Leitbild
Das Quartier Hafenkante bildet einen neuen Stadtbaustein im Nordosten Kassels – ein identitätsstiftender Ort am Wasser, der das vormals abgeschlossene, gewerblich genutzte Hafengelände in eine vernetzte, urbane Nachbarschaft transformiert. Aus der bisherigen Sackgassenlage entsteht ein durchlässiges, gut angebundenes Quartier mit übergeordneten stadträumlichen Bezügen. Im Zentrum des Leitbilds steht die räumliche Vernetzung: Das Quartier öffnet sich nach Süden zu angrenzenden Gewerbe- und Transformationsflächen, nach Westen zu den Fuldaauen und zur Karlsaue sowie nach Nordosten zum Landschaftsraum. Hafenpromenade und begleitende Wegeachsen knüpfen an bestehende Strukturen an und bilden ein zusammenhängendes Freiraumsystem. Auch jenseits der Fulda wird Potenzial sichtbar: Auf alten Gewerbeflächen könnte das neue Quartier „Franzgraben“ entstehen – ein ergänzender Stadtbaustein, der die Hafenkante mit der Kasseler Innenstadt verbindet und als Trittstein die stadträumliche Integration stärkt.
Städtebau
Das Hafenareal Kassel wird von einem ehemals gewerblich geprägten Standort zu einem urbanen, gemischt genutzten Quartier transformiert. Ziel ist es, eine eigenständige städtische Identität zu entwickeln, die sowohl historische als auch landschaftliche Potenziale nutzt. Fulda und Hafenbecken fungieren dabei als prägende Elemente und werden identitätsstiftend in die Quartiersstruktur eingebunden. Die städtebauliche Entwicklung basiert auf einer robusten, adaptiven Struktur, die kurzfristige Umsetzungen ebenso ermöglicht wie langfristige Flexibilität im Wandel. Zentrales Prinzip ist ein klar gegliedertes, feinmaschiges Gerüst, das „offene Quartiere“ mit vielfältigen Raumfolgen, Blickbeziehungen zum Wasser und einer durchlässigen Wegevernetzung schafft. Öffentliche, halböffentliche und private Räume greifen ineinander und ermöglichen soziale Interaktion. Die Bebauung orientiert sich an einer dem Ort angemessenen Dichte, die einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden sichert und gleichzeitig vielfältige Wohnformen.
Nutzungen
Das Quartier vereint vielfältige Nutzungen mit einem Schwerpunkt auf Wohnen. Neben gefördertem und freiem Mietwohnungsbau sind gemeinschaftliche Wohnformen, Baugruppenmodelle sowie betreutes Wohnen vorgesehen. Ergänzt wird dies durch Mehrgenerationenwohnen mit begleitenden sozialen Dienstleistungen. In den Erdgeschosszonen und am Stadtplatz entstehen kleinteilige Läden, eine Bäckerei, Gastronomie, Büros und Dienstleistungen. Co-Working-Angebote schaffen wohnortnahe Arbeitsmöglichkeiten. Im Norden kombiniert der Kreativhof gewerbliche Nutzungen aus dem künstlerischen und kreativen Bereich mit Wohnen und gemeinschaftlichem Arbeiten. Der südliche Gemeinschaftshof verzahnt Wohnen und Arbeiten, u. a. mit produktivem, wohnverträglichem Gewerbe in Bestandsbauten. Im Speichergebäude entsteht ein nutzungsgemischtes Zentrum mit kulturellen, gastronomischen und freizeitorientierten Angeboten. Eine vier- bis sechszügige Kindertagesstätte ist am südlichen Quartierseingang verortet.
Mobilität
Das Mobilitätskonzept verfolgt die Vision eines autoarmen Quartiers. Vorrang erhalten Fuß- und Radverkehr sowie neue Mobilitätsangebote. Sharing-Stationen und Quartiersgaragen an zentralen Punkten reduzieren den Stellplatzbedarf und schaffen Raum für öffentliche Nutzung. Die Kfz-Stellplätze werden in Quartiersgaragen gebündelt. Radabstellplätze werden dezentral und in ausreichender Anzahl vorgesehen. Eine neue Brückenverbindung über die Fulda schafft Anschluss an das Stadtviertel Wesertor und stärkt die übergeordnete städtische Vernetzung. Die Brücke ist ausschließlich für den Fuß- und Radverkehr sowie den ÖPNV vorgesehen. Ein Durchgangsverkehr für den motorisierten Individualverkehr (MIV) ist nicht geplant. Dadurch kann sich das Quartier als ruhiger, lebenswerter Stadtraum entfalten. Der Straßenraum innerhalb des Quartiers wird verkehrsberuhigt und auf die Bedürfnisse der Anwohnenden, insbesondere mobilitätseingeschränkter Personen, ausgerichtet. Die neue Erschließungsstruktur sichert eine robuste, aber flexible Struktur
Freiraum
Der Freiraum folgt der Leitidee „Das Wasser ist der Star“. Die neue Hafenpromenade bildet das Rückgrat des Quartiers, öffnet den Zugang zur Fulda und schafft identitätsstiftende Uferzonen. Orte wie der „Balkon am Wasser“, eine Anlegestelle, Spiel- und Bewegungsflächen sowie künstlerisch gestaltete Bereiche – etwa Skulpturen im Wasser – fördern das soziale Miteinander und die Aneignung durch die Bewohner*innen. Freiraumachsen mit direktem Wasserbezug ermöglichen attraktive Blickbeziehungen und Verbindungen in den Landschaftsraum. Sie bilden ein gestalterisches und soziales Gerüst für das Quartier und knüpfen an die angrenzenden Stadträume an.
Klima
Trotz urbaner Dichte weist das Quartier eine hohe räumliche Durchlässigkeit auf. Insbesondere die Freiraumachsen mit Bezug zur Fulda dienen dem Frischluftaustausch und tragen zur natürlichen Kühlung des Quartiers bei. Ein Netz aus grünen Korridoren verbessert das Mikroklima, vernetzt Biotope und fördert die Biodiversität. Extensive Dach- und Fassadenbegrünung, dezentrale Regenwasserrückhaltung und Retentionsflächen setzen das Schwammstadtprinzip um. Insgesamt ist der Umgang mit Klima und Ressourcen ein zentrales Element der Quartiersentwicklung – als Beitrag zu einer klimaresilienten, ökologisch hochwertigen und nachhaltigen Stadtstruktur.