre besondere Bedeutung als Keimzelle der Anlage, als Ort der Tradition und indentitätsstiftendes Zentrum dokumentiert. Die Kapelle soll in Ihrer Funktion erhalten werden, die beiden Kirchenschiffe werden parallel als Saal und Bibliothek in das Stadtteilzentrum integriert und können bei Bedarf in den Kirchenraum einbezogen werden.
Das Mutterhaus des Ordens St.Augustinus wird behutsam an das neue Nutzungskonzept als Stadtteilzentrum angepasst. Der nördliche Innenhof wird zu einer attraktiven Halle ausgebaut, die eine gute Verbindung innerhalb des Gebäudes und zum Campus schafft und Stadtteilzentrum und Kapelle angemessen erschließt. Der Burundische Orden und die weiteren Nutzungen aus dem Haus Monika sowie Servicewohnen in den Obergeschossen und eine Einrichtung für temporäres Gästewohnen in den ehemaligen Räumen des St.Augustinus-Ordens ergänzen das neue Nutzungskonzept.
Pflegeeinrichtungen, Orden
Für das Altenheim Immaculata und das Gerontopsychiatrische Pflegeheim sind eigene Gebäude geplant, die zu einem Gebäudekomplex zusammengefügt werden. Der Hauptzugang erfolgt vom neuen Augustinusplatz in das Altenheim mit dem Empfang, der Cafeteria und der Verwaltung. Das Pflegeheim und die Tagespflege werden separat erschlossen und über eine zentrale Zone mit dem Foyer des Altenheims verbunden. Die Pflegeheime verfügen über gemeinsame Versorgungseinrichtungen mit einer rückwärtigen Anlieferzone in Anbindung zur Hellerbergstrasse
Das klare Erschliessungssystem im Erdgeschoss mit der strikten Trennung des öffentlichen Bereichs und der internen Ver- und Entsorgungsstruktrur schaffen eine gute Orientierbarkeit sowie kurze Wegeverbindungen für einen ruhigen und wirtschaftlichen Betrieb.
Die Pflegeeinrichtungen werden aus je zwei versetzten Baukörpern gebildet mit zentralen Pflegestützpunkten für je zwei Wohngruppen. Großzügige Balkone orientieren sich nach Südwesten zum Campus bzw. zum geschützten Aussenbereich.
Freiraum
Zentrales Element der Freiraumgestaltung ist der öffentlich zugängliche Park als grüne Mitte des Quartiers. Mähwege in großzügig angelegten Wiesenzonen mit hohem ökologischen Wert für Flora und Fauna ermöglichen diagonale Verbindungen. Eingestreut in diese Flächen sind Aktionsbereiche für Jung und Alt. Urban Gardening und ein Obstbaumhain regen zum Gärtnern im eigenen Quartier ein. Bestehende Grünstrukturen werden weitestgehend erhalten und gezielt durch Neupflanzungen ergänzt. Der Park mündet im Süden auf eine befestigte Platzfläche, die als Scharnier zwischen Park, Klosterhof und dem Außenbereich des gerontopsychiatrischen Pflegeheims fungiert. Dieser Bereich wird in der gestalterische Sprache weitergeführt, ist jedoch als geschützter Freiraum den Bewohner:innen vorbehalten. Ein Garten für die Sinne, mit Duft- und Blumenbeeten ist geplant. Zudem ein Bereich auf dem Ziegen, Zwergesel und Schafe gehalten werden können. Der Umgang mit Tieren fördert den Stressabbau und führt zu sozialen Kontakten mit weiteren Bewohnern. Eine Wegelandschaft durchzieht das ca. 1800 m2 große Gelände. Selbstverständlich soll auch über die Rasenflächen gelaufen werden, hier am besten Barfuss als Wohltat für die Sinne und Stärkung des Körpergefühls. Die Gebäude sind fußläufig sowohl über den Park als auch eine umlaufend befestigte Fläche aus hochgradig wasserdurchlässigen Belägen gut erreichbar. Die Verbindung zum Bürgerpark erfolgt über einen Platz am Kopfbau an der Stresemannstraße, der in eine großzügige Fuß- und Radverbindung in Nord-Süd-Ausrichtung übergeht. In diese Fläche wird der schöne gewachsene Baumbestand integriert. Eine pflegende Auslichtung ist für den Erhalt notwendig. Auch hier sind Materialien mit hoher Durchlässigkeit vorgesehen.
Perspektive, STOY Architekten, c/o Zukunft und gartenlabor bruns
Gesamtkonzept, STOY Architekten, c/o Zukunft und gartenlabor bruns
Grundriss EG, STOY Architekten, c/o Zukunft und gartenlabor bruns
2. Preis | BHP Architekten, Koblenz mit Wienstroer Architekten Stadtplaner, Neuss und studio grüngrau Landschaftsarchitektur, Düsseldorf
Erläuterungstext (Auszug):
Städtebau: durch die Integration des Mutterhauses Immaculata in die Stadtstruktur als verbundenen Gebäudeblock sowie die Öffnung des Geländes und dessen neue Durchdringbarkeit wird ein Ort realisiert, der die Stadthistorie und die Entstehung der Sozialwirtschaft durch die Neusser Augustinerinnen zeigt. Das vormals durch eine Mauer umbaute und durch die alte Schokoladenfabrik hermetisch verschlossene Grundstück wird nun Teil des gesamten Stadtkörpers.
Die großen offenen Grünflächen der zukünftigen Landesgartenschau werden bis in das Grundstück in die zukünftigen Immaculata-Gärten und darüber hinaus durch gewidmete Grünbereiche geführt. Die Wegenetze werden verknüpft und es entstehen natürliche Raumbegrenzungen der öffentlichen Flächen durch die städtebauliche Anordnung der Bauflächen und deren Raumverengungen und Schwellensituationen.
Die neuen Pflegeimmobilien Bauabschnitt 1 werden durch den Rückbau der „Villa“ und der Eckausbildung des Immaculata in einer großen Eingangssituation auch mit der erweiterbaren Hospizbebauung an einem neuen Platz zusammengefasst. Die bekannte Turmspitze und die Doppelengel des Eingangs prägen weiterhin das sichtbare Bild des Zugangsplatzes. Dieser Platz führt auf die einladende Eingangshalle des neuen Gebäudes, welches auch ein Café und die neue Kapelle integriert. Der Gebäudekörper des BA1 wird weit nach Süden verschoben, so dass die alte Kapelle völlig freigestellt den neuen „Immaculata-Garten“ prägt. Innerhalb dieser Immaculata-Gärten befindet sich der Pflegegarten im Anschluss an die Außenräume der Tagespflege und des Haus Monika. Haus Monika kann in der Struktur gestärkt und baulich bei Bedarf weiterentwickelt werden. Den nördlichen Abschluss an der Stresemannallee bildet die neue Kita mit ihre grünen Vorzone und den anschließenden Spiel- und Außenflächen. Damit wird auch der Übergang zum öffentlichen Raum Richtung Landesgartenschauareal und zur Innenstadt gebildet. Der große offene Mittelteil des neuen „Immaculata-Garten“ dient der verdichteten Wohnbebauung als grünes Wohnzimmer.
BA 1 Pflegeneubau: Der Pflegeneubau besteht aus zwei hofähnlichen Gebäuden. Das nordwestliche Gebäude 1 nimmt das neue Pflegeheim Immaculata auf. Das südliche Gebäude 2 schließt das Grundstück Richtung Leuchtenbergareal ab und nimmt u.a. die Gerontopsychatrie auf. Verbunden sind die beiden Gebäude über einen Erschließungsbau, in der sich die vertikale, für beide Gebäude separat nutzbare Erschließung befindet und in der Sondernutzungen wie Empfang und Café, Verwaltung und eine neue Kapelle verortet sind.
Denkmal: Der Erhalt der Kirche „Kapelle Immaculata“ schützt einen einmaligen Kirchbau der beginnenden Moderne. Der Erhalt kann wirtschaftlich realisiert werden durch die Einrichtung einer Grabeskirche. Damit kann sowohl der Kirchenraum vollständig erhalten bleiben und auch weiterhin für kultische / kirchliche als auch kulturelle Zwecke genutzt werden und gleichzeitig kann eine wirtschaftliche Einnahmesituation durch die Aufnahme von Urnen als Kolumbarium „mitten in der Stadt, mitten im Leben“ realisiert werden. Die restlichen Bestandsgebäudeeile werden grundsätzlich struktur- und detailerhaltend entsprechend ihrer konstruktiven Eigenschaft im Sinne eines guten Umbaus für das Thema Arbeiten, Service-Wohnen und studentisches „Wohnen für Pflege“, kombiniert mit sozialen Funktionen wie z.B. einem Quartierszentrum genutzt. Die Kapelle und öffentlich orientierte Gebäudeteile nebst Pflegewohnbereiche können mit der Ordensgeschichte weiterhin verbunden bleiben.
Freiraum: Vielfältig gestaltete Freiräume prägen diesen Entwurf. Über den großen Stadtplatz als Entree zur Innenstadt hin öffnet sich ein Landschaftsachse bis zum neuen Gartenschaugelände. Der Kindergarten liegt eingebettet, mit eigener Außenspielfläche, in dieser Parklandschaft. Mehrere Spielbereiche bieten zusätzlichen Aufenthalt.
Die Wohnhöfe sind ebenfalls intensiv begrünt und mit Kleinkinderspielflächen akzentuiert. Das Pflegezentrum erhält einen eigenen ebenerdigen Freiraum sowie mehrere begehbare Innenhöfe. Alle Dachflächen werden zudem mit urban gardening Bereichen ausgestattet. Die Bepflanzung orientiert sich an klimaresilienten Baum- und Straucharten. Die Höhenunterschiede zur Augustinerstraße und zur Stresemannallee werden durch Stufenanlagen und barrierefreien Rampen mit einer deichartigen Anhebung der Wohnbebauung überwunden.
Perspektive, BHP Architekten, Wienstroer Architekten Stadtplaner und studio grüngrau
Gesamtkonzept, BHP Architekten, Wienstroer Architekten Stadtplaner und studio grüngrau
Grundriss EG, BHP Architekten, Wienstroer Architekten Stadtplaner und studio grüngrau
2. Preis | MRA Studio, Stuttgart mit Planstatt Senner, Überlingen
Erläuterungstext (Auszug) –
LEITIDEE
Die Synthese aus Moderne und Tradition schafft einen ganz besonderen Ort der Ruhe und Kontemplation, um die spirituelle Atmosphäre und den historischen Charakter des Klosters zu bewahren und in eine hoffnungsvolle Zukunft zu führen.
Die Leitidee der städtebaulichen Intervention gliedert sich in zwei strukturelle Teile die sich nahtlos in die städtebauliche Umgebung einfügen und einen Beitrag zur lokalen Identität leisten. Sie bilden eine funktionale und gestalterische Einheit – Die subtile Erweiterung und bauliche Ergänzung des Mutterhauses und einem gemeinschaftlichen Campus der Begegnung.
Die Konzeption der neuen Baukörper folgt dem Prinzip des menschlichen Körpers. In der Mitte der neuen Baukörper Sitz das Herz mit den zentralen Funktionen, wie Cafe, Küche und Wäscherei, sowie dem Verwaltungsbereich. So gelingt es auf kurzen Wegen den beiden Wohngebäuden respektive den „Körperhälften“ zu dienen. In den Zwischenbereichen der drei Baukörper gelangt man in die Gebäude. Diese vertikalen Wintergärten dienen dem Aufenthalt, als Terrassen und Klimapuffer. Sie sind dem Prinzip einer Orangerie nachempfunden.
In der Mitte der neuen Anlagen steht der Klostergarten, welcher durch den flankierenden Kreuzgang gehalten wird. Er ist für alle Menschen gleichermaßen zugänglich und alle Eingänge zu den Gebäuden sind darin verortet.
Ein Teil des Mutterhauses wird rückgebaut, um einen großzügigen Eingang zum rückwärtigen Bereich des Klosters zu schaffen. An die Stelle der bestehenden Villa tritt ein leichter pavillionartiger Eingang. Dieser gibt den Blick ins Zentrum der Anlage frei. Hospitz und das Mutterhaus Immaculata erhalten ein gemeinsames Foyer – den Raum der Begegnung. Eine starke Willkommensgeste im Sinne eines „Porticus“ wird zum Auftakt. Durch den Erhalt des Mutterhauses mit prägnantem Eingangsbau und Glockenturm wird die Identität des Ortes gewahrt.
„HORTUS CONCLUSUS“
Der kraftvolle „Hortus Conclusus“, der die „Neue Mitte“ des Pflege- und Kloster-Campus formuliert, wird mit der modernen Interpretation eines Kreuzgangs umringt. Dieser schafft die Verbindung trockenen Fußes zwischen altem und neuen Baukörpern. Im Klostergarten wird die Anbaukultur alter Klöster zelebriert. Hier finden sich üppige, auf den Jahreszeitenverlauf angepasste Gemüse, Pflanzen und Kräuter. Es entsteht eine ruhige, spirituelle Atmosphäre die zum Entspannen, „in sich gehen“ und Austausch einlädt. Alle Nutzungen orientieren sich zu diesem geschützten Garten.
Der Freibereich des gerontopsychatrischen Pflegehauses befindet sich in Sichtweite, aber dennoch separiert auf einer zweiten Ebene, und beinhaltet einen Jahrezeitengarten, sowie einen Demenzgemüsegarten als Freianlage. Dadurch wird eine natürliche Abgrenzung zu den öffentlichen Anlagen gewährleistet.
ARCHITEKTUR
Die Architektur der Neubauten ist typologisch flexibel ausgebildet, um den Anforderungen einer modernen Pflegenutzung sowie dem Wandel innerhalb des Ordens, gerecht zu werden. Durch gut belichtbare Raumtiefen werden qualitativ hochwertige und flexible Räume generiert.
Alle Zimmer gruppieren sich um großzügige Gemeinschaftsbereiche und grüne Innenhöfe.
LIVABLE CIVITATEM – RENAISSANCE DES MUTTERHAUSES IMMACULATA
Durch die klare städtebauliche Strukturierung wird das bestehende Kloster zu einer funktionalen Einheit ergänzt. Das Kloster, könnte heute zu einem pulsierenden Zentrum des kulturellen und sozialen Lebens werden. Das umgenutzte Mutterhaus bietet Raum für verschiedene Aktivitäten, von kulturellen Veranstaltungen über Bildungsangebote bis hin zu sozialen Dienstleistungen. Clusterwohnangebote für Kulturschaffende und Menschen mit Betreuungsanspruch ergänzen die beiden Nutzungsschwerpunkte. Durch die Einbindung lokaler Gewerbetreibender oder die Organisation von Künstlerinnen kann ein karitativer und kultureller Ort geschaffen werden.
FREIRAUM – ATMOSPHÄREN
Die Strukturierung der Freiräume folgt dem Ziel, unterschiedliche Atmosphären zu schaffen. Diese Abfolge von Stimmungen ergibt eine Vielfalt an Angeboten, um Begegnung, Austausch aber auch „Innehalten“ zu ermöglichen. Aufgegriffen werden dabei klassische Themen einer Klosteranlage, die mit modernen Mitteln umgesetzt werden. Am Eingangsbereich an der Augustinusstraße wird der Baumbestand zu einem Baumtor ergänzt. Eine Rundbank und ein Wasserbecken betonen die Eingangssituation, eine Belags-Intarsie verweist auf den historischen Klosterstandort. Spalierpflanzungen mit integrierten Sitzgelegenheiten begleiten die Klostermauer. Der Quartiersaufakt im Westen mit Baumtor und Fontänenfeld führt in das Herz des neuen Quartiers, zum Klimapark mit seinen geschwungenen Wiesenwegen, Spielmöglichkeiten und Biodiversitäts-Hotspots. Flache Mulden halten das Regenwasser zurück und können hervorragend zum Spielen genutzt werden. In den Nachbarschaftsgärten wird gemeinsam gegärtnert oder, nach getaner Arbeit, in der Hängematte entspannt. Kleine Eingangsplätzchen an den Zugängen der Gebäude schaffen eine gemeinschaftliche und einladende Adresse.
Perspektive, MRA Studio mit Planstatt Senner
Gesamtkonzept, MRA Studio mit Planstatt Senner
Grundriss EG, MRA Studio mit Planstatt Senner
Anerkennung: Prof. Schmitz Architekten GmbH, Köln
Erläuterungstext (Auszug):
Zwei L-förmige Baukörper, die sich nach Südwesten orientieren und ein abschließender Riegel im Norden, nutzen das Grundstück, unter Berücksichtigung der Belichtungsverhältnisse, in seiner Tiefe effizient aus. Durch die Dreiteilung entstehen, sich nach Südwesten öffnende, großzügige Gartenhöfe, die sich mit dem Grünraum in der Nachbarschaft verzahnen.
An den zu den Straßen zugewandten Grundstücksgrenzen werden die Straßenfluchten aufgenommen und der Straßenraum neu gefasst. Durch die Gliederung der Baukörper und den gezielten Vor- und Rücksprüngen reagieren die Gebäude auf die kleinteiligen Strukturen der Umgebung und bilden dabei ihre eigene Adresse.
Drei neue Stadtbausteine bilden mit ihrer städtebaulichen Ausformulierung ein qualitätvolles und eigenständiges Wohnquartier mit großzügigen Freiflächen. Die Höhenstaffelung der Gebäudevolumen und gezielte Vor- und Rücksprünge in den Fassaden bilden eine abwechslungsreiche Silhouette und geben den Gebäuden eine Identität. Die Adresse des Quartiers bildet sich am Herkenbuscher Weg, hier sind farblich abgesetzte und mit rankenden Pflanzen bewachsene Laubengänge angeordnet. Zwischen den Gebäuden befinden sich die Zuwegungen zu den großzügigen Gartenhöfen, welche den Bewohnenden als Nachbarschaftstreff mit Erholungs- und Spielangeboten dienen. Die als 3- 5 Spänner konzipierten Gebäude bieten ein effizientes Erschließungssystem, sodass das Quartier mit seinen ca. 90 Wohneinheiten mit nur 6 Treppenhäusern auskommt.
Der Großteil der Wohnungen orientiert sich zu den Gartenhöfen und wird über zwei Seiten belichtet. Alle Wohneinheiten orientieren sich nach Südosten und Südwesten. Somit ist eine optimale Belichtung, auch in den Wintermonaten, garantiert. Die Wohnungen im Erdgeschoss erhalten private Gartenparzellen. Auf den der Sonne zugewandten Seiten befindet sich vor jedem Gebäude eine filigrane, autarke Skelettstruktur mit den Freibereichen in den Obergeschossen. Eine Fassadenbegrünung mit bodengebundenen Rankpflanzen dient der Verbesserung des Mikroklimas vor Ort. So wird das Raumangebot jeder Wohnung in dem wärmegedämmten, kompakten Baukörper um ein „grünes Zimmer“ im Außenbereich erweitert. Unterschiedlich proportionierte Lufträume und versetzte Terrassen prägen das Bild einer lebendigen und abwechslungsreichen Fassade auf den Sonnenseiten.
Die neue Wohnbebauung soll einen großzügigen und wertigen Eindruck vermitteln. Eine langlebige Ziegelfassade in Form von Klinkerriemchen in hellen Farbtönen soll den Gebäuden diesen Charakter verleihen. Einzelne zurückgesetzte Bereiche wie die gestaffelten 3. Obergeschosse werden in Putz ausgebildet, um die steinerne Silhouette zu betonen. Besonders betont werden die Rücksprünge der Laubengänge am Herkenbuscher Weg und die Rücksprünge im Gelenk der Lförmigen Gebäude bzw. des Riegels im nördlichen Bereich des Grundstücks. Hier könnten, durch einen Farbwechsel, Ziegelsteine für die Fassadenbekleidung der zuvor abgebrochenen Gebäude wiederverwendet werden. Das „Grüne Zimmer“ bildet vor den steinernen Fassaden eine filigrane und mit Pflanzen berankte Metallkonstruktion an den mit Sonne beschienenen Seiten. Große, dreifach verglaste Holzfenster strukturieren die Fassaden und garantieren eine großzügige Belichtung der dahinterliegenden Wohnräume.
Anerkennung: fsp architekten Feldkamp Sokolowski PartGmbB, Grevenbroich
Erläuterungstext (Auszug):
Der Entwurf verfolgt ein in drei Bauabschnitten zu realisierendes Konzept, das nach der letzten Ausbaustufe insgesamt 89 Wohneinheiten, aufgeteilt in fünf Punkthäusern, vorsieht. Die polygonale Grundform der Baukörper liefert ein hohes Potential hinsichtlich der städtebaulichen Gestaltung. So werden die vorhandenen Raumkanten entlang der Straßen fortgeführt, während sich im Innern des Quartiers entlang einer neu entstandenen Achse differenziert gestaltete Räume mit hohen Aufenthaltsqualitäten durch das Gebäudeensemble führen. Die Bebauung schließt somit in einer gelockerten Bauweise den vorhandenen Straßenblock. Zwei Quartiersplätze in den Kreuzungspunkten des nur für Anlieferung und Müllabfuhr genutzten Wegenetzes bilden die Kommunikationszentren der Magistrale, die von pflegeleichten Staudenbeeten begleitet wird und zwischen Frühjahr und Herbst die blühende Natur erlebbar macht.
Jedes Haus besteht aus drei Vollgeschossen, einem Untergeschoss und einem Dachgeschoss, dessen Dach ein flach geneigtes Satteldach mit einem diagonal verlaufenden First bildet. Die Treppenhauskerne sind innenliegend angeordnet. Großzügige Verglasungen im Erd- und Dachgeschoss transportieren viel Tageslicht über luftige Treppenaugen auf allen Ebenen. Trotz des zentralen Treppenhauses ist keine der Wohnungen ausschließlich von Norden natürlich belichtet.
Das Konzept sieht eine Hybridbauweise vor, um Ressourcen zu sparen und den Bauablauf zu optimieren. So wird ein Stahlbetonskelett aus Fertigteilen erstellt, mit dem Treppenhauskern sowie den Decken aus Stahlbeton. Das Erdgeschoss wird als „Sockel“ ausgebildet und in konventioneller Bauweise ausgefacht, wobei die Fassade die Vormauerziegel der bestehenden Gebäude wiederverwendet. Diese Geste transportiert über den nüchternen Nachhaltigkeitsgedanken hinaus auch den Genius Loci: Der Ziegelstein als Baumaterial ist eng mit der Region verbunden, und die derzeit vorhandenen und zurückzubauenden Gebäude haben eine hohe Qualität und sind letztendlich auch Zeugnis ihrer Zeit. Die Wiederverwendung des Materials in der Fassade macht die Geschichte spürbar. Alle sonstigen Außenwände werden als vormontierte Brettschichtholzwände geliefert und montiert und mit einer hinterlüfteten Vorhangfassade aus großformatigen Platten aus der Farbfamilie des wiederverwendeten Klinkers versehen. Die Dächer erhalten eine Dachbegrünung inkl. Photovoltaikmodulen auf den dafür geeigneten Flächen.