In Witten-Stockum kann in den nächsten Jahren ein ca. 4 ha großes Wohnquartier mit rund 100 Wohneinheiten stehen. In einer Mehrfachbeauftragung mit anschließender Überarbeitung haben wir ein umweltfreundliches, klimafreundliches und zum Teil autofreies Wohnquartier entworfen.
Die Erschließung des Quartiers erfolgt über die Hörder Straße. Eine zentrale Mischverkehrsfläche fungiert als Rückgrat und erfüllt gleich mehrere Funktionen. Neben der Erschließungsfunktion übernimmt diese Multifunktionszone die Sammlung, Leitung und Versickerung des Regenwassers. Das Regenwasser wird im Straßenraum und in den Grünachsen oberflächennah in einem Mulden- und Rigolensystem geführt und in den Freiraum am Heidegraben geleitet.
Insgesamt besteht die Wohnbebauung aus einer homogenen 2 bis 3-geschossigen Bauweise. An der Hörder Straße sind als Entrée Mehrfamilienhäuser mit 3 bis 4 Vollgeschossen vorgesehen. Im Erdgeschoss des 4-geschossigen Mehrfamilienhauses befindet sich eine Kita mit Außenbereich. Entlang des Rückgrats sind Doppelhäuser und Reihenhäuser geplant.
Eine besondere Typologie ist der autofreie Wohnhof. Zwei Wohnhöfe sind nutzungsgemischt und bestehen aus Doppelhäusern, Reihenhäuser und einem Mehrfamilienhaus. Der ruhende Verkehr wird auf einer zentralen Anwohnerstellplatzanlage in unmittelbarer Nähe zu den Wohnhöfen gesammelt.
Im Fokus der Planung liegt die Schaffung von Nachbarschaften und Begegnungsräumen. Zentral gelegen befindet sich eine grüne Quartiersmitte mit einem Spielplatz von ca. 400m². Am Quartiersplatz und in den Wohnhöfen entstehen Orte für Interaktion, Austausch und Gemeinschaft. Begegnungsräume und tragen zur Identifikation der Bewohner mit dem Quartier bei.
Das Quartier ist insgesamt fußgängerfreundlich und fahrradgerecht gestaltet und vernetzt. Parallel zur Hörder Straße entsteht ein neuer, attraktiver Fuß- und Radweg unterhalb der Böschung und somit getrennt vom MIV.
Durch den hohen Grünanteil wird das Quartier den Ansprüchen an Klimaschutz und Klimaanpassung gerecht. Die Multifunktionszone fungiert als Kaltluftentstehungsgebiet bzw. Kaltluftschneise. Sie sorgt zudem für eine ausreichende Belüftung des Quartiers.
Der Versiegelungsgrad ist auf mein Minimum reduziert. Durch die Organisation des ruhenden Verkehrs in oberirdischen Sammelstellplätzen wird der Versiegelungsgrad reduziert. Der geringe Anteil versiegelter Flächen ermöglicht ein hohes Maß der oberflächennahen Versickerung und Verdunstung.
Bei der Bebauung handelt es sich um eine klimaangepasste Hybridbauweise. Dach- und Fassadenbegrünung kühlen das Quartier nachhaltig. Alle Dächer sind mit extensiver Dachbegrünung und Photovoltaikanlagen ausgestattet. Die Flachdächer haben eine maximale Dachneigung von 15%.
Bei der Bepflanzung werden stadtklimafeste und Zukunftsbäume verwendet. Sie sind besonders robust und können sich klimatischen Bedingungen gut anpassen. Schattenspendende Bäume wirken sich durch den Kühlungs- und Verdunstungseffekt positiv auf das Mikroklima aus.