Städtebaulich-freiraumplanerisches Konzept
Der Name „Tarnowitzer Bögen“ ist in diesem Entwurf Programm. Die Straßenführung verläuft in Bögen und hat einen geschwungenen Verlauf. Es entsteht ein organisch gestalteter Städtebau, der sich wie selbstverständlich in den Bestand einfügt und den Ortsrand arrondiert. Zentrales Element ist die Freiraumachse, die das Plangebiet in zwei Teile gliedert und eine Verbindung zum historischen Stadtkern herstellt.
Der Entwurf setzt auf zwei Erschließungspunkte, welche an die Tarnowitzer Straße anbinden. Die innere Erschließung erfolgt über zwei Haupterschließungsbögen. Entlang der Haupterschließung befinden sich auf der einen Seite Mehrfamilienhäuser und auf der anderen Seite Wohnhöfe. Die Wohnhöfe folgen dem Ansatz Wohnen gemeinschaftsorientiert, autofrei und klimaneutral zu organisieren. Die Höfe setzen sich aus gemischten Typologien wie Doppelhäuser, Reihenhäuser und Mehrfamilienhäuser zusammen. Durch die zentrale Organisation des ruhenden Verkehrs auf Sammelstellplätzen, stehen die verfügbaren Freiräume der Gemeinschaft zur Verfügung. In den Wohnhöfen können lebendige Nachbarschaften entstehen und Grünflächen bspw. als Selbstversorger- oder Gemeinschaftsgärten genutzt werden.
Im Norden des Plangebietes an der Ecke von Tarnowitzer Straße und der Straße Südgeist befinden sich das neue Feuerwehrgerätehaus, eine Kindertagesstätte und weitere soziale Einrichtungen wie betreutes Wohnen.
Mobilitätskonzept
An den Eingangsbereichen an der Tarnowitzer Straße sind Quartiersgaragen positioniert, um frühzeitig großes Teile des ruhenden Verkehrs aufzunehmen, gebündelt abzuwickeln und somit eine attraktive Freiraumgestaltung für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen zu ermöglichen.
Die Mobilitätsstationen sind mehrfachcodiert und beinhalten neben Stellplätzen unterschiedliche Bike- und Car-Sharing-Angebote sowie Co-Working, flexibel nutzbare Mehrzweckräume, Energiezentralen, Paketstationen oder auch Hobby- und Werkräume. Sie bieten nicht nur Angebote für die neuen Bewohner:innen, sondern auch für Nachbar:innen aus Bockum-Hövel. Die Mobilitätsstationen beinhalten insgesamt ca. 400 Anwohner- und Besucherstellplätze.
Die Stellplätze der Wohnhöfe sind als Sammelstellplätze organisiert und befinden sich wohnortnah zwischen den Höfen, um kurze Wege vom Stellplatz zur Wohneinheit zu ermöglichen. Es entstehen autofreie Wohnhöfe, die eine hohe Aufenthaltsqualität aufweisen und das sichere Spielen von Kindern ermöglichen.
Fahrradabstellanlagen befinden sich sowohl in den Mobilitätsstationen, als auch dezentral und wohnungsnah an den Gebäuden. Die Zuwegung zur Anlieferung, Rettung und für die Müllabfuhr ist in allen Bereichen gesichert.
Grün-blaue Infrastruktur
Der Tarnowitzer Park erfüllt eine ökologische Funktion, dient dem Regenwassermanagement und bietet den Bewohner:innen Aufenthalts- und Naherholungsräume. Der Freiraum wird ökologisch angereichert und bietet so Flora und Fauna einen biodiversen Lebensraum. Neben der Rückhaltung von Regenwasser, der Verdunstung und einhergehenden Kühlung der Umgebung, fungiert der Naturraum u.a. als CO²-Speicher. Die Bestandsbäume werden erhalten, in den Freiraum integriert und durch neue Pflanzungen von schattenspendenden Zukunftsbäumen ergänzt. Diese stadtklimafesten Zukunftsbäume sind besonders robust und können sich klimatischen Bedingungen anpassen. Weiterhin sorgen sie für einen Kühlungseffekt im Quartier und erhöhen die Lebensqualität.
Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit
Durch den erhöhten Grünanteil und die ökologische Bauweise wird das Quartier den Ansprüchen an Klimaschutz und Klimaanpassung gerecht. Die vielfältigen Freiräume fungieren als Kaltluftentstehungsgebiete, tragen zur Belüftung bei und dienen als CO²-Filter.
Der Versiegelungsgrad wird auf ein Minimum reduziert und Oberflächen mit wasserdurchlässigen Bodenbelägen wie Ökopflaster gestaltet, wodurch das Stadtklima positiv beeinflusst wird. Das Regenwasser kann mittels oberflächlicher Pflasterrinne gesammelt und dann über die Sammelstellplätze in die Freiraumachse eingeleitet werden. In der Freiraumachse kann das Wasser zurückgehalten werden oder versickern.
Das Konzept sieht intensive und extensive Dachbegrünung in Kombination mit Photovoltaik-Anlagen vor, wodurch die Biodiversität und Artenvielfalt gestärkt werden. Zwei Energiezentralen in den Mobilitätsstationen sichern bzw. steuern die Energieversorgung des Gebiets.