Osnabrück – Ledenhof / Neuer Graben
Das Planungsareal des freiraumplanerischen Wettbewerbs „Ledenhof / Neuer Graben“ umfasst eine Fläche von ca. 2 ha im Zentrum der niedersächsischen Großstadt Osnabrück. Da das Gebiet wichtige Anknüpfungspunkte und Wegebeziehungen der Innenstadt aufgreift, war eine umfassende Betrachtung der Umgebung im Hinblick auf übergeordnete Verbindungsachsen in der Bearbeitung zu berücksichtigen. Der Adelshof Ledenhof, der in dem Geltungsbereich integriert ist, stellt eines der bedeutensten Bauwerke der Stadt Osnabrück dar und besteht aus dem Hauptgebäude (Palas) mit einem Treppenturm und dem wesentlich älteren, höheren Steinwerk. Die den Ledenhof umgebenen Freiflächen sollten barrierefrei ausgestaltet werden. Die zentrale innerstädtische Lage des Plangebiets hebt die Bedeutung des von der Stadt Osnabrück ausgelobten, freiraumplanerischen Wettbewerbs hervor: der Platzbereich Ledenhof stellt einen Ankerpunkt für die Naherholung und die soziale Interaktion des Stadtgefüges dar. Auch die unmittelbare Nähe zum Schloss Osnabrück und dem dazugehörigen Schlossgarten spricht für die Bedeutung des Standorts. Insbesondere die Nutzung des Platzes Ledenhof soll von diversen Nutzergruppen gestärkt werden, damit der Raum weiterhin als ein lebendiger und attraktiver Standort bestehen bleibt. Die zwischen dem Ledenhof und dem südlich gelegenen Schloss verlaufende Straße Neuer Graben wirkt wie eine Zäsur und trennt die beiden Ankerflächen nicht nur räumlich, sondern auch funktional voneinander.
Vor dem Hintergrund des hohen Anteils an denkmalgeschützten und historischen Bezügen zur unmittelbaren Umgebung war ein adäquater Umgang mit der aktuellen Situation gefragt. Aufgrund der bestehenden Planung, den Neumarkt zukünftig autofrei zu gestalten, und der Tatsache, dass der Ledenhof von einer Tiefgarage unterbaut ist, waren neben den freiraumplanerischen Aspekten auch verkehrsplanerische Themen von Bedeutung für diesen Wettbewerb.
Hier finden Sie die Dokumentation zum Verfahren: Dokumentation Osnabrück Ledenhof
1. Preis bbz landschaftsarchitekten berlin gmbh, Berlin mit OPB Obermeyer Planen + Beraten, München
Ziel der neuen Gestaltung ist eine übersichtliche Platzfläche ohne Barrieren herzustellen und die Aufenthaltsqualität deutlich zu erhöhen. Der Platz soll seine Verbindungs- und Verteilfunktion voll entfalten und für Feste- und Veranstaltungen dienen. Hierzu wird im Bereich des tiefen Platzniveaus das Gelände nivelliert, um eine ebene Platzfläche zu generieren. Da somit auch die Hochbeete im westlichen Bereich ihre gestalterische Notwendigkeit verlieren, werden diese inklusive Bestandsplatanen zu Gunsten eines neuen und vitalen Gehölzbestandes zurückgebaut. Durch die Geländenivellierung werden die Hochbeete obsolet und die neuen Bäume finden ausreichend Wurzelraum über der Tiefgarage.
Im nördlichen Bereich des Ledenhof am Haus Ledenhof gibt es künftig großzügige Flächen für Außengastronomie. Diese trägt so zur Belebung der Platzfläche positiv bei.
Die Straße Neuer Graben wird in Ihrer Lage näher am Ledenhof geführt. Hierdurch und durch die Verschmälerung des Querschnittes entsteht ein Vorplatz vor dem Schloss, der Raum schafft und die Zugangssituation betont. Langbänke gliedern und betonen den Vorplatz zusätzlich und schaffen Aufenthaltsqualität. Im Regelquerschnitt erhält der Neuer Graben eine Grünraumgestaltung als Lindenallee.
Eine neue robuste, einfache und gleichzeitig hochwertige Gestaltung verleiht der Platzfläche eine hohe Aufenthaltsqualität.
Zu Rast und Aufenthalt laden unter den neuen und locker gepflanzten, hoch aufgeasteten, schirmförmigen Gleditschien auf der Platzfläche große Sitzelemente aus Holz mit teilweise ausgebildeter Rückenlehne ein. Sie sind den Baumstandorten zugeordnet, um im heißen Sommer im lichten Schatten der Bäume zu sitzen und im Winter dem „Eiszauber“ den entsprechenden Platzbedarf zu gewährleisten
Lageplan, bbz landschaftsarchitekten
Perspektive 01, bbz landschaftsarchitekten
Perspektive 02, bbz landschaftsarchitekten
2. Preis Hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH, Bonn mit ZECH-ON Beratende Ingenieure, Berlin
Die Idee des Entwurfes beruht darauf, eine klare Ordnung und dem Platzgefüge eine charakeristische, neue Identität einzuschreiben, unter besonderer Berücksichtigung des wertvollen Baumbestandes. So werden drei hochwertige, funktional unterschiedliche Platzintarsien herausgearbeitet. Durch die klare Gliederung mit den drei Platzintarsien, die in eine materialeinheitliche Grundfläche eingebettet sind, werden auch die Wegebeziehungen auf dem Platz und in die umgebenden Räume geklärt, als auch die Lesbarkeit des Stadtraumes verbessert.
Als ruhiges Grundgewebe für das Platzgefüge dient eine materialeinheitliche Fläche aus dem bereits lokal verwendeten rötlichen Kleinsteinpflaster. Diese Grundfläche dient auch als barrierefreie Erschließungsfläche, indem sie unaufgeregt zwischen den Bestandshöhen vermittelt, während die Einfassungen der drei Platzintarsien gezielt das Thema Topografie aufnehmen und durch umlaufende Sitzmauern Höhenunterschiede ausgleichen oder inszenieren.
Der Bereich um den Ledenhof wird zu einer neuen Garteninsel entwickelt, der die historischen Gebäude in den Mittelpunkt stellt. Dabei wird ein grüner Rahmen aus Stauden und Wiesen um die Gebäude gelegt.
Der Ledenhofplatz wird zur multifunktionalen Platzfläche und zum zentralen Treff- und Sammelpunkt. Hier können Veranstaltungen wie Eiszauber und Markt stattfinden. Eine Sitzstufenanlage mit zentraler Treppe – die Schlossfreiheit – lädt, ausgerichtet zum Schlossportal, zum Verweilen ein.
Lageplan, Hutterreimann Landschaftsarchitektur
Perpektive 01, Hutterreimann Landschaftsarchitektur
Perspektive 02, Hutterreimann Landschaftsarchitektur
3. Preis RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitektur, Bonn mit Lindschulte Ingenieurgesellschaft, Düsseldorf
Der Entwurfsansatz basiert auf dem Leitgedanken, dass umliegende Schloss und seinen Park in ein einheitliches Gesamtkonzept zu integrieren. Dafür wird die verschachtelte und nicht barrierefreie Freifläche in ihrer bisherigen Form aufgelöst und die verkehrliche Trennung von Schloss und Ledenhof beseitigt.
Zukünftig prägt ein großzügiger und offener Platzbereich das Plangebiet. Dieser nimmt die klassische Formensprache des einzigartigen Schlossgartens auf und leitet als zentrales öffentliches Gelenk über in den besonderen Kontext des Ledenhofes und St. Katharinen.
Die neuen Freiräume können durch die klare und offene Ausgestaltung mit Leichtigkeit alle gewünschten Funktionen für breite Alters- und Nutzergruppen bereitstellen. Erlebbar sind jetzt Blickbeziehungen, die das besondere Umfeld hervorheben und das subjektive Sicherheitsempfinden stärken. Selbstverständlich sind zukünftig alle verkehrsberuhigten Bereiche barrierefrei ausgeführt.
Die Baumstandorte zu beiden Seiten des Platzbereiches können in weiten Teilen erhalten werden. Sie werden integriert in ein attraktives Beetsystem, dass von umlaufenden Sitzbänken eingefasst wird. Diesen nehmen sich besonders im Umfeld des Ledenhofes in ihrer Gestaltung gezielt zurück, zugunsten einer Stärkung des historischen Kontextes.
Als zusätzliches Highlight zur Belebung des Platzes wird im südöstlichen Platzbereich ein kleiner Cafépavillon verortet. In diesem ist auch der zu erhaltende Notausgang für die Tiefgarage eingebunden.