Würselen – Singer Areal

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Für das sogenannte Singer Areal in Würselen sind in den letzten Jahren bereits viele Ideen entwickelt und diskutiert worden. Die Diskussionen haben aufgezeigt, wie komplex die Aufgabenstellung ist und wie viele unterschiedliche Sichtweisen es gibt. Im Rahmen des qualitätssichernden Planungsverfahrens konnte nun durch die Entwicklung verschiedener Varianten die beste Lösung für eine nachhaltige Stadtentwicklung auf dem ehemaligen Singer-Gelände gefunden werden.

Das Plangebiet stellt mit seiner innerstädtischen Lage eine Potenzialfläche zur Entwicklung eines Wohnquartiers mit urbanem Charakter dar. Die Fläche soll zukünftig dem vorhandenen Wohnraumbedarf unterschiedlicher Zielgruppen gerecht werden. Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Kalkhaldenpark und der angrenzenden größtenteils Wohnbebauung stand zudem die Qualität des Freiraums im Vordergrund.

1. Rang | Molestina Architekten und Stadtplaner, Köln mit Atelier le balto, Berlin

[Auszug Erläuterungsbericht]

[…] Wir erkennen die hohe Attraktivität dieses Standortes an und unterstützen sie mit einer lockeren Bebauungsstruktur. Dieser Entwurfsansatz respektiert die Attraktivität des Geländes und inszeniert es als parkähnlichen Raum durch behutsame Wegeführung, Bepflanzung und Terrassierung. Ein wichtiges Anliegen dabei ist, dass die Bewohner die neue Bebauung niederschwellig durchqueren, in den Naturraum eintreten können und somit als Fortsetzung des Naturraumes der Halde verstehen: Der Haldenpark kommt an die Straße! […]

Bautypologie | Die Hauptbaufelder reagieren mit unterschiedlichen Bautypologien auf die verschiedenen Nachbarschaftsbeziehungen: im Osten schließen die Gärten der Stadthäuser an die Grünflächen der Nachbarbauten an. Nach Süden hin ist eine maßvolle Wohnbebauung vorgesehen, die eine Kombination aus Stadthäusern und MFH darstellt und die zurückhaltende Maßstäblichkeit der Häuser an der Bahnhofstraße aufnimmt. Nach Westen ist ebenfalls eine aufgelockerte Bebauung vorgesehen, die den Belangen der angrenzenden Nachbarn (z.B. keine durchgehende geschlossene Baufront) Rechnung trägt.

An der Kaiserstraße markiert ein höherer Baukörper die Einmündung der neuen Erschließungsachse nach Osten. Entlang dieses Weges erstreckt sich eine 3- bis 4-geschossige Bebauung mit Gewerbeeinheiten und Stadthäusern, um dem Übergang zur Wohnbebauung und der Qualität eines gemischten, urbanen Quartiers zu entsprechen.

Zum Quartiersplatz hin sind im Erdgeschoss neben gastronomischen Angeboten Nutzungen für den Gemeinbedarf sowie moderne Büroformate wie Co-Working-Spaces oder Gewerbelofts vorhanden. […]

Landschaftsbild | Inspiriert vom nördlich gelegenen Kalkhaldenpark, soll die Landschaft des neuen Wohnareals die neuen Häuser mit einer Park-Atmosphäre ummanteln. Direkt am Fuß der Kalkhalde entsteht eine Art Promenade am Fuß der Halde zwischen „Stadt“ und „Natur“. Die hohen Bäume, Birken, Erlen und Weiden, wachsen in den mit Gräsern bepflanzten tiefer gelegenen Flächen zwischen den Häusern. Sie eignen sich für das Sammeln des Regenwassers von den Dächern, auch bei starken Regenereignissen.

Perspektive, Molestina Architekten und Stadtplaner, Köln mit Atelier le balto, Berlin

Lageplan, Molestina Architekten und Stadtplaner, Köln mit Atelier le balto, Berlin

Leitidee, Molestina Architekten und Stadtplaner, Köln mit Atelier le balto, Berlin

Axonometrie, Molestina Architekten und Stadtplaner, Köln mit Atelier le balto, Berlin

2. Rang | zanderroth, Berlin mit friedburg & Co., Berlin

[Auszug Erläuterungsbericht]

Ein Quartier für die Zukunft | Würselen ist eigenständig und lebendig, trotz und auch wegen der Nähe zur Großen Stadt Aachen. Das Singer-Areal kann die Qualität der Kleinen Stadt stärken und das bedeutet: Mehr Platz drinnen und draußen, kurze Wege, Verkehr wo nötig, mehr Grün und vor allem Nachbarschaft.

Grundstück | Die Kalkhalde ist ein wertvoller Grünraum als Biotop mit Erholungswert und deswegen und wegen der Schadstoffproblematik unbebaubar. Die Kaiserstraße ist das Rückgrat Würselens: Hauptgeschäftsstraße, städtischer Raum und Vernetzung aller wichtigen Gebäude und Bereiche Würselens. Das Singerareal nutzt beides: Den Ort zum Wohnen mit großer Freiraumqualität und die innerstädtische Lage mit allem, was man braucht. Andersherum: Würselens Freiräume werden qualifiziert und die Kaiserstraße mit neuen Angeboten und Nachfragenden gestärkt.

Maßstab | Der Würselener Maßstab gibt die lokal-verträgliche Baudichte vor:  3 bis 4+ Geschosse mit einer klaren Orientierung zur Straße ohne immer gleich zu sein. Es gibt Vor- und Rücksprünge in Höhe und Tiefe; die Vielfalt Würselens.

Grüne Infrastruktur für Würselen | Die bislang mäßig geliebte und unzugängliche Kalkhalde wird zum innerstädtischen Park. Der an ihrem Fuße gelegene Singerplatz ist der perfekte Mittler und Anziehungspunkt über Kalkhaldengasse und Straße an der Kalkhalde zwischen Stadt und Grün. Vielfältige Angebote für Jüngere und Ältere ergeben einen aktiven grünen Platz: Sport, Spiel, Erholung mit Rutsche und Tribüne. Minimal-invasive Interventionen machen die Kalkhalde auch in der Fläche nutz- und erlebbar. Die Nähmaschine macht die Kalkhalde sichtbar (direkt von der Kaiserstraße aus) und über Treppen und Aufzug niedrigschwellig zugänglich. Sie bietet Aussicht bis nach Aachen und ist Startpunkt der längsten Rutsche Würselens.

Gemeinschaftsorientierter Städtebau | Die neue Quartiersstraße mit Werkstatt, Co-Working, Gemeinschaftsküche, Nachbarschaftstreff und weiteren (konsumfreien) Angeboten in der Erdgeschosszone bildet mit dem Singerplatz mit seinen Angeboten das Herz des Quartiers: viel Platz für nachbarschaftlichen Austausch aller Generationen… Begegnung mit und zwischen allen Würselenern und Würselenerinnen. […]

Perspektive, zanderroth, Berlin mit friedburg & Co., Berlin

Lageplan, zanderroth, Berlin mit friedburg & Co., Berlin

Leitidee, zanderroth, Berlin mit friedburg & Co., Berlin

Vogelperspektive, zanderroth, Berlin mit friedburg & Co., Berlin

3. Rang | pbs Architekten, Aachen mit 3Plus Freiraumplaner, Aachen

[Auszug Erläuterungsbericht]

Leitidee | Die Nachnutzung der ehemaligen innerstädtischen Produktionsflächen an der Kalkhalde setzt die vorhandenen Bebauungsstrukturen konsistent fort und reagiert mit einem Nutzungsmix aus Wohnen und Gewerbe an den richtigen Stellen auf die Nachbarschaft. Der zentrale Quartiersplatz öffnet das Areal für alle Würselener und bindet die Grünfläche der Kalkhalde selbstverständlich in die Innenstadtstruktur ein.

So entsteht im Herzen der Stadt ein überzeugendes Quartier, das vorhandene Potentiale schöpft und die existierenden Strukturen an den entscheidenden Stellen behutsam in geeignetem Maßstab repariert.

Städtebauliches Konzept | Die geplante Bebauung setzt vorhandene Strukturen im Sinne einer Blockbildung fort und ist grundsätzlich IV-geschossig zzgl. Staffelgeschoss geplant. An den Übergängen zur vorhandenen Bebauung der Bahnhofstraße passen sich die geplanten Baukörper durch die Reduktion ihrer Geschossigkeit an.

Drei VI-geschossige Hochpunkte der Bebauung unterstreichen die Bedeutung des Quartiersplatzes sowie den Zugang an der Bahnhofstraße. Am Kreuzungspunkt der öffentlich nutzbaren Hauptwege entsteht ein großzügiger Quartiersplatz, der der gesamten Öffentlichkeit zugänglich ist und mit geeigneten öffentlichen Nutzungen und einem Sonderbaukörper bespielt wird.

Vom Quartiersplatz aus setzt auch die neue, ebenfalls öffentliche Verbindung auf die Kalkhalde an. Sie wird derart in die Innenstadtstruktur Würselens integriert als innerstädtische Grünfläche mit Bezug zur industriellen Stadtgeschichte. […]

Freianlagen | Die vier Erschließungsachsen, die sich in der Mitte des Quartiers treffen und den Quartiersplatz bilden, werden gesäumt von Bäumen und Pflanzflächen. Den Auftakt bildet die Eingangssituation von der Kaiserstraße. Mit Blick auf die Halde und den zukünftigen Platz gelangt man entlang einer Mauer mit historischen Fotodrucken in das Quartier. Geschichte und Gegenwart sind hier unmittelbar nebeneinander erlebbar. Die südlichen Achsen von der Bahnhofstraße bilden den Eingang in das Wohnquartier. Großzügige Vorgärten und Baumreihen säumen die Wege. Der Quartiersplatz ist ein Treffpunkt für alle Würselener und natürlich auch darüber hinaus. Der wassergebundene Platz wird gefasst von Bäumen, versetzte Wasserbänder auf dem Boden werden gerade im Sommer zum Anziehungspunkt. Die versetzten Sitzbänke an der Halde setzen das Konzept vom Dreiecksplatz fort und bilden einen gelungenen Rahmen auch für Veranstaltungen. Die Kalkhalde wird über eine Wegeverbindung erlebbar gemacht. Einen Abenteuerspielplatz zwischen den Ebenen und einen Trimm-Dich-Pfad auf der Halde aktivieren diesen schönen Ort in der Mitte von Würselen. Für die Kleinkinder gibt es einen „ruhigen“ Spielplatz hinter der Kita. Eine besondere Rolle für junge Leute bildet die Freifläche auf dem Dach des neuen Mobility Hubs. Auf ihr entsteht ein urbaner Raum mit einem Sportfeld und Treffpunkt für Jugendliche. Neben den öffentlichen Freiflächen hat jeder Wohnbereich seine privaten Freiflächen. Jedes Wohncluster erhält im inneren Hofbereich seinen eigenen Spiel- und  Pflanzbereich für die Bewohner.

Perspektive, pbs Architekten, Aachen mit 3Plus Freiraumplaner, Aachen

Lageplan, pbs Architekten, Aachen mit 3Plus Freiraumplaner, Aachen

Freiraumkonzept, pbs Architekten, Aachen mit 3Plus Freiraumplaner, Aachen

Vogelperspektive, pbs Architekten, Aachen mit 3Plus Freiraumplaner, Aachen

4. Rang | Konrath und Wennemar Architekten Ingenieure, Düsseldorf mit KRAFT.RAUM., Düsseldorf

[Auszug Erläuterungsbericht]

Stadtquartier Am Haldenpark | Die besondere Spannung des Grundstücks ergibt sich aus den angrenzenden Polen – der Einkaufsmeile Kaiserstraße im Westen und dem Kalkhaldenpark im Nordosten des Planungsgebiets. Zur Kaiserstraße suchen und entwickeln wir lesbare urbane Strukturen. Zur Kalkhalde fassen wir die Naturräume und machen Sie im Quartier erlebbar. Insbesondere aber verweben wir beide Seiten, die Stadt und die Halde, zu einem attraktiven Gesamtorganismus.

Freiraumkonzept | Der bestehende Haldenparkt ist das bestimmende Element im Freiraumkonzept. Wir führen den Grünraum der Halde unter Einbeziehung des Baumbestands auf und neben dem Grundstück Kaiserstraße 110 bis dicht an die Kaiserstraße, und machen sie so aus dem Stadtraum erlebbar. So entstehen selbstverständliche Wegebeziehungen von der Kaiserstraße über den neuen Quartiersplatz zur Halde und von der Bahnhofstraße über den Quartiersplatz zur Elchenrather Straße.

Nutzungsverteilung | Im Verlauf der Werkstätten ist deutlich geworden, dass die Einzelhandelsnutzung direkt an der Kaiserstraße zu verorten ist. Daran angrenzend werden um den Quartiersplatz weitere allgemeine Nutzungen vorgesehen, wie eine Kita, ein Café oder ein „Dritter Ort“. Hier sind auch weitere Sonderwohnformen wie Senioren-WGs über der Kita denkbar, oder Co-Living über den Einzelhandelsflächen.

Entlang der Bahnhofstraße im Südosten und zur Elchenrather Straße im Norden sind frei finanzierte und geförderte Wohnformen vorgesehen. Der überwiegende Anteil sind kompakte Wohnungen mit 2-3 Zimmern, aber auch 1-Zimmerwohnungen oder größere Wohnungen und Townhouses bieten ein möglichst breites Angebot für eine gemischte Nachbarschaft. […]

Landschaftsarchitektur | Die Wege führen von außen über zwei Hauptachsen in und durch das Quartier. Entlang der Wege öffnen sich immer wieder kleine Aufenthaltsbereiche, die zum Aufhalten, Kommunizieren und Austauschen einladen sollen. In der Mitte des Quartiers entsteht ein grüner Quartiersplatz mit kleinen Spielmöglichkeiten. Von diesem führt ein kleiner landschaftlicher Weg die Halde entlang, hoch zu einer neuen Spiel- und Bewegungsfläche.

Perspektive, Konrath und Wennemar Architekten Ingenieure, Düsseldorf mit KRAFT.RAUM., Düsseldorf

Lageplan, Konrath und Wennemar Architekten Ingenieure, Düsseldorf mit KRAFT.RAUM., Düsseldorf

Leitidee, Konrath und Wennemar Architekten Ingenieure, Düsseldorf mit KRAFT.RAUM., Düsseldorf

Vogelperspektive, Konrath und Wennemar Architekten Ingenieure, Düsseldorf mit KRAFT.RAUM., Düsseldorf

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