Dormagen – Teilquartier Horrem
Das Teil-Quartier Dormagen-Horrem umfasst ca. 2.000 Wohnungen der Baugenossenschaft Dormagen. Der Charakter des Gebietes wird heute vor allem durch große Baustrukturen aus den 1960er und 1970er Jahren geprägt. Die damals moderne bauliche Struktur und Lage im stadträumlichen Kontext führte mit der Zeit zu einer sozialen und räumlichen Abgrenzung des Gebietes vom Rest der Stadt. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, soll die Funktion des Quartiers für die Zukunft gesichert und gestärkt werden. Im Zuge dessen lobte die Baugenossenschaft Dormagen in Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt der Stadt Dormagen für ihre Flächen im Quartier einen städtebaulichen und freiraumplanerischen Ideen- und Realisierungswettbewerb aus.
Das Ziel des Wettbewerbs war die Anpassung der in die Jahre gekommenen städtebaulichen Strukturen an die veränderten Anforderungen von Wohnqualität und Wohnumfeld. Der Rückbau von Gebäudestrukturen mit hohen Sanierungsrückständen ermöglichte eine städtebauliche und landschaftsplanerische Neuordnung des Gebietes, bei der vor allem auch die funktionellen Anforderungen der Bewohner an den Wohn- und Freiraum sowie die Versorgung berücksichtigt werden mussten.
Entstehen sollte ein durchgrüntes, klimaangepasstes, energieeffizientes und sozial gemischtes Wohngebiet für unterschiedliche Zielgruppen. Dabei sollte der Schwerpunkt auf vielfältigen mehrgeschossigen Wohnungsbau und die Integration von unterschiedlichen Wohnformen gelegt sowie freiräumliche und baustrukturelle Anknüpfungspunkte an den Bestand berücksichtigt werden. Um die Identität des Ortes zu wahren, sollten identitätsstiftende Merkmale aus dem Bestand aufgenommen und eigenständige, dem Ort und seiner Umgebung angemessene, städtebauliche Strukturen weiterentwickelt werden. Von besonderer Bedeutung war auch die Entstehung von Begegnungsräumen, sowohl innerhalb von Gemeinschaftsräumen als auch im Freiraum.
Hier finden Sie die Dokumentation zum Verfahren: Dokumentation Dormagen Horrem
1. Preis Thomas Schüler Architekten Stadtplaner, Düsseldorf
Das vorhandene Erschließungsnetz bildet die Grundlage für ein hierarchisch strukturiertes System von Wegen und Straßen, die zusammen mit der kleinkörnigen Parzellierung dem Quartier eine maximale Anpassungsfähigkeit für die Zukunft ermöglicht. Das neue Quartier zeigt wie eine hohe Lebensqualität mit einer positiven Auswirkung auf die natürliche Umwelt verknüpft werden kann. Dabei stehen die Flächen für Wasserhaltung in Mulden und die bepflanzten, schattigen Zonen im Vordergrund, da sie Lebensraum für Tiere bieten und durch die Verdunstungskälte das Stadtklima verbessern. Eine Vielzahl von gemeinschaftlich nutzbaren Flächen mit hoher Aufenthaltsqualität wirkt positiv auf das soziale Miteinander.
Das Konzept schafft einen familienfreundlichen naturbezogenen Stadtteil, der über eine hohe Freiraumqualität, Gemeinschaft, Identität und Kommunikation fördert und somit die Voraussetzung für eine hohe Wohn- und Lebensqualität schafft und darüber hinaus als CO2-neutrales Stadtquartier eine Vorbildfunktion darstellt kann.
2. Preis Octagon Architekturkollektiv, Leipzig
Das vorgeschlagene Entwurfskonzept basiert auf einer behutsamen Ergänzung der vorhandenen Baustrukturen und einer klaren Zuordnung und Hierarchisierung der Freiräume im Quartier. Die offene Bebauung wird zu einer gefassten Hofstruktur weiterentwickelt, die eine klare Abstufung von privaten und öffentlichen Freiräumen gewährleistet und gleichzeitig eine Antwort auf die Lärmproblematik des Areals bietet. Mit dem Ziel einer sensiblen Integration, werden Fluchten, Proportionen und Dichte des neuen Quartiers behutsam aus der Bestandstruktur abgeleitet.
Zur Qualifizierung der Verkehrsflächen wird ein zentraler „Loop“ zur Haupterschließung und inneren Orientierung im Quartier vorgeschlagen. Dieser Loop begegnet der Durchfahrtsproblematik im Quartier und bündelt die Mobilitätsangebote zu einem urbanen Anker mit Dienstleistungs-und Sozialangeboten.
Lageplan, Octagon Architekturkollektiv
Perspektive, Octagon Architekturkollektiv
Vogelflugperspektive, Octagon Architekturkollektiv
3. Preis Reicher Haase Assoziierte, Aachen
Die Grundidee des Entwurfes basiert auf der Ausweitung des Ringsystems von der Weilerstraße auf die Buchenstraße. Durch diese Verlagerung kann die Weilerstraße ohne Durchgangsverkehr geführt werden, was die Ausweitung des Bürgerparks und die Schaffung einer grünen Mitte ermöglicht.
Ein Großteil des motorisierten Verkehrs wird entlang des Rings in Quartiershubs abgefangen und die Wohnquartiere so verkehrlich entlastet. Die durchgrünten Stichstraßen, die an den Ring anschließen, orientieren sich am bestehenden Verkehrssystem und unterteilen das Gebiet in unterschiedliche Nachbarschaften. Diese Nachbarschaften weisen aufgrund verschiedener Bebauungs- und Freiraumtypologien eigene Charaktere auf und fördern die Identifikation mit dem Ort, Nutzervielfalt und Begegnung. Durch die feingliedrigen Wegeverbindungen und grünen sowie urbanen Trittsteine in Form von Plätzen verschiedener Hierarchien, werden sowohl die Nachbarschaften als auch die Bebauung mit dem Freiraum verbunden. Des Weiteren wird der außerhalb des Plangebietes gelegene Sportpark durch die durchlässige Bebauungsstruktur nördlich des Bürgerparks und über den neuen Entréeplatz angebunden. Um das gesamte Plangebiet legt sich ein schützender Grünsaum, der im Westen und Osten zum multifunktionalen Freizeitband ausgebildet und südlich der Knechtstedener Straße erweitert wird. Anstatt einer toten Gebäuderückseite zur Autobahn entsteht so ein attraktiver Freizeitbereich, der das vielfältige Angebot an Freiflächen abrundet.