SCHORNDORF – QUARTIER DER GENERATIONEN
Kurze Wege, gute Lebensqualität und ein hohes Gemeinschaftsgefühl sollten im neuen Quartier durch gemeinschaftlich genutzten Wohnraum, wie auch durch die Kombination von öffentlichen Räumen und vielfältigen Angeboten der Nahversorgung, Bildung, Freizeit und Kultur entstehen. Die Vorhabenträger*innen setzten konsequent auf ressourcenschonende und emissionsarme Energie- und Materialkonzepte. Das Areal sollte mit wenig Autoverkehr und einem Schwerpunkt auf öffentlichen Nahverkehr sowie mit Räumen für Sharing-Angebote und Belieferung gestaltet werden.
Die Stadt Schorndorf und die IBA’27 haben den gemeinsamen Willen zu einem nachhaltig wertschätzenden Umgang mit Materialien, Räumen und sozialen Beziehungen. Gemeinsam mit den Projektträger*innen will die IBA’27 daher resiliente Gebäude, Strukturen, Prozesse und Formate entwickeln. Diese sollen in verschiedenen möglichen zukünftigen Welten und in verschiedenen Szenarien funktionieren.
1. Preis: Schürmann + Witry, Zürich mit Miriam Stümpfl, Architektin und Stadtplanerin, Zürich und Wolfgang Blank, Stuttgart
Erläuterungstext (Auszug)
Urbanität und Natur: 100% Nutzfläche
„Rems Gässle Schorndorf“: der Arbeitstitel beschreibt den Charakter des neu entstehenden Ortes. Es soll ein vielschichtiges Quartier entstehen, das durch eine feine Gliederung in diversifizierte Baukörper spannungsvolle Raumabfolgen entstehen läßt, die in Ihrer räumlichen Dramaturgie an alte gewachsene Städte denken lassen. Differenzierte Freiräume schaffen Identität und Nutzungsvielfalt, sowie Grünräume im urbanen Quartier. Unterschiedliche Bautypologien mit einfachen, flexibel nutzbaren Strukturen ermöglichen eine vielseitige Aneignung durch zukünftige Bewohner:innen und versprechen eine nutzungsdurchmischte Nachbarschaft. Die Integration von grün-blauer Infrastruktur und von Wasserkreisläufen im Quartier leisten einen wichtigen Beitrag für Klima- und Naturschutz und sind modellhaft für die zukünftige Entwicklung der Vorstadt.
Identitätsträger Wasser
Mit dem Ziel den „Erlebnisraum Rems + Mühlbach“ zu schaffen wird das bislang unzugängliche Remsufer und der nicht wahrnehmbare Mühlbach für die Vorstadt und die gesamte Stadt Schorndorf aktiviert. Die entstehenden Räume sind sowohl als Naturraum erlebbar als auch als Raum für kulturelle Veranstaltungen nutzbar. Die „Rems-Tribünen“ mit der östlichen Freiluftbühne und dem westlichen Abenteuerspielplatz wirken identitätsstiftend weit über das Quartier hinaus und ziehen Besucher aus der gesamten Stadt an. Die grüne Allmende entlang des Flussraums bietet Platz für Austausch und Erholung.
Suffizienz trifft auf Energie-Gewinnung: Ein Quartier als Kraftwerk
Die Energieerzeugung und -speicherung prägt den Charakter des Quartiers und ist sichtbar im Quartier und im Gebäude. Die Energiegewinnung erfolgt mit breiter Diversität, um auf die wechselnden Anforderungen und Rahmenbedingungen zu reagieren. Die Stromerzeugung erfolgt über Photovoltaik-Module, die mit unterschiedlicher Ausrichtung verteilt sind, um eine intensive Nutzung der Sonne über den Tages- und Jahresverlauf zu ermöglichen. Der Energieüberschuss im Sommer wird in Wasserspeichern und dem Erdreich (Erdsondenfelder) für den Winter gespeichert und bei Bedarf mittels Wärmepumpen nutzbar gemacht. Im Sommer dienen die Erdsondenfelder als Kältequelle für empfindliche Nutzungen wie z.B. dem Pflegehaus. Die Gebäude werden in leichter Bauweise aus nachwachsenden und recycelbaren Rohstoffen erstellt und sind zukunftsfähige, minimalinvasive Bauten mit geringem Material- und Energieverbrauch. Durch die Grundrissorganisation kann auf aufwendige und energieintensive Gebäudetechnik, wie Lüftungssysteme wird in den Wohnbauten verzichtet werden.
Resilienz: Nichts währt für immer!
Nutzung: Die Gebäude der vorgeschlagenen Bebauungstypologien verstehen sich als robuste Strukturen, welche wie ein Regalsystem unterschiedliche Nutzungen aufnehmen und auf zukünftig wechselnde Bedürfnisse der Nutzer:innenschaft reagieren können. Boden: Auf eine Versiegelung und auf Untergeschosse wird komplett verzichtet, die Fundamente erfolgen punktuell. Am Ende Ihres Lebenszyklus können die Gebäude rückgebaut werden und das Grundstück in gesundem Zustand einem neuen Zweck überführt werden.
Mobilität: Das Mobilitätshub an der Paulinenstraße ermöglicht ein autofreies Quartier und bietet Parkmöglichkeiten für den motorisierten Individualverkehr, stellt Car-Sharing-Flotten und eMobilitäts- Ladeinfrastrukturen bereit. Die Nähe zu Öffentlichen Verkehrsmitteln wird genutzt und Individualverkehr wird geteilt.
Freiräume: Während die nördliche, die Rems flankierende Bebauung als urbane Abfolge von eher hohen Baukörpern und urbanen Plätzen ausformuliert wird, bindet sich die südliche, eher kleinteilige und niedrige Bebauung an die Bebauungsstruktur der Schorndorfer Vorstadt an. Durchgängige Fuß und Radwege machen die abwechslungsreichen Räume des Quartiers erlebbar: Diese variieren von eher großen Plätzen und Straßen zu kleineren „Gassen“ mit treffpunktartigen Aufweitungen. Das Prinzip der Gassen- und Hofräume bietet intimere Bewegungsräume mit Rückzugsmöglichkeiten, ohne sich gänzlich nach außen abzuschotten. Gemeinschaftlich genutzte Grünräume entlang der Arealgrenze und die begrünten und nutzbaren Dächer schaffen differenzierte Freiräume auf verschiedenen Ebenen. (Auszug aus dem Erläuterungstext)
Erdgeschossplan, Schürmann+Witry
Perspektive-Platz, Schürmann+Witry
Lageplan, Schürmann+Witry
Axonometrie-Nutzungen, Schürmann+Witry
2. Preis: Octagon Architekturkollektiv, Leipzig mit Studio futura, Berlin
Übergeordnetes Leitbild
Der Entwurf baut sich aus den Qualitäten des Ortes auf und verbindet das Areal selbstverständlich mit dem Fluss Rems und den umliegenden Nachbarschaften. Die Morphologie des Flusses und seine Uferform werden als Gliederung des Quartiers genutzt und zusammen mit den Grünräumen, Wegeverbindungen und der angrenzenden Bebauung zu einem identifikativen Uferquartier weiterentwickelt. Der Entwurf gliedert sich in drei kompakte Baufelder, die sich sensibel und rücksichtsvoll mit dem Fluss verzahnen und sich jeweils unterschiedlich zu ihrer Umgebung orientieren (Uferzentrum, Produktiver Werkhof, Grüner Generationenhof). Die Freiräume passen sich den Nutzungen der einzelnen Höfe an und sind durch Wegestrukturen im Quartier miteinander verknüpft. Dadurch gelingt eine allseitig integrierte Quartiersentwicklung über die Grenzen des Wettbewerbsgebietes hinaus, es entsteht das Uferquartier Schorndorf. Den urbanen Baufeldern steht eine großzügig renaturierte Flussaue mit grünem Quartierstreff (Retensionsplaza) gegenüber. Das Ufer wird dabei bewusst als Ort der Biodiversität und Klimaresilienz verstanden und bildet mit erlebbarem Hochwasserschutz und natürlicher Wasserfilterung einen innovativen Treffpunkt an der Rems.
(Auszug aus dem Erläuterungstext)
3. Preis: ARP Architektenpartnerschaft, Stuttgart
Im Zuge der Remstalgartenschau wurde ein ganzer Landschaftsraum in Szene gesetzt und durch zahlreiche Maßnahmen aufgewertet. Diese Konzeption kann mit der Konversion des ehemaligen Bauhof-Areals fortgeführt und gestärkt werden. Der ehemalige Bauhof stellt mit seiner fehlenden öffentlichen Durchwegung und der vorhandenen vollflächigen Versiegelung eine städtebauliche Barriere dar. Die Neubebauung des ehemaligen Bauhofareals schafft die Möglichkeit für ein eng mit der Rems verknüpftes und durchgrüntes Quartier.
Es soll ein lebendiges, gemischtes Stadtquartier mit eigenem Charakter entstehen. Flächen für Wohnen, Arbeiten, für kulturelle und soziale Einrichtungen sowie für Gastronomie bieten Möglichkeiten für eine bunte Mischung unterschiedlicher Funktionen und unterschiedlicher Nutzer- und Altersgruppen im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung.
KONZEPTIDEE
Mit dem Ziel die Daimlerstadt Schorndorf als Erfinderstadt auch in Zukunft zu prägen soll mit der städtebaulichen Entwicklung eines „Kreativquartiers“ auf dem Gelände des ehemaligen Bauhofes ein Lebensort geschaffen werden, der die Funktionen Wohnen, Arbeiten, Versorgung, Bildung, Erholung und das Thema Mobilität auf kurzen Wegen miteinander verbindet und ein lebenswertes kreatives Wohn- und Arbeitsumfeld ermöglicht.
Durch das bewusste Abrücken der neuen Siedlungskante gegenüber der Rems entsteht ein neuer Freiraum der als „Remspark“ die bereits im Rahmen der Remstalgartenschau entlang der Rems geschaffenen Spiel- und Aufenthaltsbereiche ergänzt und dabei den Remstalradweg in das Freiraumkonzept integriert. Die Wegeverbindungen entlang des Grünen Bands im Norden und diagonal durch das neue Quartier ergänzen das bestehende Wegenetz und verknüpfen die Bebauung westlich der Paulinenstraße mit dem Stadtgebiet entlang der Vorstadtstraße.
Innerhalb der heterogenen Bestandsbebauung der Schorndorfer „Vorstadt“ soll ein unverwechselbares Modellquartier mit eigener Identität entstehen. Die Höhenentwicklung der Gebäude orientiert sich überwiegend an der direkten Umgebungsbebauung. Der westliche Quartierseingang wird direkt an der Rems mit einem Hochpunkt markiert. Durch die Setzung der Bausteine entsteht ein urbanes, vielschichtiges Quartier mit spannungsvollen Raumbezügen. Unter dem Gedanken der wirtschaftlichen Schaffung von kostengünstigem Wohnraum sind die Gebäude des Quartiers als einfache Baukörper und Mehrspänner-Typen geplant, die wechselhaft orientiert mal mit Fassadenversprüngen, mal mit vorgestellten und begrünten Balkonelementen differenziert gestaltet werden.
(Auszug aus dem Erläuterungstext)